Ich bin kein Terrorist! – Und doof bin ich auch nicht.

Von Politropolis @sattler59

Ich bin kein Terrorist – Foto: © politropolis.de

Ich bin zur Zeit ganz und gar nicht “politisch”. Genau betrachtet bin ich nie “nur” politisch. Allerdings reiß ich gerne meine Klappe auf und am liebsten über Dinge, die ich nie vollständig begreifen werde; zumindest will man mir medial glauben machen, die seien “zu hoch” für mich.
Vielleicht fehlt mir auch die abgebrühte Kaltschnäuzigkeit jener Politiker, die z.B. gestern noch Gesundheitsminister waren und plötzlich voller Kompetenz das Wirtschaftsressort des Landes leiten oder jener Spitzenpolitiker, die Entscheidungen über Themen treffen, die ihnen stets zuerst von “Beratern” erklärt werden müssen.
Wie auch immer… deshalb gibt es zur Zeit keinen meiner Wochenrückblicke.
Ausserdem ist es viel zu heiss, um Nachzudenken!

Die Hitze-Verschwörung

Aber das ist ja der Zweck des warmen Wetters – das passt der Regierung gut in den Kram… Wir kochen den Leuten ein paar Wochen lang das Hirn, stopfen sie mit gegrilltem Abfallfett in Würstchenform voll und pumpen ihnen das Bier literweise in die Leber – die Bundestagswahl wird somit zum Selbstläufer.
Wichtige Themen, wie die ganzen Spionageprogramme werden nicht wirklich wahrgenommen. “Wie? Spionageprogramm? Wiederholen sie wieder die ganzen James Bond – Filme?”

Kommt doch alle rein!

Ja, die Regierung hat es leicht mit uns Deutschen. Und da sich das weltweit herumgesprochen hat, schalten sich die anderen Länder nun auch in unsere Mails, Telefonate und sonstigen Öffnungen.
Vielleicht bekomm ich ja bald Post vom englischen Geheimdienst: “Sehr geehrter Herr Hausmeister, bei einer Routineüberprüfung Ihres Privatlebens haben wir bei Ihnen eine vergrößerte Prostata festgestellt. Wir raten Ihnen dringend, einen Arzt aufzusuchen.”

Dass eine Bundeskanzlerin, für die das Internet absolutes Neuland darstellt, von sowas keine Ahnung hat, mag ich sogar noch glauben. Dass in Berlin keiner was davon wußte, halte ich persönlich für gelogen. Dass nun aber ausser dem Produzieren von “heißer Luft” nichts zum Schutz unternommen wird, halte ich für eine Affront gegen die eigene Bevölkerung.
Der kalte Krieg mag zwar ein Ende gefunden haben, aber jetzt steigen anstelle dessen die Temperaturen stetig an.

Welches Lebensgefühl macht das?

Klar kann es einem Normalbürger Wurscht sein, wer harmlose Mails liest oder Telefonate abhört in denen es um Kochrezepte geht. Dann können wir ja aber auch bitte die Haustüren öffnen und die Herren hereinbitten.

Vor einigen Jahren wurde mein Auto aufgebrochen. Entwendet wurde mir damals meine Laptoptasche obwohl keiner drin war. Aber – es waren Fotos von meinem Sohn und meine Visitenkarten drin.
Wer das schonmal erlebt hat, weiß, wie schmerzlich der Gedanke ist, dass ein Fremder Zugriff auf private Dinge von einem hat. Und genauso verhält es sich mit dem Stöbern in Mails und Telefonaufzeichnungen. Es ist überhaupt nicht lustig und hat auch nichts mit meiner Sicherheit zu tun! Mit Angst erreicht man bei mir sowieso nichts. Wenn mich ne Bombe zerreißt, dann ist es so. Aber bis dahin will ich normal leben dürfen und nicht dauernd das Gefühl haben, dass mir jemand über die Schulter schaut.

Überhaupt, was für ein Lebensgefühl wird eigentlich damit produziert, dass ich bei jedem Telefonat, einem Kommentar in Facebook, bei jedem Kommentar, bei einem E-Mail an einen Freund oder einem Beitrag auf einem Blog wie diesem abwägen muss, ob das was ich sage, schreibe oder fotografiere irgendeinem Auswertungsalgorithmus vielleicht sauer aufstößt und irgendwo ein Lämpchen aufleuchtet? Welche Stimmung wird da im Landproduziert, wenn ein offensichtlicher Scherz dazu führen kann, dass bei Dir gleich die “Sturmtruppen” vor dem Haus in Stellung gehen? (siehe: “Spaziergang ruft Staatsschutz auf den Plan”(1) ) Wer an der “Macht” braucht noch “Meinungsfreiheit” zu fürchten, wenn die über uns schwebende Total-Überwachungs Ängste schürt und für ein Klima der Selbstzensur sorgt?

Ich bin kein Terrorist und ich will auch nicht als solcher unter Generalverdacht gestellt werden. Zuersteinmal bin ich ein potenziell friedliebender Bürger und Vater, der ohne konkreten Anlass nicht zu verdächtigen ist! Der Terror entsteht woanders als in meinem Umfeld. Die Drahtzieher kennt man häufig, die meisten davon haben unsere großartigen Staatenlenker sogar selbst finanziert. Also lasst mich einfach mit Eurer Bespitzelung in Ruhe!

Hunger-Terror

Wieviele Menschen -vor allem Kinder- sterben täglich an Hunger? Das ist eine Form des Terrorismusses unserer Zeit, der viel leidenschaftlicher bekämpft werden müsste. Verplant Eure Milliarden-Ressourcen doch einmal dafür!

Die Gelder für Überwachungs- und Waffensysteme fliessen zwar ins Bruttosozialprodukt – aber werden damit “Werte” geschaffen? – Das Gegenteil ist der Fall.

Mit dem Bau von Wasseraufbereitungsanlagen werden Menschenleben gerettet. Mit dem Bau von Krankenhäusern wird kranken Menschen geholfen. Mit dem Bau von Schulen wird in den armen Ländern den Kindern ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Das nenne ich Frieden schaffen. Das ist Kampf gegen Terrorismus.
Das Durchstöbern meiner Mails oder Telefonate hilft da niemandem.

Natürlich bietet das Internet grundsätzlich die Möglichkeit, dass private Daten abgeschöpft werden; eine Gefahr für die Privatsphäre. Die Firmen und Versandhändler tun das permanent. Und wer weiß – vielleicht muss man das Preisgeben privater Informationen in diesem Medium viel stärker oder ganz vermeiden. Mit meiner persönlichen Meinung tu ich das aber nicht. Die darf gehört und gelesen werden!

Vor vielen Jahren verschaffte mir die Verfilmung von Orwells “1984″ noch Gänsehaut. Düster war die Szenerie und kalt.
Dem ist heute nicht so, auch wenn die Sprachreduktion “New Speak” schon umgesetzt zu sein scheint. (Das Ziel dieser Sprachpolitik nach Orwell sei es, die Anzahl und das Bedeutungsspektrum der Wörter zu verringern, um die Kommunikation der Bevölkerung in enge, kontrollierte Bahnen zu lenken. (1) ) Wir werden mit schrillen Fernsehformaten und Leuchtreklamen zugekotzt, während wir hinten herum ausspioniert und manipuliert werden.
Das wird zum Glück -so hat es zumindest den Anschein- immer mehr Menschen bewußt, wenn man die Leserbriefe in verschiedenen Zeitungen liest oder Blogkommentare.
Aber was passiert denn, was ändern wir? Wir werfen den Grill an und finden das Wetter in diesem Jahr besonders geil. Angesagt sind scharfe BBQ-Saucen.

In diesem Sinne guten Appetit,

Euer Hausmeister.