Ich bin eine Gefühle-Sauger

Von Dani W.

Am Montag, vor 2 Tagen war wieder so ein Gefühle-Sauger Tag.

Es war Rosenmontag. Fasching in der KiTa. Mein Innerstes ahnte schon, das es dem Prinzen zu viel sein würde- Mir wäre es auf jeden Fall zuviel. Zu viele Menschen auf einen Haufen, zu viele Bilder, Geräusche und kaum Rückzugsmöglichkeiten.
Er wollte kein Kostüm anziehen. Er liebt Kostüme aber eben zu Hause mit uns oder sich.

Das ist total in Ordnung und niemals würden wir ihn zu irgendwas drängen. Ich dachte mehrmals am Vormittag an ihn und seine Gefühle, wie er diesen Trubel überstehen würde.
Als ich ihn abholte war soweit alles super aber ich sah seine Müdigkeit. Ich sah wie anstrengend sein Tag war aber er lächelte mich an und wir umarmten uns wie jeden Tag, wenn ich ihn abhole.

Unser Kühlschrank war leer. Wir MUSSTEN einkaufen gehen und das stellte sich schnell als Hürde heraus.

Als wir den Laden betraten, dauerte es 1 Minute und die Stimmung veränderte sich. Ich spürte es, bevor es losging. Er wollte nicht in dem Wagen sitzen und ich wusste, gleich rennt er weg. Genauso kam es und ich rannte hinterher. Ich nahm ihn hoch, er schrie und wehrte sich. Ich setzte ihn ab und beugte mich runter und fragte ganz leise- was passiert sei?

Er schrie ohne zu reden. Er weinte und schrie.

Diese Schreie gehen mir immer bis ins Mark- ich spüre sofort, dass ich traurig werde und wie traurig und durcheinander er ist. Ich sah überall die Menschen stehen bleiben und aus dem Regal hervorluken. Es interessierte mich nicht aber besser macht es das auch nicht wirklich. Der Prinz wollte wieder wegrennen. Ich holte ihn und sagte ihm leise, dass er nicht wegrennen kann und das wir uns beeilen, um schnell wieder aus dem Laden zu können, wir jetzt aber wirklich die Einkäufe erledigen sollten, da wir sonst nichts zu Essen haben.

Ich flüsterte in seine Ohren, dass heute ein sehr anstrengender Tag für uns war, das viel los war und das es mir leid tut, dass er jetzt so leiden muss und es jetzt so stark raus muss aber das alles gut werden wird. Das ich da bin und ihn halte und wir Zeit haben.

Ich fragte ihn ob er Kohlrabi möchte- Wir standen vor dem Gemüse und ich dachte vllt. hilft es, wenn ich versuche unseren üblichen Einkaufsablauf fortzuführen. Er schrie nein, ich zählte weitere Gemüsesorten auf und fragte nebenbei, was es denn heute in der KiTa zu Essen gab und welche Kinder da waren. Ich wollte nicht ignorieren, wie es ihm ging aber es weiter thematisieren wollte ich auch nicht, da ich gerne dazu neige, etwas zu verschlimmbessern.
Er wurde tatsächlich ruhiger. Er fing an zu erzählen. Wir spielten unsere Aufzählungsspiele. Er kennt jedes Gemüse. Er umarmte mich und ich wusste wir haben es fast geschafft. Ich fuhr mit dem Wagen und ihm in meinen Armen, die Regale ab und er entspannte sich immer mehr. Wir kuschelten und drückten uns ganz fest, lachten und nun wurde ich langsam müde.

Die Anspannung fiel auch von mir ab.

Mein innerer Gefühle-Sauger hatte einen vollen Beutel, der gewechselt werden wollte.

Morgens ging mein Beitrag über #inlauterTrauer online und ich vergoss einige Tränen deswegen. Mir gehen solche Themen sehr nahe. Im Büro war auch einiges zu tun. Der Frust einiger Menschen, wurde bei mir abgeladen und ich merkte, dass es mich müde macht.

Ich kann Gefühle anderer Menschen nicht einfach an mir abprallen lassen. Sie wühlen mich auf, machen mich manchmal wütend und vor allem versuche ich zu erörtern, wieso diese Gefühle jetzt entstanden sind.

Die Gefühle des Prinzen und seine Verzweiflung waren dann das größte Gefühlskorn, das noch in den Sauger passte. Dann war er voll. Ich spürte eine so unglaubliche Müdigkeit. Ich hielt mich so an ihm fest. Er ist mein kleiner Fels.

Ich war so froh, dass wir den Einkauf dann fröhlich zu Ende bringen konnten und sein Lachen meinen Tank wieder aus dem roten Bereich holte.

Als wir dann kuschelnd auf der Couch lagen, merkte ich wie anstrengend es ist, ein Gefühle-Sauger zu sein und ich merkte auch, dass ich das schon immer bin.


Das erklärte sofort meine Kopfschmerzen. Meine Müdigkeit manchmal und vor Allem auch meine Überforderung. Denn glaubt mir, ich bin nicht Superwoman, die all das erst aufsaugt und dann wegsteckt. Mein Körper und mein Geist muss das ja auch verkraften.

Niemand hat Schuld oder die Verantwortung dafür.

Der Prinz kann nicht wissen, dass mein Tag genauso laut und aufbrausend war, wie seiner. Er weiss noch gar nicht, wohin er mit all seinen Gefühlen hin soll und es ist wirklich das Beste, wenn ich Sie aufsaugen kann und versuchen kann, ihn aufzufangen.

Ich versuche richtig zu reagieren. Ich versuche sein Fels zu sein. Ich versuche ihn aufzufangen, wann immer es geht. Ich weiss aber z.B. nicht, was gewesen wäre, wenn jemand der Anwesenden Leute uns angesprochen hätte.

Ich weiss nicht ob ich dann explodiert wäre.

Ich gebe es ehrlich zu, ich habe mich nicht immer unter Kontrolle. Manchmal müssen die Gefühle wieder raus. Da schafft es der Beutel nicht, Sie verschlossen zu halten. Dann platzt er und alles fliegt durch die Gegend.

Ich weiss nicht, ob meine rumfliegenden Gefühle ihn dann belasten? Hat es Auswirkungen auf ihn? Ich habe nie meine Gefühle vor ihm versteckt, da es eben zum Leben dazugehört.

Was ich weiss ist, dass der Prinz genau so richtig ist, wie er ist und wir an diesen Gefühlen weiter wachsen werden aber habt ihr Ideen, wie ich es besser schaffe, meine Gefühle abzubauen? Wie bekomme ich meinen Kopf leer? Wie schaffe ich es, immer ruhig zu reagieren.

Ja das ist mein Anspruch, mein Leitstern, wie Susanne von Geborgen Wachsen sagt.

Mein Leitstern ist es, meinem Kind zu zeigen, dass Gefühle wichtig sind, das man Sie immer ernst nehmen und auch zeigen soll aber eben auch einen gesunden Umgang damit lernt. Aber ich habe diesen Umgang noch nicht so richtig gelernt, glaube ich.

Ich bin der Anker des Prinzen und das finde ich wirklich ganz fantastisch, da es eben auch unsere tiefe und feste Bindung bestätigt aber ich wäre auch gerne mein eigener Anker.

Doch wie schaffe ich das?

Eure Glucke

Ich bin Dani, in den Dreißigern, also den besten Jahren des Lebens. Ich bin Mama vom Prinzen, Ehefrau vom Liebsten und Schreiberin von diesem, meinem Schatz Glucke und So. Hier findet ihr eigentlich recht viel von mir und meinem Leben. Authentizität und Ehrlichkeit ist mir sehr wichtig und ich hoffe das spürt man auch. Viel Spaß beim Stöbern und schön das Du vorbeigeschaut hast.