Ich bin ein Discovery-Writer (This Week in Wortsteinschwalbe 29.01.2012)

Als ehrgeiziges Jungtalent mit Blick auf wahlweise die Bestsellerlisten (ahem) oder einen Platz im Schreibolymp (hust), war meine größte Schwierigkeit beim Schreiben bisher immer eine ganz simple Frage:

„Wie schreibe ich überhaupt?“

Klar, von Buchstaben, Sätzen und Grammatik hatte ich schon mal gehört – aber wenn es darum eine Geschichte zu schreiben, wusste ich nie so recht, wo ich denn anfangen sollte. In all den schlauen Schreibbüchern, die so bei mir auf der Toilette rumliegen, steht viel über Plotstrukturen, mehrdimensionale Charaktere, Spannungsbögen und so weiter. Aber eine richtige Methode habe ich dabei für mich nie gefunden. Die Frage nach dem „Wie mach ich dass denn nun?“ konnte mir keiner wirklich beantworten.

Ich habe rum probiert, Plotskizzen, Zusammenfassungen und Szenenentwürfe geschrieben, doch nichts hat wirklich geholfen. Ich kam nur zäh voran, das Alles wollte nicht so richtig klappen. Dann habe ich mich vor ca. drei Wochen auf mein Sofa gesetzt und in etwa zwei Stunden diese Geschichte hier geschrieben. Einfach so, nur mit der Idee im Kopf, ohne nachzudenken.

Den meisten und vor allem besten Output habe ich, wenn ich mich vor den Laptop setze und einfach schreibe. Neulich hatte ich eine Stunde Zeit vor einer Verabredung tot zu schlagen und mich an den Schreibtisch gesetzt. Ich habe in fünf Minuten eine komplette Seite rausgehauen, ohne vorher den Hauch eines Plans zu haben, abgesehen von dem ersten Satz „Mein Mann starb an dem Tag, als die neuen Nachbarn einzogen“ und selbst davon wusste ich erst, als meine Fingerspitzen die Tasten berührten. Die Szene, die entstand, war unfertig und bedurfte dringen der Überarbeitung. Aber in knapp 500 Wörtern hatte sich mir ein kompletter Plot für eine passable Geschichte dargelegt, ohne dass ich irgendetwas großartig dazu getan hätte.

Wenn ich über Geschichten nachdenke, wenn ich plotte und feile und probiere und plane, dann, so habe ich festgestellt, blockiert sich mein Kopf. Ich verliere die Lust an der Geschichte, die Spannung verbaut sich mir. Wenn ich einfach schreibe, fließt es. Natürlich ist das nicht immer ganz leicht. Man muss viel neu schreiben. Auch muss man immer wieder die Begeisterung für die eigene Geschichte neu erfinden, in dem man sich etwas neues einfallen lässt. Am Ende einer Szene weiß man oft nicht, wie die nächste weiter geht. Es ist mir auch schon passiert, dass ich an einen Punkt gekommen bin, an dem die Story nicht mehr weiter geht – tja, Pech gehabt.

Aber solche Probleme lassen sich bewältigen. Und das aller wichtigste ist, dass ich mich zum ersten Mal wirklich wohl fühle in meiner Haut beim Schreiben. Die Bestsellerlisten (ähem) oder mein Platz neben Hemingway (hust) können kommen.


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