Ich bin dran!

Ich bin dran!

Ein Beitrag zur Blogparade #metime der charmanten Séverine von Mama on the Rocks, die gefragt hat, wie das so ist mit dem Zeithaben für sich selbst. Und mit der ich sofort einen Flamencokurs machen würde.


   Seit ziemlich genau 4 Jahren, 5 Monaten und 5 Tagen funktioniert die Sache mit dem OOOMMM und Seele baumeln und Tee aus einer Tasse schlürfen, die ich in beiden Händen halte wie immerlächelnden Trullen auf den Fotos in der Apotheken Umschau, nicht mehr. Nie. Auch nicht in den Ferien, wo sich angeblich alle blendend erholen. Irgendwer sagte mal, Urlaub mit Kind ist wie Alltag , nur woanders. Stimmt leider. Ist ja nicht so, dass das Kind dann automatisch bis halb zehn schläft, den Kakao beim Frühstück nicht umschüttet und die anderen Hotelgäste am Buffet nicht verbal beleidigt (obwohl, die Hose WAR auch schräg..). Und wenn Séverine jetzt nach #metime fragt fällt mir nur die Kita ein. Echt jetzt. Wobei....

Also, mein Mann geht ja davon aus, dass ich jeden Tag sechs Stunden Freizeit habe, eben von halb zehn bis halb vier. Ich sag jetzt mal was: als nicht erwerbstätige Mutter und Hausfrau ist man gefangen im ewigen Rechtfertigungszwang. Die Totschlagfrage ist nämlich, was man denn den ganzen Tag gemacht habe, weil es ja so aussieht. Noch mal für alle: StaubsaugenputzenwaschenWäscheaufhängenHemdenbügelnBettenabziehenkocheneinkaufenundallesfüralleerledigenundschönmachen und Zahnarzttermine hat nix mit glamourösem Housewife-Dasein zu tun. Ich trage auch keine hochhackigen Marabufederhauspömps und seidene Überwürfe und warte sehnsüchtig auf den etwas untersetzten DeHaEll-Pakethengst. Nee. Ich trag Schürze und verbuche das ganze NICHT unter #metime/Kür, sondern unter Pflicht. Der weitere Nachmittag gehört dem Kind, weil all das obige mit kleiner Begleitung ungefähr viereinhalb mal so lange dauert und und nur ein viertel so lange vorhält. Spielplatz, Playdates, auf dem Fußboden liegen und Playmobil spielen. Macht auch Spaß. Aber ich darf nix machen, was auch nur im Ansatz wahnsinnig interessant sein könnte. Am Rechner sitzen. Fotografieren üben. Ein Buch lesen! Sofort wird mir in den Nacken geatmet, der Puppenwagen klemmt, ich soll Zöpfe flechten oder es ist allgemein so unerträglich langweilig, dass man diesen Zustand drölfzigmal hauchend in Mutters Ohr beklagt. Oder im eigenen Zimmer verschwindet, nach 10 Minuten wiederkommt und sagt: "Mama, ich hab ein tolles Wasseresspriment gemacht!"

Zeit für mich ist, wenn ich wirklich nur das mache, was mich interessiert, woran ich Spaß habe, ausreichend Zeit zur Verfügung steht und ich weiß, dass ich nicht eigentlich noch hundert andere Dinge machen müsste. Weil dann fühl ich mich auch nicht erholt oder bespaßt. Die Lösung war für mich: ich kauf mir Zeit. Ab und an kommt ein charmanter französischer Putzmann, der mir vier Stunden Arbeit abnimmt. Den Einkauf bringen der Lieferdienst und die Kochbox-Leute. Dafür geh ich länglich zum Sport, tanze mich da aus, schwimme, hample oder entspanne. Oder geh mal für eine Stunde ins Museum und trinke dann noch Kaffee. Oder gehe zu VHS Italienisch lernen. Und einmal wöchentlich was Gutes tun.

Das Bloggen ist auch eine Art #metime, weil ich schalten, walten und gestalten kann wie ich mag. Es ist ein bisschen wie mein Jodeldiplom, ne? Was eigenes.

Ich weiß: hat man einen Job, ist #metime nochmal eine ganz andere Baustelle. Das war bei mir ähnlich. Allerdings lag meine Arbeitsstelle ziemlich nah an der Kita - und in den anderthalb Stunden zwischen meinem Feierabend und dem Abholen des Rübchens hab ich was kurzes für mich getan. Frisör, lang in der großen Buchhandlung Inspiration holen, was schönes essen oder shoppen, Kaffee trinken gehen und dabei lesen oder Mittagessen mit einer Freundin. Und samstags den Kunstgeschichtekurs.

Trotz dass ich die Stunden für mich genieße, muss ich #metime fest einkalkulieren - und vor allen Dingen auch sanft erzwingen durch Kursgebühren, Anmeldungen, Mitgliedschaften und Jahreskarten. Oder Kinokarten für den Abend, notfalls auch alleine. (Ähm, ja, ich bin ein Einzelkind).Tue ich das nicht, schieb ich auch gern Sachen auf, dann meldet sich der faule Schweinehund oder Orgakram oder die dreckige Badewanne...und am Ende paule ich meine Familie an, weil ich unzufrieden bin und ich mich nicht als mich selber kenne.

Was macht ihr nur für euch? Schafft ihr es, #metime in euren Alltag zu integrieren? 


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