Ich habe mich mal erkundigt. Ein Konto in der Schweiz kostet rund 300 Euro im Jahr. Wird ein Kraftakt mir eines anzulegen. Und dann will es ja auch mal gefüllt sein. Von was, weiß ich noch nicht. Aber da in Deutschland mittlerweile jeder Maurer oder jede Lagerfachkraft eines hat, möchte ich nicht nachstehen.
Wie ich auf so einen Gedanken komme? Na ja, ich habe neulich mal eines dieser gut gelaunten Morgenmagazine gesehen. Als das mit der Schwarzer noch aktueller war. Die haben da in einem Einspieler explizit unterstrichen, dass Steuerbetrug kein Reichensport sei, sondern in allen Gesellschaftsschichten vorkomme. Unterlegt haben sie diese Botschaft mit Bildern eines mit Kelle und Mörtel arbeitenden Kerls; kurzer Schwenk und plötzlich befand sich der Zuseher in einem riesigen Hochregallager, in dem sich schemenhaft einige menschliche Gestalten abzeichneten. Ich nehme an, das sollte mir sagen: Hey, Kumpel, Maurer und Lagerist haben so ein Schwarzgeldkonto - und du?
Oder man wollte damit ausdrücken, dass die Reichen ihr Geld über die Grenze bringen und die, die auch schwitzen, wenn sie sich Geld in ihrer täglichen Tretmühle beschaffen müssen, tricksen halt bei der Steuererklärung. Als ob beides dasselbe ist. Und welche Möglichkeiten hat man denn schon, wenn man mit einem jährlichen Brutto von 23.000 oder 28.000 Euro auskommen muss? Da gibt es ja kaum Spielräume für nen netten Zuverdienst. Und welcher normale Kerl weiß schon, wie er seine Steuererklärung so konjugiert, dass dabei was rumkommt?
Aber egal wo man guckt, nach der Schwarzer las mal überall, dass man heute kein Mitleid mehr mit Steuerbetrügern kenne. Der moralische Druck steige. Und selbst die Straffreiheit für Selbstanzeiger sei nun auf dem Prüfstand. Gleichzeitig konnte man aber lesen, dass jeder Bürger mehr oder weniger bescheißt. Im Personalraum lag letzte Woche eine Bildzeitung herum, die mit Leuten titelte, die Bekenntnis ablegten: Auch wir haben betrogen. Selbst ein Pfarrer war abgelichtet. Wir sind halt alle keine Engel. Kaum ein Medium, dass nicht vom neuen Volkssport schreibt und berichtet. Das ist der neue Volkssport vom neuen Volkssport zu berichten. Schwarzer ist nur eine von uns. In uns allen steckt ein Hoeneß. Dieses ganze Herunterspielen zeigt mir nur eines: Von wegen kein Kavaliersdelikt mehr! Von wegen härtere Gangart! Ganz im Gegenteil, die stricken an der Legende vom menschlichen Makel der Steuerunlust, der an uns allen - ob arm oder reich - haftet.
Nee, wenn ich es mir so recht überlege, dann lasse ich das mal mit dem Konto in der Schweiz. Ich weiß ja nicht mal, ob die mich da noch reinlassen. Am Ende habe ich da 121,29 Euro vom deutschen Fiskus gerettet und die lassen mich nicht mehr einreisen, weil die Quoten für deutsche Steuerbetrüger für das Jahr schon erfüllt sind. Und als deutscher Maurer will ich mich nicht fälschlicherweise ausgeben, nur weil die noch unter Quote liegen. Am Ende wollen die noch, dass ich ihnen ihre Mauer hochziehe. Nee, ich lass es lieber sein. Bin ich halt mal wieder hintendran. So wie damals, als alle Welt ein Handy hatte, jeder Maurer, jede Fachkraft für Lagerlogistik und sogar die alte Schachtel von gegenüber - nur ich nicht.
Ob wohl alte Schachteln auch Kontos in der Schweiz haben? Bestimmt beim nächsten prominenten Hehler. Da wird irgendein Morgenmagazin einen Maurer und einen siechen Greis im Rollstuhl zeigen und behaupten, dass alle Welt betrügt. Im Grunde sei das menschlich. Und daher eigentlich kein schlimmes Vergehen. Lasst uns alle Mensch bleiben und dieses menschliche Bedürfnis nach Kontos bei den Eidgenossen nicht dramatisieren. Gegen die Conditio humana kann man doch nicht rebellieren. Gegen die Metaphysik nicht revoltieren. Die Bedingungen des Menschseins muss man akzeptieren. Ich betrüge, also bin ich.
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Wie ich auf so einen Gedanken komme? Na ja, ich habe neulich mal eines dieser gut gelaunten Morgenmagazine gesehen. Als das mit der Schwarzer noch aktueller war. Die haben da in einem Einspieler explizit unterstrichen, dass Steuerbetrug kein Reichensport sei, sondern in allen Gesellschaftsschichten vorkomme. Unterlegt haben sie diese Botschaft mit Bildern eines mit Kelle und Mörtel arbeitenden Kerls; kurzer Schwenk und plötzlich befand sich der Zuseher in einem riesigen Hochregallager, in dem sich schemenhaft einige menschliche Gestalten abzeichneten. Ich nehme an, das sollte mir sagen: Hey, Kumpel, Maurer und Lagerist haben so ein Schwarzgeldkonto - und du?
Oder man wollte damit ausdrücken, dass die Reichen ihr Geld über die Grenze bringen und die, die auch schwitzen, wenn sie sich Geld in ihrer täglichen Tretmühle beschaffen müssen, tricksen halt bei der Steuererklärung. Als ob beides dasselbe ist. Und welche Möglichkeiten hat man denn schon, wenn man mit einem jährlichen Brutto von 23.000 oder 28.000 Euro auskommen muss? Da gibt es ja kaum Spielräume für nen netten Zuverdienst. Und welcher normale Kerl weiß schon, wie er seine Steuererklärung so konjugiert, dass dabei was rumkommt?
Aber egal wo man guckt, nach der Schwarzer las mal überall, dass man heute kein Mitleid mehr mit Steuerbetrügern kenne. Der moralische Druck steige. Und selbst die Straffreiheit für Selbstanzeiger sei nun auf dem Prüfstand. Gleichzeitig konnte man aber lesen, dass jeder Bürger mehr oder weniger bescheißt. Im Personalraum lag letzte Woche eine Bildzeitung herum, die mit Leuten titelte, die Bekenntnis ablegten: Auch wir haben betrogen. Selbst ein Pfarrer war abgelichtet. Wir sind halt alle keine Engel. Kaum ein Medium, dass nicht vom neuen Volkssport schreibt und berichtet. Das ist der neue Volkssport vom neuen Volkssport zu berichten. Schwarzer ist nur eine von uns. In uns allen steckt ein Hoeneß. Dieses ganze Herunterspielen zeigt mir nur eines: Von wegen kein Kavaliersdelikt mehr! Von wegen härtere Gangart! Ganz im Gegenteil, die stricken an der Legende vom menschlichen Makel der Steuerunlust, der an uns allen - ob arm oder reich - haftet.
Nee, wenn ich es mir so recht überlege, dann lasse ich das mal mit dem Konto in der Schweiz. Ich weiß ja nicht mal, ob die mich da noch reinlassen. Am Ende habe ich da 121,29 Euro vom deutschen Fiskus gerettet und die lassen mich nicht mehr einreisen, weil die Quoten für deutsche Steuerbetrüger für das Jahr schon erfüllt sind. Und als deutscher Maurer will ich mich nicht fälschlicherweise ausgeben, nur weil die noch unter Quote liegen. Am Ende wollen die noch, dass ich ihnen ihre Mauer hochziehe. Nee, ich lass es lieber sein. Bin ich halt mal wieder hintendran. So wie damals, als alle Welt ein Handy hatte, jeder Maurer, jede Fachkraft für Lagerlogistik und sogar die alte Schachtel von gegenüber - nur ich nicht.
Ob wohl alte Schachteln auch Kontos in der Schweiz haben? Bestimmt beim nächsten prominenten Hehler. Da wird irgendein Morgenmagazin einen Maurer und einen siechen Greis im Rollstuhl zeigen und behaupten, dass alle Welt betrügt. Im Grunde sei das menschlich. Und daher eigentlich kein schlimmes Vergehen. Lasst uns alle Mensch bleiben und dieses menschliche Bedürfnis nach Kontos bei den Eidgenossen nicht dramatisieren. Gegen die Conditio humana kann man doch nicht rebellieren. Gegen die Metaphysik nicht revoltieren. Die Bedingungen des Menschseins muss man akzeptieren. Ich betrüge, also bin ich.
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