Noch eine Blogparade
Wieder greife ich ein Thema aus einer Blogparade auf, weil es mich anspricht und mich spontan zum Nachdenken bringt. Es geht um den Aufruf Regretting Bloggerhood? Warum ich das Bloggen manchmal fast bereue... von nochnemuddi. Sie führt aus, dass es ihr teilweise Kopfzerbrechen bereitet, dass Kollegen und andere Menschen aus ihrem Umfeld mitlesen und sie darauf achtet nicht zu viel Preis zu geben. Sie ruft dazu auf, Artikel zum Theme #regrettingbloggerhood zu verfassen. Meine Gedanken dazu scheinen klar, es gibt aber einige trüben Stellen, wenn ich es genauer betrachte.
Warum eigentlich?
Eine ausgezeichnete Frage ist, warum ich eigentlich blogge. Ich glaube, es war einfach mal ein Versuch, ob es klappt, ob ich das kann, ob ich Themen habe, ob jemand sich dafür interessiert, ob ich Zeit habe. Der Versuch hat geklappt und ich bin dabei geblieben. Ich schreibe gern und es ist ein guter Ausgleich zu meinem Kinderalltag.
Für mich war es von Anfang an klar, dass ich hier zwar sehr private Dinge schreibe, aber trotzdem eine gesunde Distanz halten möchte. Ich erzähle von meinen Erfahrungen und meinen Gedanken immer ohne klare Fakten. Ich habe noch nie die Namen meiner Kinder erwähnt und werde das auch weiterhin nicht tun. Ich verwende keine Fotos von mir, oder meiner Familie in meinem Blog. Diese Privatsphäre möchte ich mir erhalten und wer über die Autonomiephase, oder die Verdauung meines Sohnes liest muss dafür ja nicht wissen wie er heißt und wie er aussieht um mein Erlebnis und meine Gedanken nachvollziehen zu können.
Bei aller Anonymität, die ich mir bewahre, bin es doch ich, die hier schreibt. Mein Blog spiegelt mein Leben wieder und wer hier regelmäßig liest kennt mich wahrscheinlich besser, als mir bewußt, oder lieb ist. Irgendwie sitzen hier im Wohnzimmer gerade ein paar Leser, die mitbekommen, was ich gerade tue und ob das sympathische Muttis, oder Perverse sind kann ich nicht beurteilen, oder beeinflussen. Hier in meinem Leben kann, soweit ich es eben zulasse jeder ein- und ausgehen und die Dinge mitnehmen, die ihn interessieren und bei anderen Themen einfach aussteigen und woanders weiterlesen.
Ja, aber wieso jetzt wirklich?
Bei all dem Bewußtsein über die Nachteile die das Bloggen mit sich bringt, kann ich sagen, dass ich es nicht bereue, weil es neben Risken auch Chancen und Vorteile mit sich bringt. Einerseits ist es ein bisschen Stressabbau. Wenn ich sauer bin, dann schreib ich darüber. Wenn mich etwas bewegt, dann gibt es einen Beitrag dazu und schon geht es mir ein klein bisschen besser. Andererseits ist es natürlich auch eine Genugtuung, wenn ich sehe, wie die Anzahl meiner Facebook-Fans steigt und ich lese, wieviele Menschen einen Beitrag gesehen haben. Gut, wir sprechen hier nicht von Hundertschaften an Lesern, aber ein paar Handvoll kommen bei manchen Artikeln schon zusammen und das macht mich froh und bestärkt mich in meiner Entscheidung das hier zu machen und solche Dinge zu tippen.
Nicht zuletzt ist das Leben einer Mutter in Normalbetrieb intellektuell nicht extrem fordernd. Nein, ich möchte nicht sagen, dass Vollzeitmütter doof sind, oder es mit der Zeit werden, aber man verbringt sehr viel Zeit mit kleinen Menschen, die andere Bedürfnisse haben, als man selbst und es ist auch nicht jeden Tag möglich ausgedehnt mit Freundinnen zu telefonieren. Mein Mann kommt Abends heim und wir unterhalten uns, aber auch mit ihm führe ich keine theoretischen Diskussionen und reflektiere mein und sein Leben, sondern wir sind neben den starken Gefühlen und der tiefen Freundschaft, die uns verbindet in Sachthemen gefangen und reden mehr über Alltagsthemen, wie die Organisation des nächsten Kindergeburtstag, als über das, was uns wirklich bewegt. Nur kann ich das, was mich bewegt auch nicht immer für mich behalten und ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber meine Gedanken kommen, wenn ich sie verschriftliche einfach irgendwann von selbst auf einen Punkt mit dem ich zufrieden bin und den ich ohne den Prozess des Niederschreibens wohl lange gesucht hätte.
Auf den Punkt gebloggt
Das ist auch der Grund, warum ich an dieser Blogparade teilnehme. Das Thema interessiert mich und ganz ganz ehrlich: Oben weiß ich noch nicht so ganz was unten rauskommen wird, auch wenn ich als Erstes den Titel schreibe. Das macht es auch für mich ganz spannend und zwar meistens bis zum Schluss 😉
Ihr könnt hier also auch meinen Gedanken zu dem Thema so folgen, wie sie wirklich gedacht werden, weil ich sie quasi simultan mitschreibe. Genau das ist einer der Punkte, die für das Bloggen sprechen. Gedanken zu Ende denken. Das ist in unserer hektischen und mit Terminen und Pflichten prallgefüllten Welt selten möglich. Durch das Bloggen bin ich es meinen Lesern aber schuldig sie hier zum Ende meiner Gedankenwelt zu begleiten und solange bei der Sache zu bleiben, bis eine stimmige Conclusio gefunden ist, auch wenn es noch etwa 13.876 andere Gedanken gibt, die auch gerne gedacht worden wären. Am Ende habe ich dieses eine Thema geordnet zu einem Ende gedacht und dadurch selbst viel gewonnen.
Bereue ich?
Gut, die Vorteile sind mir jetzt denke ich klar. Ganz oben in der Überschrift hab ich nach dem Ausrufezeichen aber noch ein „glaube ich?" geschrieben. Das kommt wohl daher, dass ich es tatsächlich nicht mag, wenn jemand hier mitliest, den ich kenne. Ich habe Niemanden in meinem Bekannten- und schon gar nicht in meinem Verwandtenkreis die URL zu meinem Blog gegeben. Mein Mann kennt sie natürlich, weil ich technisch nicht so auf der Höhe bin und er hier Alles für mich eingerichtet hat, was ich brauche, aber sonst meine ich, dass kein Familienmitglied und keine Freundin hier mitliest. Bis auf die Profilbilder auf Facebook sind die Leser für mich nur Zahlen in Zugriffsstatistiken.
Letztens habe ich erstmals ein Bild mit einem Spruch, den wir zu Hause öfter mal verwenden auf meiner Facebook-Seite gepostet und innerhalb einer Stunde hatte ich ein paar Likes. Einer davon stammte von der ältesten Tochter meines Mannes und ich weiß noch genau, wie das Gefühl war, als ich ihren Namen las. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass ich es bereue zu bloggen und dass ich Einblick in mein Leben und meine Gedanken gebe, den ich besser nicht geben sollte. Es fühlte sich ein bisschen wie die Verletzung meiner Privatsphäre an.
Ein seltsames Gefühl, das sich rational nicht begründen lässt. Ein Gefühl, als hätte jemand meine Schatzkiste gefunden und in meinem Tagebuch gelesen. Dabei ist der Unterschied doch ganz klar. Das Tagebuch gehört mir. Ich schreibe für mich, aber das ist schon das Einzige, was das Tagebuch von meinem Blog unterscheidet. Auch im Blog offenbare ich Dinge, die mich bewegen. Die Entscheidung zu bloggen ist für mich aber eine gute Entscheidung geblieben. Ich genieße die Auszeiten vor dem PC und habe Freude daran meine zahlreichen und oft verwirrenden Gedanken zu ordnen und zu einem guten, oder zumindest für mich ausreichenden Ende zu bringen. Ich habe Freude daran meine Statistiken zu sichten und meinen Traffic und meine Besucher zu analysieren.
Achja, liebe Leser, deswegen weiß auch ich so Einiges über Euch 😉