Ich-AG

Erstellt am 26. November 2011 von Andramas

Unwort des Jahres 2002.

Die Jury ging seinerzeit davon aus, dass der Wortbestandteil “AG” für nichts anderes als Abkürzung für “Aktiengesellschaft” stehe.

“Da aber ein Individuum keine Aktiengesellschaft sein könne, sei die Wortschöpfung nicht nur lächerlich unlogisch, sondern stufe menschliche Schicksale auf ein sprachliches Börsenniveau herab. Selbst als ironisches Bild sei das Wort nicht hinzunehmen, da sich die Arbeitslosigkeit nach Ansicht der Jury mit solcher Art von Humor kaum vertrage.” (Wikipedia)

Humor?

Ich jedenfalls finde die Bezeichnung bedeutend genug, sie bleiben zu lassen. “Ich-AG” klingt zumindest deutlich besser als “Loser” und liefert Ansatz zu weiteren Wortspielereien, wie zum Beispiel “Wertlospapier”. Gehandelt von einer “Bad Bank”, die unter dem Namen “Jobcenter” firmiert. Man muss es nur gründlich zu Ende spinnen, dann macht alles Sinn.

Neue Zeiten – neue Bilder. Zehn Jahre nach Erfindung der Ich-AG sehen sich die abendländischen Regierungen in Tellerdreher gewandelt. Jede Krise ein Teller. Im Zirkus Deutschland dreht die Merklerin. – Sie dreht und dreht, derweil das Publikum in den Logen Beifall klatscht. Rainer Brüderle macht uns den Clown, Norbert Röttgen turnt am Hochseil, von Ausstieg zum Ausstieg aus dem Ausstieg und zurück zum Ausstieg hangelnd.

Vom Zirkus zum Märchen ist eine Entfernung vom Spalt einer Rasierklinge.

Mit Bildern aus der Märchenwelt kann ja wohl jeder etwas anfangen. Die Ich-AG zieht aus, um das Gruseln zu lernen, die Stadtmusikanten sind in einer Maßnahme auf Ein-Euro-Dreißig-Basis, die Verluste von “Hans im Glück” der Globalisierung geschuldet. Gold gegen Pferd? – Egal. Hauptsache das Finanzamt kassiert mit.

Neulich Vorgestern ward mir wieder ein Projekt angeboten.

“Komm mit uns ins Schlaraffenland!”

DAS also wäre mein Job, hätte ich mich darauf eingelassen.

“… und überall fliegen gebratene Burger durch die Luft. Solltest Du einen davon fangen, werden wir ihn uns teilen.”

Wahrscheinlich “brüderlich”, ahne ich – das aber ist bereits ein anderer Witz.


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