Folge dem weißen Pfeil. Mache alle Gegner platt. Geh nicht da lang. Da ist nichts. Spielerisches Standardprogramm seit anno dazumal. Auch bei Bloodstained zeigten mir neulich freundliche Skelette den richtigen Weg. Die Aufgabenverteilung ist für gewöhnlich ohnehin klar. Alles was mir entgegentritt ist ein Gegner. Mit eben jenem Konzept spielt Icey von FantaBlade Network wie schon lange kein Titel mehr, und das ausgerechnet als Sidescroll Hack & Slay. Tatsächlich, auf den ersten Blick könnte man Icey für eine moderne Version von Spielen wie Golden Axe halten, aber was ist mit dem zweiten Blick?
Der böse Judas
In jedem Fall können wir einzelne Aspekte wie unsere Gesundheit, neue Angriffe oder die Stärke von bereits erlernten per Cash aufmöbeln. Das bekommen wir natürlich primär durchs Beseitigen von Gegnern. Nach kurzer Zeit kann Icey auch endlos dashen, so neue Wege erreichen und ggf. vormals nicht zugängliche Bereiche untersuchen.
Natürlich lauert auch der ein oder andere Boss auf uns, samt besonders starker Angriffe und individueller Schwächen. So gesehen erstmal alles Standardkost. Wenn auch gute.
Die egoistische Icey
In anderen Momenten finden wir so Geld, neue Wege oder einen ‚unfertigen Spielbereich' in dem unser Erzähler plötzlich in die Rolle des Entwicklers verfällt, über die Schwierigkeiten des Gamedesigns, die vergeudeten Lebensjahre und verschiedene Prototypstufen lamentiert. Das funktioniert nicht nur wunderbar, es lässt das eigene Standardvorgehen auch immer wieder hinterfragen und lädt definitiv zur Reflektion ein. Natürlich wirkt es so auch ganz anders, wenn unser Erzähler krampfhaft versucht, unlogische Szenenwechsel zu übertünchen.
Das hübsche Gewand
Das alte Rad
Tatsache, eigentlich ist Icey gut, aber ziemlich konventionell. Eigentlich gibt es vergleichbare Spiele schon lange und eigentlich macht es beim eigentlichen Gameplay nix neues. Das war jetzt verdammt viel eigentlich. Denn tatsächlich macht Icey auch genau die richtigen Dinge und Momente anders, um ein wirklich eigenständiges und ziemlich faszinierendes Spielerlebnis zu sein. Gerade weil Fantablade Network ein altvertrautes Konzept verwendet hat, kann der Titel mit seiner immer wiederkehrender Widersprüchlichkeit besonders gut punkten. Fakt ist nun mal, dass wir üblicherweise erstmal draufhauen und auch meistens dazu neigen, Dinge wie den Richtung weisenden Pfeil überhaupt nicht zu hinterfragen. Natürlich kann auch Icey in seinen ca. drei Stunden reiner Spielzeit letztlich nicht über vorprogrammierte Grenzen hinaus wachsen, aber es gibt wohl wenige Spiele, die so zum Hinterfragen von Spielen selbst und gleichzeitig unserer eigenen Spielweise einladen.
Fazit
Ganz schön Meta. Auch wenn es spielerisch eigentlich konventionelle, aber auch gute Kost gibt; so richtig punktet Icey durch seine erzählerische Seite. Wollt ihr euch auf diese Komponente des Spiels einlassen, dann kann Icey sogar punkten, wenn man gar nicht genreaffin ist. So oder so bietet der Titel einige wirklich denkwürdige Momente, die ich gerade in einem Hack & Slay nie erwartet hätte.