Ice-proofed

Mit der gestrigen Laufeinheit konnte ich mir eindrucksvoll beweisen, was unter bestimmten Vorraussetzungen mit sportlicher Betätigung alles möglich ist. Dass ich dabei auch wieder etwas dazu lernen konnte, ist ein anderes Kapitel, aber sicherlich genauso intensiv wie das erst genannte.

Ice-proofedBei -16° Grad – vom Auto gemessen - sind 17,5km im Niedernberger Wäld um 8:00 Uhr kein leichtes Spiel. Die Sonne begann sich gerade erst über den Horizont zu quälen, als Marco und ich unseren Lauf starteten. Mit Gore-Tex bewaffnet dachte ich gut über die Runden zu kommen und war locker und entspannt. Marco fror dagegen auf den ersten Metern, aber das sollte sich schnell ändern.

Ich spürte die scharfe Kälte zuerst nur an meiner Nase. Nach dem die ersten Anstiege bewältigt waren und wir uns im Waldesinneren befanden, begannen meine Finger kalt zu werden und ich versuchte aus meinen Handschuhen Fäustlinge zu machen. Dadurch engte ich meine Hände aber so stark ein, dass kein Blut mehr Wärme transportieren konnte. Die Feuchtigkeit an den Hanschuhen war mittlerweil zu Eis geworden und machte die Situation nicht einfacher.

Nach 10km war Schmerz zur Gefühllosigkeit geworden und ich bekam es etwas mit der Angst zu tun. Kurze Absprache mit Marco und er musste mir die Handschuhe abstreifen – ich bekam das schon nicht mehr hin. Weiß – das bekam ich als erstes zu Gesicht. Zwei zu Krallen geformte Hände bei denen die Finger keinerlei Farbe mehr aufwiesen.

Marco handelte schnell und ohne Rücksicht auf eigene Verluste und streifte mir seine Handschuhe, die deutlich größer waren über meine Frostbeulen. Danach ging es erst mal weiter und ich versuchte den Schmerz weg zu denken. Keine einfache Aufgabe, wobei ich meine eigenen Handschuhe, die sich wie Eiswürfel anfühlten, abwechselnd in die rechte bzw. linke Hand trug.

Nach zwei Kilometer hatte ich davon genug und feuerte sie wütend in einen Treppenabsatz. Danach erst wurde es besser – zumindest mit dem Zustand meiner Finger - und ich hatte wieder Spass am Laufen. Die letzten Kilometer waren zwar wieder im Eiskeller, denn man spürte sofort, wenn es in den Wald ging - aber ich hatte ja die Handschuhe von Marco. Er konnte dank seiner etwas größeren Jacke die Ärmel zu Handschuhen umfunktionieren und war so auch relativ geschützt.

Dass mir während der ganzen Einheit mein Gesicht eingefroren war, hatte ich dabei gar nicht gemerkt. Marco meinte so treffend, dass man sich nur auf einen Schmerz konzentrieren kann und da lag der Schwerpunkt sicherlich bei meinen Händen. Es reichte zumindest noch für ein Bild und für das Abdrücken meiner Polar Uhr – die war übrigens auch eingefroren.

Für die 17,5km mit knapp 500HM benötigten wir 1:26h was unter den Bedingungen kein langsames Tempo ist. Die Anstiege auf den letzten 7km konnte ich eh nur noch locker hochlaufen, da mir das Blut in den Fingern fehlte, sobald ich etwas mehr Druck machen wollte. Beine gut, Finger schlecht – auch so kommt man an sein persönliches Limit.

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