Zum Start der Internationalen Automobilausstellung (IAA) hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Fahrzeughersteller aufgefordert, die Angaben zum Spritverbrauch ihrer Autos nicht länger zu schönen. „Der tatsächliche Verbrauch der in Frankfurt ausgestellten Autos liegt zehn bis teilweise über fünfzig Prozent über dem, was die Hersteller angeben“, sagte der BUND-Autoexperte Jens Hilgenberg. „Automessen sind Messen der Schönrechner und Verbrauchertäuscher. Das muss der Öffentlichkeit klar sein“, sagte Hilgenberg.
So habe die Industrie bei der letzten Automesse ein „Auto-Ökolabel“ kreiert, das große und schwere Autos über die Einbeziehung ihres Gewichts begünstige. „In den zwei Jahren seit der letzten IAA haben die Autohersteller unter Beihilfe von Bundeskanzlerin Angela Merkel die EU-Grenzwerte für den Spritverbrauch von Neuwagen verwässert. Die geplante mehrfache Anrechnung von Elektroautos in Form sogenannter „Supercredits“ täuscht die Öffentlichkeit über die tatsächlichen CO2-Emissionen der Neuwagenflotte des jeweiligen Herstellers“, kritisierte der BUND-Experte.
„Ohnehin geben die Angaben zum Spritverbrauch der Autos die Realität nicht wieder“, sagte Hilgenberg. „Wird der Verbrauch neuer Fahrzeuge ermittelt, dann geschieht dies in einer künstlichen Welt fernab der Realität. Dort fährt man mit Leichtlaufreifen, nicht schneller als 120, ohne Klimaanlage und ohne Navi. In Wahrheit fährt kein einziges Auto unter solchen Bedingungen“, so Hilgenberg.
Auf EU-Ebene hätten deutsche Autokonzerne nicht nur strengere Grenzwerte für den Spritverbrauch verhindert, sie verzögerten auch die Einführung eines neuen Testzyklus zur Messung des Verbrauchs der Fahrzeuge. Bei den als umweltfreundlich geltenden Hybridautos sei der Unterschied zwischen dem angegebenen und dem tatsächlichen Verbrauch am größten, so Hilgenberg. Traumwerte wie ein Verbrauch von nur drei Litern bei Luxuslimousinen könnten nur erreicht werden, wenn die Akkus nach wenigen Kilometern wieder aufgeladen würden.
Die Tests nach dem sogenannten “Neuen Europäischen Fahrzyklus“ (NEFZ) müssten endlich den tatsächlichen Verhältnissen auf der Straße angepasst werden, forderte der BUND-Experte. Nur dann ließen sich die direkt mit dem Spritverbrauch zusammenhängenden CO2-Emissionen des Verkehrsektors realistisch ermitteln.
„Der sogenannte Neue Europäische Fahrzyklus ist nicht neu, er ist von gestern. Die Fahrzeughersteller und der Verband der deutschen Autoindustrie wollen, dass für Pkw frühestens 2020 ein realistischer Verbrauchstest eingeführt wird. Damit positionieren sie sich einmal mehr gegen die Verbraucher und gegen den Klimaschutz“, sagte Hilgenberg.
Da die Kfz-Steuer zu einem Teil auf den CO2-Emissionen der Autos basiere, nütze ein realistischer Test außerdem dem Bundesetat, so der BUND-Experte. Die Bundesregierung könne und müsse sofort tätig werden, indem sie alle legalen und illegalen Tricks zum Schönrechnen der Verbrauchsangaben unterbinde, forderte Hilgenberg.
Quelle: BUND