Waren sie für meine Grosseltern noch Tschinggen die Klauen und schlechte Sitten ins Land bringen, so sind sie inzwischen zu begehrten Schwiegersöhnen und -töchtern geworden. Integration braucht manchmal einfach ein bisschen Zeit. Ein gewichtiger Beitrag hat sicher auch die italienische Küche dazu beigetragen (Liebe geht halt doch durch den Magen). Eine sehr schmackhafte Küche, die aber im Gegensatz zu der Französischen eher einfach daherkommt.
Zürich bietet eine grosse Auswahl an Italienischer Küche oder sagen wir einmal der schweizer Interpretation davon. Natürlich kann man hier auch das volle Programm mit Antipasti, Primo, Secondo, Piatto Forte, Dolce und Formaggi durchziehen. Klassiker sind aber wohl eher Pasta und Pizza. Pizzerias gibt es in der Stadt reichlich. Wir lassen einmal die amerikanischen Kopien und die mittlerweile meist gar nicht mehr von Italienern betriebenen Pizzerien weg und gehe gleich zur besten der Stadt.
Die liegt im Kreis 5 und heisst Cucina. Der grosse Pizzaofen sorgt für wärme im Winter und Schweissperlen im Sommer (dann empfiehlt es sich besser draussen Platz zu nehmen). Die Pizza kommt in einer lustigen langezogenen Form daher und überzeugt mit knusprigem, dünnen Teig und ausgewählten Zutaten. Zu essen gibt es hier aber auch noch weit mehr als nur den Teigfladen. Die Weinkarte ist gut assortiert, man muss sich also nicht mit einem Vino del Casa begnügen.
Die Preiswertere Alternative ist das Santa Lucia, gleich um die Ecke. Ein Ort den man auch aus nostalgischen Gründen aufsucht. Da führte man früher seine Angebetete aus, weil es für mehr leider nicht reichte. Heute reicht es zwar für mehr, aber manchmal will man es ja auch nur einfach und schnell. Da dies dem Zeitgeist entspricht, ist das Lokal mitunter proppenvoll und man entscheidet sich dann doch für das mehr um die Ecke.
Nach Pizza dürfte wohl die Pasta kommen, auch hier gibt es eine Vielzahl von empfehlenswerten Lokalen. Ich beschränke mich einmal auf deren Zwei. Das erste klein aber fein ist das Restaurant Hornbächli Riviera (Dufourstrasse 161, 8008 Zürich). Die Pasta ist hausgemacht und so gut, dass man dafür auch gerne einmal länger wartet.
Das Zweite ist die Commihalle, der ideale Ort um sich in grösseren Gruppen mit Spaghetti für den Abend zu stärken oder das Kino. Die Auswahl an Saucen geht über das übliche Hilcona-Sortiment hinaus. Das ganze ist auf Effizienz bedacht, so dass der Charme mitunter etwas leidet. Dafür hat man aufmerksame Kellner und das ist in dieser Stadt, wo so mancher schon im Angesicht der Speisekarte verhungert ist, viel wert.
Zu guter letzt die Nobelitaliener, auch hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Ich nenne jetzt einmal zwei bei denen sich das Nobel nicht nur auf der Rechnung bemerkbar macht.
Einmal das Contrapunto (schon wieder Bindella). Es besticht durch die gute Lage am Paradeplatz und das grosszügige Platzangebot, so dass man spontan auch mal noch in mittelgrossen Gruppen ein Plätzchen findet. Über die Küche kann man sich nicht beklagen die Stimmt, genauso wie der Service.
Zum anderen das Amalfi im Seefeld, dieses sollte man nur im Sommer besuchen und auch nur wenn man ein Plätzchen auf der schönen Veranda reserviert hat. Sie bietet zwar keinen Blick auf Mittelmeer, aber man kann der Goldküstenjugend bei der Parkplatzsuche zuschauen. Die Küche überzeugt bzw. überzeugte, da ich nun Wetterbedingt schon länger nicht mehr dort war.
Dann gibt es noch die Geheimtip Italiener, aber die behält man für sich.