I, Tonya

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I, Tonya

7Biopic

Kann die Geschichte über die Karriere einer Eiskunstläuferin überhaupt spannend und interessant sein? I, Tonya liefert den Beweis: sie kann.

Tonya Harding (Margot Robbie) wächst in ärmlichen Verhältnissen und unter einer despotischen Mutter (Allison Janney) auf, deren bevorzugte Erziehungsmethode psychischer und emotionaler Terror und Erniedrigung ist. Keine guten Perspektiven für die kleine Tonya, aber wenn sie auf dem Eis steht und Schlittschuhe anhat, dann verwandelt sie sich auf eine gewisse Art und Weise in eine Künstlerin, eine talentierte Offenbarung. Ihr Weg zum Erfolg wird ihr einzig und allein durch den Umstand verwehrt bzw. erschwert, dass sie nicht aus einer wohlhabenden Familie stammt und somit nicht das nötige Benehmen besitzt, das sich auf dem Eis gehört – sie spricht nun einmal so, wie er der Mund gewachsen ist.

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Was leicht zu einem weiteren banalen Biopic verkommen hätte können, wird in den Händen von Drehbuchautor Steven Rogers und Regisseur Craig Gillespie zu einer originell erzählten Geschichte, mit nicht nur einem unglaubwürdigen Erzähler, sondern gleich mit einer ganzen Handvoll von Figuren, die ihre Geschichte so erzählen, dass immer der jeweils andere Schuld hat oder der Erzähler selbst als gut und unschuldig dasteht. Mehr als einmal bricht der Film die vierte Wand, stellenweise scheinen sich die Charaktere bewusst zu sein, sich in einer Geschichte zu befinden. Obwohl der Fokus deutlich auf Tonya Harding, ihrem Werdegang und der Rivalität zu Nancy Kerrigan (Caitlin Carver) steht, kommt auch ihr engstes Umfeld zu Wort – allerdings nicht Kerrigan, sie spricht den ganzen Film über kein Wort, immerhin heißt es ja auch I, Tonya und dem bleibt der Film treu.

I, Tonya kann aber auch, gerade am Anfang, leicht verwirrend wirken, denn der Regisseur versteht es gekonnt das Publikum in die Irre zu führen. Gemeint ist der Umstand, dass man durchaus zu dem Missverständnis gelangen kann, dass sich der Film über seine Protagonisten lustig macht, oftmals schrammt die Erzählweise hart an einer Parodie seiner Charaktere vorbei. Erst im weiteren Verlauf, vor allem gegen Ende hin, löst es sich auf und es wird deutlich, dass Regisseur und Film seinen Figuren eigentlich mit Respekt gegenüberstehen.

Doch die wahre Meisterleistung in I, Tonya ist gar nicht so sehr die Erzählweise, die originellen Einfälle, Zeitsprünge usw., sondern es ist die Tatsache, dass trotz all diesen filmischen Finessen die Darsteller in keiner Sekunde zu kurz kommen. Sei es nun Allison Janney als Tonyas Mutter LaVona, die für ihre Leistung einen Oscar als beste Nebendarstellerin erhielt, oder der kaum wiederzuerkennende “Winter Soldier” Sebstian Stan, der Tonyas Ehemann Jeff darstellt und gekonnt zwischen Sympathie und Antipathie changieren lässt. Aber trotz allem ist es letztlich Margot Robbbies große Show. Sie kann endlich einmal zeigen, was als Schauspielerin in ihr steckt, abseits von ihrer hübschen Optik, auf die sie sonst leider viel zu oft reduziert wird. Die Darsteller sind so gut, dass sie es sogar schaffen über die gelegentlichen Längen in I, Tonya hinwegzutäuschen – sie sind zwar da, aber man bemerkt sie bewusst manchmal gar nicht.

Regie: Craig Gillespie, Drehbuch: Steven Rogers, Darsteller: Margot Robbie, Sebastian Stan, Allison Janney, Julianne Nicholson, Paul Walter Hauser, Bobby Cannavale, Filmlänge: 120 Minuten, Kinostart: 23.03.2018


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Autor

Marco Rauch

Aufgabenbereich selbst definiert als: Kinoplatzbesetzer. Findet den Ausspruch „So long and take it easy, because if you start taking things seriously, it is the end of you” (Kerouac) sehr ernst zu nehmend.


 

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