I stay with you

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I stay with you

5Horror

Das diesjährige /slash Festival wagte im Zuge ihres Programms auch einen Blick über den Atlantik nach Mexico und präsentierte mit I stay with you (Originaltitel: Me quedo contigo) eine unkonventionelle Erzählung über Macht und Geschlecht.

Die junge spanische Frau Natalia (Beatriz Arjona) wird von ihrem mexikanischen Liebhaber Esteban (Diego Luna) in seine Heimat eingeladen, findet ihn jedoch bei ihrer Ankunft wegen geschäftlichen Verpflichtungen nicht vor. Es ergibt sich, dass die drei Freundinnen Estebans, Ana, Sofia und Valeria (Anajosé Aldrete Echevarria, Ximena Gonzalez-Rubio, Flor Eduarda Gurrola) die Spanierin auf einen Kurzurlaub auf den Landwohnsitz Valerias mitnehmen, um ihr so die Zeit zu vertreiben. Was wie eine Mischung aus Chick-Flick und Roadmovie beginnt verwandelt sich jedoch schnell in etwas Düsteres, als Natalia miterleben muss wie ihre neuen Bekannten einen jungen Mann entführen und beginnen ihn in der abgelegenen Villa zu misshandeln. Zuerst ist sie verstört, fällt jedoch bald der Gruppendynamik anheim.

Es klingt makaber, ist jedoch über einen verhältnismäßig spielerischen Zugang weniger generischer Horror als eine geschlechterverdrehte Parabel für mexikanische Gewaltkultur. Distanz wird hierbei über starre Einstellungen geschaffen, die mehr an Performancekunst erinnern und wegen denen trotz Gewalt auch ein wenig Humor aufkommen kann. Das Spiel der vier Damen ist oft ein kleines bisschen steif, wohl aber weniger wegen mangelnder künstlerischer Begabung, sondern es lässt erkennen, dass Regisseur Narro viel Raum für Improvisation ließ – so bildet sich neben den gewalttätigen Handlungen ein relativ natürliches Bild einer betrunkenen Damengesellschaft, die wohl selten so glatt und nicht holprig abläuft, wie klassisches amerikanisches Kino es dem Zuschauer gerne weiß machen würde.

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Die Handlung verläuft ebenfalls nicht nach den dramatischen Vorgaben des Kinos und so wird evident, dass es sich mehr um eine Meditation auf Gewalt allgemein handelt, eventuell noch sichtbarer gemacht durch den Tausch der Geschlechterrollen. Interessant ist dabei vor allem, dass es sich bei den Damen um keine Rächerinnen handelt, á la Rape and Revenge-Streifen wie I spit on your Grave, was die animalische Natur des Menschen unterstreicht und wohl auf die Sinnlosigkeit und Willkür mancher Gewalthandlungen hinweist, wie sie leider nur zu oft von Männern gegen Frauen verübt werden.

Getrübt wird das allgemeine Bild nur durch teilweise etwas mangelhafte Produktionsqualität, so mussten einige Gruppenszenen auch im Original untertitelt werden, da die Tonaufnahmen das Verständnis der Dialoge in einigen Szenen nicht gerade begünstigten. Auch sollte man keine gestochen klaren Bilder erwarten und mehrere etwas antiquierte Day for Night-Bilder wurden gebraucht – was jedoch der Message und der allgemeinen Wirkung des Filmes keinen Abbruch tun sollte. So ist I stay with you vielleicht nicht ohne Vorbehalte an alle Genrefans zu empfehlen, aber wer etwas künstlerische Produktionen genießen kann oder wer endlich ein mal das schönere Geschlecht am Drücker sehen will sollte hieran etwas Gutes finden.

Regie: Artemio Narro, Drehbuch: Artemio Narro, Antonio de la Rosa, Darsteller: Anajosé Aldrete Echevarria, Beatriz Arjona, Ximena Gonzalez-Rubio, Flor Eduarda Gurrola, Filmlänge: 99 Minuten, gezeigt beim /slash Filmfestivals 2015, mequedocontigo.mx


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Autor

Axel Sabitzer

Aufgabenbereich selbst definiert als: Blockbuster-Kritisierer. Findet “When you want to know how things really work, study them when they’re coming apart.” (Gibson) schon richtig, ärgert sich aber trotzdem oft über schlechte Filme.



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