Die gängige Regel lautet: Berlin im Sommer ist super (dufte, bolle, eene Wolke, etc.), da läßt sich's aushalten. Im Winter, wenn alles kalt und grau in grau ist, haut man besser ab, denn dann kann einen diese Stadt unheimlich deprimieren (und isolieren, kommen wir in einigen Tagen noch zu...). Um so wichtiger, dass es gerade jetzt Sachen gibt, die einem vor Ort das Herz wärmen können. Wie zum Beispiel der größtenteils recht leichtfüßige Shoegazing-Pop des Hauptstadt-Quartetts I Have No Mouth And I Must Scream. Bastian Stein, Markus Mocydlarz, Angy Lord und Sara Neidorf haben ihre Band nach der berühmten Kurzgeschichte des SciFi-Autors Harlan Ellison benannt (die, ganz nebenbei, so gar nicht Beschauliches oder Verträumtes hat) und dass The Cure und My Bloody Valentine zu ihren Vorbildern gehören, glaubt man ihnen auf's Wort. Dennoch kommen die Songs auf dem gleichnamigen Album, das gerade via Bandcamperschienen ist, mit allerlei traumhaften, kunstvoll versponnenen Melodien ("Paint", "Drowning") daher, schon Wall of Sound, aber eben eher zart denn massiv, und poppig genug, um nicht zu verstören. Dass auch mal ein Ausflug in Richtung Dinosaur jr drin ist, wie zum Beispiel bei "PKD", macht die Sache noch reizvoller. Die Stadt sollte ihnen in diesen Tagen für einen solchen Soundtrack wirklich dankbar sein...