Aaron Eckhart als Frankensteins Monster im Krieg zwischen Dämonen und Gargoyles in “I, Frankenstein”
Vermutlich drehen sich gerade alle Leichen im Grabe herum, deren Hautfetzen an Aaron Eckharts Frankenstein Monster hängen. Oder gar Frankensteins realweltliche Schöpferin Mary Shelley erhebt sich als Untote aus ihrem Grab, in dem sie nun über 160 Jahre ihren Seelenfrieden genießen konnte, nur um jetzt durch Stuart Beatties I, Frankenstein gestört zu werden. Nicht zu Unrecht gab es in den USA keine Vorstellungen für Filmkritiker, oftmals ein Indiz dafür, dass nicht einmal das produzierende Studio ihrem Film große Hoffnungen auf einen Box Office Hit einräumt.
Basierend auf der gleichnamigen Graphic Novel, die den kreativen Fingern von Kevin Grevioux entsprungen ist, stapft das künstlich erschaffene Wesen des Wissenschaftlers Viktor Frankenstein nun mit Halbfingerhandschuhen und Kapuzenpulli durch die Welt der Moderne.
Aaron Eckhart
Optisch orientiert sich diese Welt an den Underworld-Filmen, fast schon könnte man meinen, dass die Story zu I, Frankenstein parallel irgendwo anders in der Welt stattfindet. Einzig Darsteller Bill Nighy, in den Vampir/Werwölfkriegen als Spitzzahn-Fürst Viktor diabolisch schurkisch, wiederholt dasselbe Spiel hier in neuem Outfit. Jetzt als Dämonenprinz Naberius. Das ist schnell zu erklären, ist Kevin Grevioux doch für die Erschaffung der Underworld-Reihe verantwortlich, die er selbst konzipiert und mit Regisseur Len Wiseman geschrieben hat. Und ebenso ist nun auch dieser Film eines seiner Kinder. Und geradezu bedrohlich kündigt Bill Nighys Dämonenprinz in diesem Film an: “Ich habe noch viele solcher Einrichtungen, auf der ganzen Welt verteilt”. Dabei geht es um Fabriken, in denen seelenlose Leichen darauf warten, von toten Dämonen erfüllt und zum Leben erweckt zu werden. Das dürfte klar sein: Frankensteins Monster, im Film als Adam getauft, verhindert die Belebung der Dämonen in dieser einen Stadt, nicht aber in der ganzen Welt. Der Franchise Gedanke ist gesetzt.
Zwar wird in der Romanvorlage nicht genauer Bezug darauf genommen, wie Frankensteins Monster eigentlich zum Leben erweckt wurde, filmisch theatralische Eigeninterpretationen haben das allgemeine Bild des Blitzeinschlags in einen Blitzableiter gefestigt, hier jedoch nimmt der Film einen gänzlich anderen Weg. Wie Adam in den Aufzeichnungen seines Erschaffers erfährt, waren es eine Handvoll elektrisierender Zitteraale, die dem aus acht Leichen zusammen geknüpften Monster das Leben schenkten. 200 Jahre später fristet dieses Monster seinen Alltag in der fiktiven Stadt Darkhaven, in seiner Architektur an einen nebeligen London/Paris-Mix erinnernd. Hier gerät er zwischen die Fronten eines Jahrhunderte alten Kriegs, nicht etwa zwischen Vampiren und Werwölfen (Underworld!), sondern zwischen Gargoyles, den Geschöpfen des Lichts, und Dämonen, Wesen der Unterwelt.
Bill Nighy als Dämonenprinz Naberius und seine rechte Hand Dekar (Kevin Grevioux)
Damit ist die Geschichte auch schnell erzählt. Gruppe 1 (himmlisch) bekämpft Gruppe 2 (höllisch) und ein Wesen (Wissenschaft) gerät in deren Mitte. Ein zwar durchaus interessanter Gedanke des Exkurses, der das Wesen der Wissenschaft in den Glaubenskrieg hereinbrechen lässt, doch nutzt der Film beileibe nicht das Potential das sich hierhinter verbirgt. Aaron Eckhart zuckt mit keinem Gesichtsmuskel, vielleicht steht es so im Drehbuch geschrieben, da er die leidliche Rolle des Monsters ausfüllen muss, was zugleich aber zu wenig Sympathien führt. Selbst die guten Gargoyles mit Miranda Otto und dem grobschlächtigen Jai Courtney (Bruce Willis’ Sohn in Stirb Langsam: Ein guter Tag zum Sterben) möchten nicht so richtig Gut wirken.
Bill Nighy setzt dem sein markant sarkastisches Spiel entgegen, bekommt aber nie die Möglichkeit sich so zu entfalten und entwickeln, dass man zumindest seinem schurkischen Treiben etwas abgewinnen könnte. Einzig die visuellen Effekte dürfen als Erfolg gewertet werden, denn einige ansehnliche Sequenzen bekommt der Zuschauer vorgesetzt. Wenn die Dämonen in die ewigen Abgründe befördert werden, ziehen sie Streifen von Feuerbrünsten durchs Bild, die Gargoyles gehen dementgegen in hellen Lichtstreifen zum Himmel hinauf. Schade nur, dass die Dämonen so langweilig maskiert wurden, dass sie einer 90er-Jahre Fernsehserie entsprungen sein könnten. Immerhin ist die Verwandlung der menschlichen Körper in Gargoyles gelungen, schwungvoll werden lange Capes zu steinernden Flügeln und umgekehrt.
Ganz so stilvoll wie Underworld kommt I, Frankenstein lange nicht daher. Vermutlich fehlt die in Lack und Leder gehüllte Kate Beckinsale, der größte Schauwert der Underworld-Serie. Da hilft auch kein Aaron Eckhart, der selbst noch als Frankenstein-Monster mit vernarbten Körper und Gesicht eine sehr ansehnliche Kreatur darbietet.
“I, Frankenstein”
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Produktionsland, Jahr: USA, 2013
Länge: ca. 92 Minuten
Regie: Stuart Beattie
Darsteller: Aaron Eckhart, Yvonne Strahovski, Mirana Otto, Jai Courtney, Bill Nighy, Aden Young
Kinostart: 23. Januar 2014
Im Netz: i-frankenstein.de