I feel pretty
3KomödieAmy Schumer ist die perfekte Verkörperung eines Selbstwertprinzips, das Ausstrahlung und Persönlichkeit über Schönheit stellt. Doch Marc Silverstein ist nicht der richtige Filmemacher, um dieses Prinzip glaubhaft zu vertreten, geschweige denn zu transportieren.
In seinem Regiedebüt unterminieren der Komödienautor und Langzeitkollaborateurin Abby Kohn den rebellischen Humor ihrer Hauptdarstellerin und damit unweigerlich den Charme ihrer Hauptfigur. Renee Bennett (Amy Schumer) ist hinter der chaotischen Fassade tatsächlich eine tragische Figur mit einem traurig alltäglichen Problem, dessen Verhöhnung die körperpositive Botschaft der Cinderella-Story Lügen straft.
Die Mehrheit der zahmen Gags kopiert das Muster von Schwer verliebt mit dem Unterschied, dass hier statt Amys Lover Ethan (Rory Scovel) die Protagonistin selbst sich als wunderschön sieht. Das aus dem Wahrnehmungswandel wachsende Selbstbewusstsein ist der Schlüssel zu einer ganzen Reihe sozialer, privater und karrieretechnischer Türen. Die präsentieren sich alle denkbar unrealistisch zur gleichen Zeit, als hätten sie auf Amys Umpolung gewartet. Der pejorative Plot führt die „Sei du selbst und liebe dich, wie du bist“-Botschaft auf groteske Weise ad absurdum.
Der Beauty-Konzern der Avery LeClaire (Michelle Williams) will aus der High-End-Nische raus und Amy soll sie als Vertreterin der Durchschnittskundinnen dabei beraten. Wozu Frauen, die sich mögen, wie sie sind, überhaupt ein Make-up-Arsenal brauchen, erklärt die vorhersehbare Handlung nicht. Konsum im Namen eines reduktiven, objektifizierenden Körperkults wird zum Symbol eines fadenscheinigen Empowerments, das seinen inhärenten Sexismus und Elitarismus hartnäckig ignoriert: Das ist die ernüchternde Pointe einer enttäuschend mutlosen Komödie, die lediglich dank ihrer sympathischen Darstellerinnen einen Rest der kalkuliert propagierten Individualität bewahrt.
Regie und Drehbuch: Abby Kohn, Marc Silverstein, Darsteller: Michelle Williams, Emily Ratajkowski, Amy Schumer, Busy Philipps, Tom Hopper, Jacqueline Honulik, Lauren Hutton, Shawn Contois, Filmlänge: 109 Minuten, Kinostart: 10.05.2018