Hypochonder werden mit Langeweile nicht unter einem Nachmittag bestraft.

Von Berit Andersen

Heute Mittag erreichte mich ein eiliger Anruf von der Mondgruppe. Es klingelte auf allen Leitungen. Ob ich sofort kommen könne? Dem Max-Frederik ginge es übel. Er klage über Halsweh und liege auf der Lesematratze. Und überhaupt: Er sähe gar nicht gut aus

Ich speicherte noch ein paar Fotos ab ( ) und lieh mir Geld von der Nachbarin, damit ich Bares für die S-Bahn Richtung Kindernotfallambulanz hätte. Rief Janna an, um zu fragen, ob sie Melek von der Schule mitnehmen könne. Packte eine Decke in den Fahrradanhänger und schob ab in die Mondgruppe.

Ein leicht blasser, ansonsten aber munterer Junge saß auf der Matratze und freute sich, mich zu sehen. Ich packte den übelstkranken Jungen ein und beschloss, dass die Notfallambulanz bis heute Abend warten könne. Bis zur Apotheke schob  ich ihn. Ab da hüpfte das schwerkranke Kind den Bürgersteig entlang bis nach Hause. Dort wünschte es Nudeln. Die gab es zwar auch im Kindergarten, aber dort konnte er sie ja nicht essen. Wegen der Halsschmerzen.

Zuhause geht das aber. Das schlimm kranke Kind verlangte einen Film zu sehen.

Mütter können so fies sein.

“Schatz, krank wie du bist, gucken wir lieber ein Buch zusammen. Am besten aber gehst du gleich ins Bett, damit du schnell wieder gesund wirst. Mit Papa den Melek abholen? Nee, nee, kranke Kinder bleiben zuhause. Ins Café? Schatz, du bist doch krank. Zum Adventssingen? Wo du doch krank bist?”

Jetzt sitzt er in der Badewanne und schrubbt sich seine Haare. Der Tapfere. Und ganz und gar ohne Husten.