Oder: Wenn Keime da lauern, wo man es am wenigsten erwartet...
Der wohl sensibelste Bereich auf einem Campingplatz sind die sanitären Anlagen. Fragt man Camper, worauf sie bei den Sanitärräumen vor allem achten, ist die häufigste Antwort: "Sauber müssen sie sein."
Es muss also kein goldener Wasserhahn das Wasser in ein Marmorbecken plätschern lassen, um Camperherzen höher schlagen zu lassen.
Die öffentlichen Toiletten auf einem Campingplatz werden naturgemäß - gerade in der Hauptsaison - von vielen Menschen benutzt. Leider nehmen es nicht alle so genau mit der Sauberkeit. Manchmal scheint es schon schwierig zu sein, nach der Verrichtung der Notdurft die Spültaste zu drücken...
Dieser eklige Anblick dürfte wohl daran schuld sein, dass öffentliche Toiletten allgemein einen eher schlechten Ruf geniessen und viele Camper daher auch gerne ihre eigene Campingtoilette an Bord haben.
Dabei ist es eine Tatsache, dass die meisten Toiletten gar nicht so unhygienisch sind, wie man denkt.
Toilettenhygiene im öffentlichen Raum
Es gibt nämlich Vorschriften, die ein Betreiber öffentlich zugänglicher Sanitärräume erfüllen muss. Zunächst müssen die Toilettenräume entsprechend der Art der Anlage (z. B. Gastronomie, Freizeiteinrichtung, Büro, Heilberufe, Handwerk, Industrie) ausgerüstet sein. Dazu zählen neben den Halterungen für Toilettenpapier, Seifenspender, Spender fürDesinfektionsmittel auch Vorrichtungen zum Abtrocknen (als Papiertuch, Stofftuch oder als Wamrlufthändetrockner).
Klar dürfte sein, dass in Einrichtungen des Gesundheitswesens - zum Beispiel also in einem Krankenhaus) andere Vorraussetzungen geschaffen werden müssen als im Falle eines Campingplatzes.
Was aber mindestens auch dort vorzufinden sein sollte: Ein ordentlich funktionierender und gefüllter (!) Seifenspender und die hygienische Möglichkeit, sich die Finger auch wieder abzutrocknen.
Ein Blick auf den Reinigungsplan, der in öffentlichen WC's aushängen muss, lässt auf die Häufigkeit der durchgeführten Reinigungsmaßnahmen schließen. Erwarten sollte man hier auf jeden Fall eine tägliche Reinigung der Sitzflächen (Klobrillen), Klosett- und Urinalbecken, Waschbecken, Duschtassen und Fußböden sowie eine wöchentliche Reinigung von Wänden und Türen. Werden einzelne Bestandteile sogar mehrmals täglich ausgeführt, so spricht das für den Betreiber.
Hygienisch, aber nicht keimfrei?
Allerdings kann auch die beste Reinigungskraft nicht hinter jedem Toilettenbenutzer hinterherwischen. Außerdem gibt es völlige Keimfreiheit gar nicht. Muss auch nicht, sofern es sich nicht um wirklich problematische Keime wie zum Beispiel Hepatis-A-Viren, Salmonellen oder Grippe-Erreger handelt.
Und: Abklatschproben haben bewiesen, dass die Hauptansteckungsgefahr noch nicht einmal auf der Toilette selbst lauert. Viel schlimmer mit Bakterien, Viren oder Pilzen sind Türklinken (nicht nur im Sanitärbereich), der Toilettendrücker oder der Wasserhahn kontaminiert.
Woran liegt's?
Sehen wir uns einen Gang zur Toilette doch einmal genauer an. Nein, nicht den Vorgang selbst, sondern das, was drumherum geschieht. Nach der Toilettennutzung wischen wir uns mit dem hygienisch bereitsgestellten Toilettenpapier ab.
Doch hier geht es schon los: Toilettenpapier ist nicht feuchtigkeitsdicht (sonst würde es ja auch nichts aufsaugen), und schon sind die Hände verschmutzt. Um aus der Toilettenkabine herauszukommen, schließen wir diese zunächst auf (und übertragen so Keime auf den Schlüssel bzw. die Schließvorrichtung) und drücken die Türklinke, die somit auch verschmutzt ist. Gleichzeitig nehmen wir hier auch Keime auf, die unsere Vorgänger hinterlassen haben.
Deshalb ist es so immens wichtig, sich nach jedem Toilettengang - egal, ob in der Öffentlichkeit oder zu Hause - die Hände richtig zu waschen. Ganz einfach, um eine mögliche Infektionskette zu unterbrechen.
Hände waschen - aber richtig!
Im ersten Moment verwundert die Forderung, das Händewaschen ganz bewusst und nach einem bestimmten Muster zu verinnerlichen. DochHändewaschen ist nunmal nicht gleich Händewaschen. Wer nur eben ein bißchen Wasser über die Fingerspitzen laufen lässt, trägt mögliche Keime munter weiter mit sich rum - und verteilt diese nicht nur auf weiteren Gegenständen, sondern beim Nächsten (unbewussten) Anfassen im Gesicht auch gefährlich in der Nähe der Mund- und Nasenschleimhäute. Hier können krankmachende Keime sich dann so richtig austoben...
Aber wie wäscht man sich denn nun die Hände "vorschriftsmäßig"?
- Zunächst hält man die Hände unter fließendes Wasser. Die Temperatur kann dabei individuell gewählt werden und spielt für die hygienische Händereinigung keine Rolle.
- Bestenfalls entnimmt man nun aus einem Seifenspender (den man vorzugsweise mit dem Ellbogen betätigt, soweit dies baulich möglich ist) etwas Seife und schäumt damit die Hände gründlich ein. Wenn man sich dabei immer an eine bestimmte Reihenfolge hält, geht diese irgendwann in Fleisch und Blut über. Denn wichtig ist, dass keine Stelle vergessen wird.
- Bewährt hat sich folgende Reihenfolge: Handinnenflächen, Handrücken, zwischen den Fingern, den Daumen extra einseifen und die Fingernägel nicht vergessen!
- Der ganze Vorgang des Einseifen sollte etwa 30 Sekunden dauern.
- Danach gründlich mit fließendem Wasser abspülen.
- In öffentlichen Toiletten am besten Papierhandtücher verwenden oder einen Warmluftspender. Dabei darauf achten, dass die Hände komplett, also auch zwischen den Fingern, getrocknet werden.
- Wenn es bereitsteht, kann anschließend auch noch Desinktionsmittel verwendet werden, allerdings ist mit einer gründlichen Händereinigung das Infektionsrisiko im normalen öffentlichen Raum schon soweit minimiert, dass dies nicht unbedingt nötig ist.
Desinfektionsmittel selbst mitbringen?
Auch wenn es vielleicht übertrieben ängstlich scheint, immer sein eigenes Desinfektionsmittel dabei zu haben - grundsätzlich falsch ist es sicher nicht. Denn man weiß nie, auf welche hygienischen Verhältnisse man gerade auf einer Reise stösst. Dabei muss es noch nicht einmal die Toilette des Campingplatzes sein. Denkt auch an die Urlaubsfahrt an sich (Stichwort: Rastplätze) oder an Tagesausflüge - überall kann einen ein dringendes Bedürfnis übermannen und man muß, ob man will oder nicht, die nächstgelegene Toilette aufsuchen.
Ob man nun Desinfektionsmittel flüssig, in der Sprühflasche oder als Einmaltücher dabei hat, ist eigentlich schnuppe - sie tun alle ihren Dienst. Und: ein Sprühstoss auf die Türklinke der Toilettenkabine, bevor man diese anfasst, kann auch nicht schaden...