Ein Leserbrief mit einem gewissen Seltenheitswert, denn in der Hansestadt geht´s seit vielen Jahren immer nur aufwärts! Sollte sich das ändern?
Erschienen in der Printausgabe des Greifswalder Lokalteils der Ostseezeitung (die leider immer noch nicht von allen Haushalten abonniert wird).
Von Ulrich Lichtblau
Nachdem nun auch die Verwaltung erkannt hat, daß städtische Grundstücke eben doch nicht nach Gutsherrenart veräußert werden dürfen, ist die Frage nach der Verantwortlichkeit für all die in der jüngeren Zeit zu Tage getretenen Unregelmäßigkeiten und Ungereimtheiten in der Stadtverwaltung zu stellen.
Es erscheint wenig plausibel, alle Schuld nun bei dem ausgeschiedenen Bausenator Arenskrieger zu suchen, dessen offenbar bestehende Qualifikation der CDU und SPD des Landes Veranlassung gegeben haben, diesen an den Landesrechnungshof zu berufen.
Die politische Verantwortung für die desaströse Verfassung der Verwaltung, die offenbar nicht einmal in der Lage ist, einfache Rechtsvorschriften bei der Formulierung von Beschlußvorlagen an die Bürgerschaft zu beobachten, die die Bürgerschaft über die Kosten der Stadthalle und des Postumbaues genasführt hat, die die Entwicklung des Hafen Ladebows plan- und ziellos betrieb und betreibt, um nur die Spitze des Eisberges zu benennen, liegt in erster Linie bei der Verwaltungsspitze, dem Oberbürgermeister und seinem amtierenden Stellvertreter, Herrn Dembski, sowie natürlich dem ausgeschiedenen Herrn Arenskrieger.
Die verbleibenden zwei Herren sind aufgefordert, die Konsequenzen aus dem Desaster zu ziehen und ihr Amt zur Verfügung zu stellen. Beide Herren sollten zeigen, daß Sie bereit sind, die politische Verantwortung für die schier unglaublichen Schlampereien im alltäglichen Verwaltungshandeln zu tragen und ihren Hut nehmen. Ein Verbleib im Amt wird dem Ansehen der Verwaltung in der Öffentlichkeit nicht dienen. Ein Neuanfang würde der Stadt gut tun.
Allerdings steht zu befürchten, daß den Herren das Hemd näher als der Rock sein wird und sie diese Konsequenz nicht ziehen werden, das deutet sich ja schon in dem hinter den Kulissen nun offenbar entbrannten Machtkampf um die Position des ersten und zweiten Beigeordneten ab, deren Notwendigkeit – gerade angesichts der anstehenden Gebietsreform – ohnehin mehr als fragwürdig ist. Aber das ficht beide Herren und die Mehrheitsparteien der Bürgerschaft und deren willfährigem Helferlein FDP nicht an. Verantwortliches Handeln, meine Herren, sieht anders aus.
Apropos Bürgerschaft. Deren Abgeordnete, insbesondere aber die Juristen, gleichviel ob Richter, Professor oder Anwalt, die sich teilweise vehement für den Verkauf an Avila nach Gutsherrenart eingesetzt haben, sind aufgefordert, ihren Auftrag als Vertreter der Interessen der Bewohner der Stadt ernst zu nehmen, statt die Durchsetzung von in der Hinterstube getroffener Absprachen – zu wessen Wohl überhaupt? – in den Vordergrund ihres Interesses zu stellen.