Huskytour in Finnland: Back to the roots

“uiuiuiuiuiui, iiiiist das schnell!!!” flitzte es mir durch den kopf, als mein schlitten an dritter position losschoss. genau in dem moment, als ich von der bremse trat und mich beidseitig auf die schlittenkufen stellte. “zzzzzzzzzzzt!” und weg war ich. ein absolut irres gefühl! meine vier huskies schmissen sich ins geschirr, die zugseile spannten sich und die hundis galoppierten los und zogen an wie 4 bullen. verrückt, so etwas hatte ich noch nie erlebt. federleicht sauste mein schlitten über eine schneeweiße decke hinterher. und weiter ging es, um ein paar kurven, raus aus dem camp und gleich hinauf auf den ersten see. finnland besteht überwiegend aus seen, die im winter gefroren sind und per schlitten, snowmobil und langlaufskier überquert werden. eine endlos anmutende, weiße fläche erstreckt sich um einen, am schier grenzenlosen horizont schneebedeckte bäume, alles umspannt von einem tiefblauen, strahlenden himmel. so hatte ich mir das vorgestellt. was für eine pracht! man kommt aus dem staunen nicht mehr heraus!

Huskytour in Finnland: Back to the roots

mein schlitten sauste dem munter dahingaloppierenden hundegespann hinterher, mein blick schweifte über die landschaft und innerhalb von 5 minuten hatte sich ein glücksgefühl in mir ausgebreitet, dass mich die ganze tour hinweg nicht mehr verließ. ich habe in meinem leben bisher nicht viel schöneres getan!

Huskytour in Finnland: Back to the roots

erstaunt und erfreut gleichermaßen stellte ich fest, dass es deutlich einfacher war, auf dem schlitten zu stehen, als ich angenommen hatte. so konnte ich mich ganz auf meine hunde konzentrieren, an denen ich mich gar nicht sattsehen konnte. meine hunde waren hochmotiviert und sehr schnell. bis zum letzten tag, an dem sie gegen ende dann doch müde wurden, waren sie das schnellste gespann. sie legten eine enorme lauffreude an den tag und drehten sich vorwurfsvoll nach mir um, wenn ich sie wieder mal ausbremsen musste. alle vier. vier vorwurfsvolle hundegesichter, die mich dann über die schulter hinweg anschauten: “WAS soll das???” schienen sie zu fragen. ich dachte immer wieder, wenn ich sie laufen lassen würde, wie sie wollten, würden sie vermutlich bis nach texas laufen. macarena, meine leithündin, galoppierte konstant und motiviert neben yucca, dem zweiten leithund. macarena war die motivationstrainerin meiner viererbande. immer motiviert, immer gut gelaunt, liebes wesen, plan im kopf. sie lief und lief und lief und wenn wir mittags pause machten und abends ausspannten. rollte sie sich sofort in ihre schlafmulde zusammen und schlief. macarena bestand nur aus muskeln, faszinierend! sie war die schmusebacke in meiner truppe und gab pfötchen, beide nacheinander.

macarena

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neben macarena lief yucca, der zweite leithund. yucca war noch jung, etwa 1 1/2 jahre und war ein hübscher kerl. auch er lief mit hochdruck vorneweg. yucca war noch ein bisschen verspielt und nach getaner arbeit machte er ab und an anstalten, mit mir spielen zu wollen. was ihm dann doch nicht ganz geheuer war, so dass er lieber mit pekkah spielte.

yucca

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yucca und macarena waren ein herz und eine seele. sie waren so herzig miteinander, dass es einem ans herz ging.

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hinter den beiden liefen nebeneinander hessu und pekkha, 2 kräftige rüden. die beiden waren eine echte bank. pekkha war ein bulle von hund. er war derjenige im gespann, der niemals galoppierte, sondern nur trabte. wie eine dampfmaschine trabte und zog er, was ging. vom charakter her war pekkha der kumpeltyp. man kann ihn sich gut mit paar kumpels im irish pub vorstellen, ein guiness vor sich, ein mädel auf dem schoß, bester laune. anfassen ließ sich pekkha nicht so gerne. er wich mir aus und ließ sich nur im duld-modus streicheln. ein bildschöner kerl ist er, der pekkha.

pekkha

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der vierte im bund war hessu. der wolf. hessu war derjenige, an den ich komplett mein herz verlor. er war der wölfischste von allen, bildschön und vom wesen her eine herausforderung. die ersten 2 tage ließ er sich außer beim an- und ausschirren nicht anfassen, wich vor mir zurück. am dritten tag wurde er langsam zutraulich und ließ sich streicheln. am vierten tag begrüßte er mich in der früh zaghaft wedelnd und freundlich guckend. von da an ließ er sich knuddeln, zurückhaltend zwar, aber gerne. am letzten tag bekam ich zur belohnung dann seine pfote. gleich mehrfach. hessu hätte ich am liebsten in meinen koffer gepackt. ich vermisse ihn heftig.

hessu

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und hier nochmal alle vier

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hatte ich eben geschrieben, schlittenfahren sei einfach? das gilt nur für die geraden, flachen teilabschnitte auf den seen. sobald man in den wald hineinfährt, ändert sich das schlagartig. das gelände ist nämlich ganz schön anspruchsvoll. es geht bergauf, bergab, alles voller kurven, hubbeln, und überall lauert beidseitig des schmalen weges tiefschnee und bäume. und das ganze bei hohem tempo. ganz schön kniffelig! es erfordert eine gute balance, konstante konzentration und auch kraft. man fährt lange abschnitte nur mit einem bein auf der kufe, das andere bremst. auch muss man den körper abwechselnd nach links und rechts lehnen, je nachdem, welche richtung die nächste kurve nimmt. die kombination abwärts-hubbelig-kurve verlangt einem ganz schön was ab, mein lieber mann! der schlitten fängt immer wieder an, gefährlich in seitwärtslage zu gehen, man droht das gleichgewicht zu verlieren und sieht sich schon vom schlitten fliegen. schnell hat man den schlitten im tiefschnee geparkt oder macht einen unfreiwilligen abgang.

“idealerweise nie den schlitten loslassen!” hatte uns peter bei der einweisung eingeschärft. “wenn ihr fallt, bei hintermann aufspringen und mitfahren. wenn euer hintermann fällt, versucht den schlitten hinter euch einzufangen, indem ihr mit einem fuß auf die bremse des fliehenden schlittens geht oder greift ins hundegeschirr! und nie mit eurem schlitten den vordermann überholen. das mögen die hunde nicht. das gibt krach.” aha. in den fünf tagen passierte von allem etwas. wir lernten: ein moment der unachtsamkeit, des konzentrationsverlustes und schon hatte man den salat. aber dazu später. zunächst meisterten wir unsere erste tagesetappe bis zur mittagspause bravourös. keiner fiel vom schlitten, keiner überholte den anderen, kein hundegespann brannte durch. wir lernten, bergab zu bremsen und machten die wunderbare erfahrung, dass sich die hunde bei jeder steigung nach dir umdrehen, eindeutig vorwurfsvoll und dir signalisieren: “los, schieb!” dann bleibt man mit einem fuß auf der kufe und der andere schiebt mit, wie beim rollerfahren. wenn es zu steil wird, muss man auch mal absteigen und kräftig nachschieben.

unsere erste mittagspause in der wildnis. nun weiß ich, warum es wildnisführer und nicht reiseleiter heißt. die guides machen tatsächlich eine ausbildung zum wildnisführer. dort lernst du alles, was du dazu brauchst. zum beispiel, mit nichts als feuerholz im freien eine leckere mahlzeit zuzubereiten. wir lernten, dass alle mithelfen. bei allem. beim feuermachen, beim sachen schleppen, beim hundefüttern in der pause. das am baumfestmachen übernahm peter, sicher ist sicher, und auch das kochen war seine sache. und davon verstand er was. am ersten mittag gab es dünne rentiersteaks, mit käse und rentierschinken überbacken, im fladenbrot und heißen tee. leckerschmecker.

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derart gestärkt ging es weiter des weges. ich muss schon sagen: das ist eine großartige sache, mit einem hundegespann durch diese grandiose landschaft zu sausen, um dich die stille, über dir der blaue himmel, fantastisch ist das. am nachmittag gegen 3 trafen wir an unserer ersten hütte ein. wie wunderschön! ich kam mir vor, wie in einem märchen. so hatte ich mir das vorgestellt, eine urige holzhütte am see.

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Huskytour in Finnland: Back to the roots

peter machte uns mit dem ablauf bekannt, den wir in den nächsten tagen beibehalten sollten und der, trotz der ungewohnten, körperlichen anstrengung, zufriedenheit und ruhe gibt: hunde abschirren und am schlafplatz anketten. schlitten sichern. entladen, alles ins haus und den schuppen schleppen. in der hütte den kamin, den ofen und in der sauna den saunaofen und den wasserofen anheizen. vorher holz hacken. wasser aus dem see holen, wasserofen füllen, damit man wasser für die hundesuppe und zum waschen und abspülen hat. tiefgefrorenes hundefutterfleisch in stücke hacken. jaaaaa, ihr lieben, so geht das. nix fließend wasser und strom. selbermachen. und gekackt und gepipit wird im plumpsklo um die ecke. auch nachts bei minus 20 grad. back to the roots!

schlafplatz der hunde

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hundefleisch hacken 

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hundesuppe

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wasser holen

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nachdem alle öfen brannten, das holz, auch für den die mittagspause am nächsten tag und das fleisch für die hundesuppe und hundehauptmahlzeit gehackt war und das wasser im wasserofen vor sich hin erhitzte, gab es tee und kuchen für die fleißigen schlittenfahrer. direkt im anschluss bekommen die hunde ihre hundesuppe. das hundefüttern macht riesigen spaß, da standen immer alle gewehr bei fuß, das ließ sich keiner nehmen. nach der ersten hundefütterung machte sich peter ans abendessen, während wir uns n der sauna die müden knochen wärmten und uns wuschen und danach bekamen die hunde ihre zweite mahlzeit, die hauptmahlzeit. erst dann gab es für uns abendessen. peter war ein sehr guter koch. majmmo, was der uns so alles auf den tisch zauberte. und wir aßen wie die scheunendrescher. ich habe es tatsächlich geschafft, 2 kilo zuzunehmen, trotz der ackerei. mein mann, der von natur aus groß und kräftig ist, nahm auch zu. er hatte von vorneherein 5 hunde und bekam am letzten tag einen sechsten. jetzt will abnehmen ;-)

so war er, der erste tag. wunderbar, wunderbar. als wir alle mit gut gefülltem bauch bei kerzenschein in der mollig warmen hütte vor knisterndem kaminfeuer saßen, draußen stille, unterbrochen vom jaulen der hunde, breitete sich wohlige zufriedenheit in uns aus. und große müdigkeit. die hütten waren in der regel mit gemeinschafts-schlafplätzen ausgestattet. alle mann im gleichen raum. bei 4 schnarchenden männern in der gruppe war das die wahre herausforderung der tour. bis auf einmal schafften wir frauen es aber, auszuweichen, in irgendwelche kammern, saunen usw. in dieser, ersten nacht kam ich in den luxus einer separaten, wenn auch ungeheizten schlafkammer, in die ich mich schon früh mit meinem antarktis-schlafsack verdrückte. was soll ich sagen! ich kuschelte mich wie eine mumie hinein, lauschte noch kurz dem geheul der hunde und glitt in einen tiefen schlaf. den tiefsten seit 2 jahren. ist das zu glauben?


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