am nächsten, mittlerweile zweiten morgen in der wildnis, waren wir mit der morgendlichen routine schon gut vertraut. zügig waren die öfen angeheizt und während die anderen das hundefrühstück austeilten, briet ich in der hütte rühreier mit speck. ein wenig später, als wir alle hungrig um den tisch saßen, staunte ich einmal mehr darüber, welch große mengen wir uns einverleibten. wildnis macht hungrig, sag ich nur. ohne zu bummeln packten wir, räumten auf, hackten noch ein bisschen holz für die mittagspause und auf gings zum hundeanschirren und anspannen. ich liebte das. wir alle liebten das. es macht einfach großen spaß, morgens zu den hunden rauszukommen und sich mit ihren ganz speziellen eigenheiten beim geschirranlegen auseinanderzusetzen. macarena machte sich auch am zweiten tag strack wie ein brett und pekkah warf sich mit solch einer inbrust auf die anzuschirrenden pfoten, dass ich mir fast einen bruch an ihm hob yucca schlängelte sich wie gewohnt geschmeidig in sein geschirr und hessu ließ es sich, ebenfalls wie immer, mit misstrauischem blick anlegen. ich war immer ziemlich schnell fertig und konnte dann noch ein wenig zuschauen, wer noch am knoddeln war, das machte auch immer spaß.
und schon ging es los, auf unsere nunmehr dritte tagesetappe. die sonne hatte sich erstmal verzogen und das wetter war eher trübe. das tat unserer freude am fahren aber keinen abbruch. natürlich ist die landschaft wunderschön, wenn die sonne scheint, aber sie ist auch schön, wenn sie nicht schneit und man hat nicht minder spaß beim fahren. es ist erstaunlich, wie sich die umgebung dort verändert, wenn die sonne hinter einer dicken wolkenschicht verborgen ist. plötzlich ist alles um einen herum weiß, oben, unten, drumherum.
mir kam in den sinn, dass man ohne die nötige erfahrung und den ebenso nötigen wildnisführer binnen minuten komplett die orientierung verlieren würde. wir aber hatten das glück, dass unser versierter wildnisführer peter zielstrebig vor uns herfuhr und wir voller vertrauen hinterher. ich merkte, dass ich mich am dritten tag auf dem schlitten sicherer fühlte. ich hatte deutlich mehr gefühl für die balance, vor allem in den kurven. wir hatten am vormittag ein paar ordentliche steigungen zu bewältigen, bei denen wir kräftig nachschieben mussten und entsprechend anspruchsvolle talfahrten. ich war nicht mehr so schisserig wie die 2 tage zuvor und bremste vor der letzten kurve nicht mehr sooo stark, so dass mein schlitten samt hunden mit schmackes in die ebene einfuhr. meine hunde flitzten wie pfeile, ein wunderbares gefühl. bis zur mittagspause hatten wir etwa 20 km zurückgelegt, und peter zauberte auf dem wildnisfeuer einen sehr schmackhaften finnischen eintopf.
zufrieden mampfend ruhten wir unsere müden glieder aus, mensch wie hund.
nach der erholsamen mittagsrast ging es weiter. ich muss zugeben, dass ich diesen nachmittag ganz schön meine knochen merkte, ist ja nicht so, dass so eine tour nicht auch anstrengend ist. auf den see-etappen entlastete ich abwechselnd beine und arme und entdeckte so, dass man sich während der fahrt auch entspannen kann. am nachmittag kamen wir ohne weitere verluste an unserer dritten hütte an. wieder ein wunderschöner ort, wie man ihn sich idyllischer kaum vorstellen kann. es gab eine wunderbar geräumige, gemütliche hütte und ein extra saunahaus mit integrierter, kleiner schlafkammer. die ich mir gleich als ego-single-platz klar machte.
gemeinschaftshütte
katerwolf-ego-hütte
ich musste mir wegen meiner ego-hütte zwar fortan das eine oder andere einzelkind-gespräch anhören, aber das war mir egal. besser ausgeschlafenes ego-einzelkind, als unausgeschlafener, übellauniger katerwolf. die huskys kümmerte das ohnehin nicht, sie warteten ungeduldig auf ihr nachtessen, über dass sie sodann hungrig herfielen.
wir menschenkinder bekamen währenddessen ein schönes himmelsgeschenk: die wolken rissen auf, die sonne brach durch und bescherte uns magische ausblicke. wir blieben noch lange draußen, an diesem nachmittag und sahen zu, wie der tag langsam dem abend wich.
ich nutzte die zeit auch für eine ausgiebige hunde-kraulrunde und ließ mir besonders mit dem scheuen hessu viel zeit. nach anfänglichem zögern lehnte er seinen warmen hundeleib an mich und ließ sich gründlich durchkuscheln. mein süßer hessu.
abends saßen wir nach getaner arbeit und einem ausgiebigen saunagang zufrieden und müde in der hütte beisammen, ließen die erlebnisse des tages revue passieren und erzählten uns geschichten. es gab immer etwas zu erzählen, unsere gruppe harmonierte sehr gut, es herrschte eine entspannte, ruhige stimmung. keiner hatte den drang, sich besonders hervortun zu müssen, worüber ich sehr froh war. es gab immer viel zu lachen, ich erinnere mich zum beispiel daran, dass peter uns erzählte seine dicke fellmütze sei aus marderhund-pelz gefertigt. ich verstand ihn falsch und fortan hieß das tier bei uns nur noch mörderhund. annika erfreute uns eines abends mit einer spontanen buchinterpretation, die bühnenreif war. sie entdeckte in eben dieser hütte ein finnisches buch über hundeerziehung. es gab auch ein paar bilder mit sprechblasen darin. diese vorlage genügte ihr, uns den inhalt des buches näherzubringen. so vertiefte sie sich in eine bebilderte seite und teilte uns fröhlich mit: “wenn dein hund böse ist, nenne ihn ole und sperr ihn in den kofferraum.” wir kringelten uns ausgiebig über ihre spontane showeinlage. zu einigem grinsen und kopfschütteln führte auch meine ausgeprägte tendenz, dinge zu verlegen, zu verlieren und ausgiebig zu suchen. in der gruppe fiel das besonders auf. am zweiten abend fing ich an, auch dinge von den anderen zu verlegen. zum beispiel annikas hose. und am dritten tag hatte ich annika angesteckt und sie suchte genauso wie ich. gut, war ich nicht mehr alleine!
als ich vor müdigkeit kaum noch die augen offen halten konnte, machte ich mich, nicht vollständig muffe-frei, in meine ego-hütte auf. hm, die lag ja doch ganz schön einsam. ich wollte dann aber auch nicht kneifen und als obermuffti dastehen, also tappte ich pfeifend los, und als ich dann in der kleinen hütte stand, schlüpfte ich ganz schnell in meinen schlafsack. die hütte war durch den saunagang noch wohlig aufgewärmt, so dass ich nur ganz kurz zeit hatte, über finnische frauenmeuchelmörder und mörderhunde nachzudenken, bevor ich in tiefen schlaf fiel. ich musste einmal nachts raus, was echt gruselig war. ich schlief aber wieder ein. als ich in der früh aufwachte, war es in der hütte so kalt, dass ich mich gar nicht aus dem schlafsack raustraute. ich vergrub mich noch eine gute stunde bis zum scheitel in seine tiefen und kletterte erst raus, als peter an die tür klopfte. ein neuer tag stand vor der tür!