am nächsten morgen klingelte um 7 unser wecker. in der hütte herrschte schon rege betriebsamkeit und die ami-gruppe wuselte schnatternd umher und packte um und packte um und packte um…
wir nutzten die gunst der stunde, nahmen die gemeinschaftsdusche in beschlag und machten uns dann zum frühstück auf. am vorabend erfuhren wir beim einchecken, dass um 8 uhr frühstück mit der gruppe und um 8.15 uhr treffen mit dem guide angesagt war.
vor der hütte erwartete uns eine unerwartete überraschung. ich sag nur: typisch lappland. sieht man unterwegs öfters mal!
unsere gruppe, die wir beim frühstück antrafen, war mindestens so aufgeregt wie wir. vor allem ich war superaufgeregt, kenne ich an mir in dem maße gar nicht so. am reichgedeckten, ultraleckeren frühstücksbuffet herrschte ein wenig schlacht-stimmung. ich bekam zwar keinen ellbogen in die rippen, aber es war kurz davor. ich war wohl nicht die einzige, die aufgeregt war. nach und nach stießen die guides zu den truppen. ein lustiges völkchen. fast alle mit originellen zipfelmützen, was in lappland generell ein markenzeichen ist. kurz vor halb neun kam peter, unser guide, an unseren tisch – ohne zipfelmütze. auch er machte auf anhieb einen sympathischen eindruck, ein eher ruhiger, kompetent wirkender zeitgenosse anfang 40. wir schauten ihn erwartungsvoll mit großen augen an, als wäre er gekommen, uns die botschaft zu überbringen. nun, seine botschaft bestand darin, uns zu sagen, dass wir nur so viel gepäck auf die 5-tägige safari mitnehmen könnten, wie in den schwarzen sack passt, der uns am vorabend mit dem equipment ausgehändigt wurde. in den sack, in dem wohlgemerkt schon ein riesiger schlafsack steckte und der mit diesem inhalt vollständig ausgefüllt zu sein schien.
wie jetzt ?????
wir schauten alle etwas geschockt aus der wäsche und fragten uns, warum wir solche unmengen an scheinbar unnützem zeug mitgeschleppt hatten und wie, in gottes namen, wir 5 tage lang mit 1 paar socken, der einen oder anderen unterhose, ein bisschen waschzeug, 1 handtuch und ein klein wenig mehr auskommen sollten
wir handelten ein wenig mit peter herum und einigten uns schließlich auf einen kleinen tagesrucksack pro person, den wir als zusatzgepäck mitnehmen durften. wir machten halb 10 als treffpunkt am huskytor aus und eilten mit entschlossenen mienen in unsere hütte. in der die amis immer noch am umpacken waren. nun verstand ich auch, warum. es war in der tat eine herausforderung, sein packhäufchen auf das nötigste zu reduzieren und den rest zurückzulassen. in meinem fall bestand das häufchen aus: 5 unterhosen, 1 satz funktionsunterwäche zum wechseln, 1 handtuch, 1 skiunterwäschegarnitur zum schlafen, 1 paar extra-wollsocken, 1 sweatshirt, 1 extra-fleece, 1 paar dünne extra-fingerhandschuhe, feuchttücher, 2 t-shirts, 1 buch, 1 kartenspiel, eine kopflampe, brille, schneebrille, müsliriegel, ein bisschen waschzeug in kleinen tuben, das wars. tatsächlich stellte ich während der safari fest, dass ich die t-shirts und das sweat-shirt nicht gebraucht hätte, das buch und kartenspiel auch nicht (abends zu müde dafür), dass man nach eintreffen in der hütte und getaner arbeit durchaus 5 tage in nur 1 garnitur skiunterwäsche (die mit der zeit eine stolze zahl an flecken bekam) über die runden kommen kann und dass man tagsüber ohnehin den rest der klamotten am körper hat. ob wir gestunken haben? keine ahnung. ich vermute aber mal: ja!
ich muss gestehen, dass ich so aufgeregt war, wie seit ewigkeiten nicht mehr. ich war kurz davor, an der gardinenstange hochzuklettern und musste gefühlte 100 mal pipi, bevor wir die hütte verließen. pünktlich halb 10 standen wir am huskytor.
und betraten durch dieses ein bislang unbekanntes reich: das reich der schlittenhunde. für mich eine wunderwelt. das terrain, auf dem die schlittenhunde untergebracht sind, ist sehr groß und besteht aus zahlreichen gehegen, zwingern und freihstehenden hütten. überall sind huskys. überall. sie springen in den zwingern herum, stehen, liegen und sitzen auf ihren hütten, toben herum, springen ans gitter und alle machen eins:
a-huuuu-uuuuu! a-huuu-huuu-uuuu!
dieses typische heulen geht einem durch mark und bein und wird einem so vertraut, dass ich es immer noch vermisse. daher habe ich es vor ort aufgezeichnet. hört selbst:
wie im delirium stiefelten wir an den gehegen vorbei, starrten die hunde an und waren erstmal völlig baff. bis peter uns aufforderte, ihm beim rausholen unserer hunde zu helfen und sie schon mal zum anschirrplatz zu bringen. eine gute gelegenheit, die eigene unsicherheit zu überwinden und sich schon mal an den kontakt mit den hunden zu gewöhnen. das war ein spaß! wenn man einen der zwinger öffnete, wollten in der regel alle raus. viele schafften es auch, wie ein stück seife an einem vorbeizuwitschen und dann munter durch das camp zu rasen, verfolgt von einer meute husky-jäger. sie ließen sich aber nach einer weile problemlos wieder einfangen. manche hunde konnte man problemlos im zwinger fassen, und mit der linken am halsband auf den hinterbeinen zum anschirrplatz bringen. ein echter hundetanz ist das. andere hunde reagierten sehr zurückhaltend und versteckten sich in der hütte oder wichen in eine zwingerecke zurück. wir lernten bei diesem ersten huskykontakt unsere zweitwichtigste lektion: jeder husky ist anders und jeder ist für sich ein ganz eigener charakter und eine ganz eigene persönlichkeit. und zwar eine ganz und gar wunderbare persönlichkeit.
nach etwa 1 stunde waren wir soweit. 4 hunde pro schlitten waren am anschirrplatz an der kette und harrten der dinge. jeder auf seine art. ein gespann fiel durch entspanntes, freundliches warten auf, eins durch chaos (jaulen, bellen, kämpfen), einige waren nervös, andere eher unbeteiligt – ganz schön spannend! ich stellte mit großer erleichterung und freude fest, dass mir das ruhige, freundliche gespann zugeteilt wurde. was für ein glück! ich nahm sogleich kontakt auf und stellte fest, dass meine zwei leithunde schmusig waren, die anderen 2, 2 stattliche rüde, eher scheu und erstmal nicht auf körperkontakt aus. peter erklärte uns, wie man den schlitten fährt. und hier lernten wir die wichtigste lektion der tour kennen: jeder schlitten hat eine bremse. die bremse ist dein bester freund. wenn du sie nicht sachgemäß benutzt, fällst du vom schlitten und dein gespann rennt bis nach texas. ohne dich. man bremst mit einem fuß vor jeder kurve, bei jedem gefälle und überhaupt sehr oft, und wenn man den schlitten anhält, müssen beide füße auf der bremse stehen. und zwar fest. sonst macht der fahrer plumps.
wir bekamen eine einweisung ins anschirren der hunde, was nicht so schwierig war, wie ich dachte, eine einweisung in die wichtigen handzeichen für stopp! langsam! go! hilfe! und kurze zeit später war es soweit: die ganze gruppe stand auf dem schlitten, die hunde stemmten sich ins geschirr, peter gab das handzeichen go! und los gings.