Hunde sind der beste Freund des Menschen – auch im Darm

Hunde gelten als der beste Freund des Menschen. Sie leben schon viele tausende Jahre an unserer Seite. Wie es zur Domestizierung des Hundes gekommen ist und wie lange das konkret her ist, sind Rätsel, die die Wissenschaft nach wie vor nicht vollständig geknackt hat.

Hund und Mensch – eine soziale Verbindung?

Hunde sind der beste Freund des Menschen – auch im DarmNeueren Thesen zufolge soll die Domestikation des Hundes als ein aktiver sozialer Prozess von beiden Seiten zu verstehen sein. Der Wolf soll nicht zum Menschen gekommen sein, um sich an seinen Resten gütlich zu tun, sondern eher, weil ihr Zusammenleben und -arbeiten, das aufgrund ihrer ähnlichen sozialen Struktur möglich war, einen evolutionären Vorteil für beide bedeutete.

Zudem könnte es sich bei dieser aktiven sozialen Domestikation des Hundes um einen epigenetischen Effekt handeln. Die Epigenetik (Genetik = Wissenschaft von der Vererbung, Epigenese = nachträgliche Entstehung) ist eine Art Bindeglied zwischen den Genen und der Umwelt. Es geht also darum, inwieweit die Gene durch äußerliche Einflüsse verändert werden.

Der Hund also doch kein Restefresser?

Wären es Reste gewesen, die die Wölfe zu den menschlichen Lagern gelockt hätten, müsste man sich nach Neurologin Daniela Pörtl und Biologe Christoph Jung, von denen die These stammt, die Frage stellen, wieso es die Wölfe waren, die domestiziert wurden und nicht andere Tiere, welche weniger gefährlich waren, wie z. B. Füchse. Zudem würden die Menschen eher nicht absichtlich Raubtiere zu ihrem Lager gelockt haben, indem sie in der Nähe die noch dazu sehr wenigen Reste ihrer Mahlzeiten deponiert hätten.

Hunde sind der beste Freund des Menschen – auch im Darm

Demzufolge wären die Hunde nicht als „Schmarotzer“ entstanden, sondern weil eine soziale Verbindung eingegangen wurde. Diese soziale Verbindung macht es wohl auch wahrscheinlich, dass die Menschen ihr Essen mit dem Partner Hund geteilt haben. Darauf deuten auch die Anpassungen auf Nahrungsmittel, die Hunde ähnlich wie wir Menschen durchlaufen haben. Und zwar regional unterschiedlich.

„Alle Krankheiten beginnen im Darm“

Diese Weisheit wusste schon der griechische Arzt Hippokrates vor mehr als 2000 Jahren zu verkünden, der als Begründer der Medizinwissenschaften gilt. Wissenschaftliche Erkenntnisse dazu lieferte das Humanmikrobiomprojekt (HMP), welches 2008 an den Start ging. Nur wenige Jahre später hatte das HMP herausgefunden, dass sich im Körper fast zehnmal mehr Bakterien als Körperzellen befinden und dass das mikrobielle Genom hundertmal mehr genetische Informationen als das Erbgut des Menschen enthält.

Zum Mikrobiom gehören primär die Bakterien des Darms, aber auch die von Haut, Urogenitaltrakt, Mund, Rachen und Nase. Beim Hund finden sich vorrangig die Bakterienstämme:

  • Firmicutes
  • Bacteroidetes
  • Fusobacteria
  • Actinobacteria
  • Proteobacteria

Die fünf häufigsten Bakteriengruppen im menschlichen Organismus sind:

  • Firmicutes
  • Bacteroidetes
  • Fusobacteria
  • Proteobacteria
  • Actinobacteria

Hündische und menschliche Darmflora sind sich sehr ähnlich!

Was auf den ersten Blick verblüfft, täuscht nicht. In einer Untersuchung, deren Ergebnisse Anfang 2018 im Fachblatt „Microbiome“ veröffentlicht wurden, zeigte sich, dass das hündische Mikrobiom mit dem menschlichen große Ähnlichkeiten aufweist, viel mehr z. B. als das von Schweinen oder Mäusen.

Weiter stellte man fest, dass das hündische Mikrobiom auf Ernährungsumstellungen ähnlich reagiert, wie das menschliche. Man vermutet, dass diese Ähnlichkeit dadurch entstanden ist, dass die Ernährung der Hunde der menschlichen im Laufe der Domestikation angepasst wurde.

Trotzdem gibt es natürlich individuelle Unterscheide. Jedes Mikrobiom – also jede Darmflora – ist individuell. Ihre Zusammensetzung hängt von vielen Faktoren ab, wie z. B.:

  • Herkunftsort
  • Eltern
  • Geburt
  • Ernährung (regionale Unterschiede!)
  • Umwelt
  • Medizinische Versorgung

Die Zusammensetzung der Bakterienbesiedlung ist von all diesen Faktoren abhängig und kann sich im Laufe der Zeit verändern, wobei eine Art Stammbesiedlung in den ersten Lebensjahren (Mensch) bzw. Lebensmonaten (Hund) entsteht.

Hunde sind der beste Freund des Menschen – auch im DarmVielfalt statt steriler Umgebung fördert eine gesunde Darmflora

Wie man mittlerweile weiß, ist die Darmflora an einer Vielzahl Krankheiten beteiligt. Selbst wenn es nicht offensichtlich ist, wie z. B. bei Hauterkrankungen, kann ein entstandenes Ungleichgewicht im Darm eine Rolle spielen.

Was braucht die Darmflora?

Wie in dieser Untersuchung festgestellt, reagiert die hündische Darmflora ähnlich wie die menschliche. Eine gesunde Darmflora kann auch leichte Unregelmäßigkeiten gut vertragen, bzw. regeneriert sich mit der Zeit wieder eigenständig.

Eine „gesunde“ Darmflora besteht zudem immer nicht nur aus „gesunden“ Bakterien, sondern enthält auch einen gewissen Anteil potentiell pathogener Keime. Diese haben zum Teil auch gute Funktionen, dürfen sich nur nicht ungebremst vermehren, weil dann ihre pathogenen Eigenschaften zum Tragen kommen können. Zudem agieren sie für die guten Keime als Trainingspartner, damit diese im Falle einer Infektion reagieren können. Das ist natürlich alles sehr laienhaft ausgedrückt.

Damit die guten Keime entsprechend agieren können und den Organismus bestmöglich unterstützen können, müssen sie entsprechend gut versorgt werden. Welche Nahrung sie benötigen, ist davon abhängig, wie die Bakterienbesiedlung aussieht. Wie bei uns Menschen gibt es da auch beim Hund Unterschiede, die mit seiner Herkunft zusammenhängen.

Das Mikrobiom eines Eskimos sieht definitiv anders aus, als das eines Europäers. Je naturnaher die Ernährung gestaltet ist, z. B. auch an saisonale Unterschiede angepasst, desto vielfältiger ist die Darmflora. Ein Fleischfresserdarm ist anders besiedelt, als der eines Veganers.

Beim Menschen unterscheidet man drei Darmtypen:

  • Typ 1: Bacteroides-Bakterien (zählen zum Stamm der Bacteroidetes) dominieren, spezialisiert auf Energiegewinnung aus Mehrfachzucker, tierischen Eiweißen und gesättigten Fettsäuren (meist Fleischesser)
  • Typ 2: Prevotella-Bakterien (zählen zum Stamm der Bacteroidetes) dominieren, spezialisiert auf Abbau der Zucker-Protein-Komplexe, die sich im Schleim der Darmschleimhaut befinden (meist Veganer und Vegetarier)
  • Typ 3: Ruminococcus-Bakterien (zählen zum Stamm der Firmicutes) dominieren, können ebenfalls Proteine aus dem Darmschleim abbauen und nutzen besonders effektiv dabei entstehende Zuckermoleküle – der häufigste Darmtyp (meist Allesesser)

Sind Hunde Fleischfresser?

Ob Hunde nun Fleischfresser sind oder nicht, wird heiß diskutiert. Diese Diskussion geht aber eigentlich an der richtigen Frage vorbei. Bei der Unterstellung bezieht man sich einzig auf die Abstammung des Hundes vom Wolf. Doch selbst dieser wird nicht als strikter Fleischfresser eingeordnet, wie z. B. ein Löwe.

Hunde haben sich im Laufe der Domestikation entsprechend den regionalen Ernährungsweisen der Menschen angepasst. Insofern muss man nicht die Frage stellen, ob der Hund ein Fleischfresser ist, sondern wo er herkommt, um die Frage zu beantworten, welche Nahrungsmittel seinen Darm entsprechend unterstützen können.

Präbiotika auch für den Hund?

Präbiotika sind Ballaststoffe (Kohlenhydrate, die nicht enzymatisch abgebaut werden), die vielen guten Bakterien als Nahrung dienen. Ein Hund, der an eine Fütterung mit relativ großen Mengen pflanzlicher Nahrungsmittel angepasst ist, wird in seinem Darm wohl auch viele Bakterien beherbergen, die entsprechend versorgt werden müssen.

Dass Präbiotika bei vielen Hunden Wirkung zeigen, wurde in Studien mehrfach untersucht. Man hat sogar festgestellt, dass Hunde, die ein Trockenfutter mit einem entsprechenden Anteil Getreide (Kohlenhydrate, die entsprechend Ballaststoffe enthalten) erhielten, ein besseres fäkales Mikrobenprofil aufwiesen, als solche, die Nassfutter oder kohlenhydratarme hausgemachte Rationen erhielten.

Als besseres fäkales Mikrobenprofil wurde dabei ein Profil eingestuft, das vermehrt Milchsäurebakterien enthielt und vermindert potentiell pathogene Keime wie Clostridien oder auch Salmonellen.

Es hat sich auch gezeigt, dass die Zufuhr von Präbiotika sich bei Hunden ebenso wie bei Menschen positiv auf das Immunsystem auswirken kann.

Ackerbau oder Jagd?

Bei Hunderassen, die ursprünglich an große Mengen Fleisch angepasst sind, wie z. B. Huskies, wird die Reaktion auf Ballaststoffe weniger positiv ausfallen. Ihre Darmflora ist entsprechend anders zusammengesetzt.

Hunde sind der beste Freund des Menschen – auch im Darm

Bakterien wie z. B. Prevotella, die Ballaststoffe aus pflanzlicher Nahrung verwerten, sind wohl ebenso wie bei den Eskimos, deren Speiseplan traditionell aufgrund der klimatischen Bedingungen wenige pflanzliche Bestandteile enthält, deutlich weniger vertreten. Dafür mehr Bakterien, die Proteine mögen.

Wie man den Darm des Hundes gesundhalten kann, ist also zu einem Großteil auch von seiner Herkunft abhängig und lässt sich nicht mit Formel X bewerkstelligen. Wer seinen Hund gut versorgt wissen möchte, sollte daher weder in die eine, noch die andere Richtung ideologischen Vorstellungen folgen, sondern einen Blick über den Teller-, Napf- und auch Landesrand werfen.

Mehr zur Anwendung von Probiotika beim Hund, um eine ungesunde Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen, kannst du HIER nachlesen.

Quellen u. a.:
Auf den Müll mit der Theorie von der Domestikation des Hundes auf der Müllkippe: https://petwatch.blogspot.com/2018/11/auf-den-mull-mit-der-theorie-von-der.html?m=1
Similarity of the dog and human gut microbiomes in gene content and response to diet, 2018: https://microbiomejournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s40168-018-0450-3
Darmtyp: https://www.welt.de/gesundheit/article13580687/Und-zu-welchem-Darmtyp-gehoeren-Sie.html
Effect of dietary mannanoligosaccharide supplementation on nutrient digestibility, hindgut fermentation, immune response and antioxidant indices in dogs, 2017: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5426052/
Die intestinale Mikrobiota beim Hund, kleintier konkret 2017; 20(03): 37-38
Pre- und Probiotika – Wann der Einsatz bei Hund und Katze sinnvoll ist, kleintier.konkret, Enke Verlag, Ausgabe 2017; Brigitta Wichert


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