Es wird gerne vergessen, dass der Analphabet Hui-neng (638-713, sechster chinesischer Patriarch im Zen/Chan) bei der ersten Begegnung mit seinem Meister zwar bereits Einsicht in die Buddha-Natur zeigte ("Wie könnten sich die Menschen aus den Norden und dem Süden in ihrer Buddha-Natur unterscheiden?"), doch zunächst in die Küche abgeschoben wurde. Die hatte zu seiner Zeit noch nicht die Bedeutung, die ihr später Dôgen Zenji im Klosterleben zuwies. So ganz durchschaute ihn also sein Meister wohl noch nicht, zumal Hui-neng dann auch noch immer nicht ordiniert, also Laie war, als er das ihm vorgelesene Gedicht eines Bruderschülers verbesserte und damit endlich auch seinen Meister von seinem Erwachen überzeugte. Dieser riet ihm sogleich, den Tempel zu verlassen. Die Ordination holte Hui-neng zwar später nach, aber als ihm seine Verfolger die Robe klauen wollten, da riefen sie ihn noch "Laie! Laie!". Hui-neng selbst unterschied sich noch weiter von Dôgen, auch wenn der und dessen Adepten ihn gern mal für sich reklamieren: Im Plattformsutra spricht er davon, dass es keinen Unterschied zwischen Kleruns und Laien gebe und der Mönchsstatus bedeutungslos sei, da nur die Praxis zähle.* Bei dem ganzen Aufwand, den Dôgen mit dem Klosterleben und seinen Regularien betrieb, ist es kein Wunder, dass er sich immer mehr darauf versteifte, die Laien könnten es nicht so weit bringen wie die Mönche.
*[Komazawa Daigaku Zenshûshi kenkyûkai 1978, 323 und 328; Yampolsky (1967), 111, 157, 159]
*[Komazawa Daigaku Zenshûshi kenkyûkai 1978, 323 und 328; Yampolsky (1967), 111, 157, 159]