Ein hervorragendes Beispiel hierfür geben uns die heiligen Hühner des Junotempels auf dem Kapitol. Livius berichtet uns in seiner Stadtgeschichte, dass auf dem römischen Tempelberg eine Schar Hühner gehalten wurde, welche die Bevölkerung Roms vor feindlichen Angriffen und der Erstürmung der Stadt warnen sollte. Unglücklicherweise ging unter den römischen Bürgern die Rede, dass mittels einer großzügigen Futterspende an die gesegneten Hühner Juno milde gestimmt würde und dies durch materiellem Reichtum sowie Kindersegen vergelte.
Als nun einmal die Gallier Rom angriffen, geschah es, dass die satten und wohl gemästeten Wachhühner die gegnerische Attacke schlicht und einfach verschliefen. Lediglich ein paar Gänse, die gelangweilt an den Gestaden des Tibers nach Wasserlinsen fischten, bemerkten den frühmorgendlichen Vorstoß der keltischen Barbaren und schlugen sogleich Alarm. Das Resultat ist hinlänglich bekannt. Nachdem der Angriff mit Müh' und Not abgewehrt war, wurden die Hühner des Kapitols schneller geschlachtet und aufgegessen, als sie "Gack" sagen konnten und durch die wackeren Gänse vom Tiber ersetzt. Gleichzeitig wurde an allen vier Ecken des kapitolinischen Hügels Schilder mit der Aufschrift "PROHIBETVR PASCENTIVM" aufgestellt, was nichts anderes bedeutet, als "Füttern verboten".