Huch, die Welt wird bunt!

Die Farbe Rot – Marxistische Hochschulzeitung wurde bisher ihrem Namen nicht gerecht. Die aus dem Frankfurter Umfeld des Gegenstandpunkts (angeblich keine Gruppierung, sondern nur eine Zeitschrift, klar …) stammende Zeitung, die alle paar Monate kostenlos an interessierte Studierende und Dozenten verteilt wird, war, der üblichen antiästhetischen Ästhetik des GSP folgend, in schlichtem Schwarz und Weiß mit einheitlicher Schriftart gehalten. Doch was ist jetzt passiert? Gab es eine Revolution beim GSP? Einen Putsch in der Führingsriege? Hat man gar die von Emanuel Kapfinger geäußerte, völlig treffende, Kritik Ernst genommen und ist einmal gründlich in sich gekehrt?
Als mir der übliche griesgrämige GSPler heute die neuste Ausgabe der Farbe Rot in die Hand drückte, glaubte ich meinen Augen kaum: Sie ist plötzlich bunt geworden! Nicht nur ist das Rot des Titels rot, es gibt auch mehrere Farben und Schriftarten – die Zeitung hat tatsächlich so etwas wie ein Layout!
Wäre es da gar zu erwarten, dass der griesgrämige GSPler meinen freundlichen Gruß erwidert oder zumindest mit einem kurzen Lächeln quittiert, so abfällig es sein mag?
Nein, seine Miene bleibt ungerührt, er tut, als würde er mich nicht kennen, obwohl er das aus diversen Philosophie-Seminaren und linken Vorträgen tut, wirkt noch griesgrämiger und lustloser als sonst. Wahrscheinlich vermisst er den alten Schwarz-Weiß-Charme und muss sich jetzt fast zwingen, den Dienst für die Sache noch zu verrichten. Aber er und ich wissen: die neue Farbe Rot wirkt zwar ein wenig einladender, wesentlich ästhetischer ist das Design trotzdem nicht. Es bleibt seinem radikalen Funktionalismus im wesentlichen treu. Die opportunistischen Tendenzen im eigenen Lager konnten wohl noch einmal zurückgehalten werden. Was zumindest eine gewisse Unnachgiebigkeit bezeugt, die ich am GSP durchaus zu schätzen weiß. Auch wenn alle Welt in den Fluss gerät – der GSP harrt aus und steht! Nur leider ist es, wie man von Heraklit lernen könnte, nie derselbe Fluss, in den man steigt. Doch der GSP hält ja bekanntlich nichts von solchen „Filosofen“ und „Freidenkern“.1 An den Inhalten hat sich daher nichts geändert – wie seit 30 Jahren.

    Der Dauergram meines Genossen vom GSP hat sicher nicht zuletzt damit zu tun, dass er ausgerechnet Philosophie studiert und sich daher den ganzen Tag mit so widerlich undogmatischen Typen wie mir abgeben muss. [zurück]

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