Hozier – Hozier

Hozier spricht man einfach so aus, wie es einem das Gefühl sagt. Ein bisschen französisch klingt das dann, dabei hat der 24-jährige Andrew Hozier-Byrne einfach einen Teil seines Nachnamens zum Pseudonym gemacht.

Als wir gehört haben, dass er aus Irland kommt, haben uns die Themen, die er besingt, dann eigentlich überhaupt nicht mehr gewundert. Die katholische Kirche. Der Kapitalismus. Gut, das sind ja eigentlich Weltprobleme, mit denen jeder zu kämpfen hat – dass es in Irland damit aber doppelt mühsam ist, verstehen wir spätestens seit diesem Debüt. Hozier jedenfalls fröhnt dem Rebellentum: Sein erster großer Hit, Take me to church spielt mit dem Gedanken, bei Begräbnissen zu lachen und geht hin zur Forderung eines „deathless death“, also der Auferstehung für jedermann. “We were born sick, you heard them say it“: vor allem gegen die Erbsünde wird mit Gospelchoir gewettert. „I was born sick, but I love it“.

Mit seinen 24 Jahren wirkt er schon sehr welterfahren, schreibt in Angel of Small Death & Codeinescene über die Drogenhöllen Irlands, die Erwerbsarmut, die nicht selten ein Ende in Alkoholismus und/oder frühem Tod finden. Das klingt alles ziemlich düster, würde es ihm nicht gelingen, eine Mischung aus Gospel und Blues derart zu arrangieren, dass es einem beim Zuhören die Gänsehaut aufstellt. Der inhaltlich negativ konnotierte Pathos wandelt sich in der musikalischen Umsetzung in eine sympathisch-mitreißende Art von Musik, wie wir sie schon seit längerer Zeit nicht mehr vernehmen durften. Ein bisschen Rock und ein bisschen Pop ist natürlich auch dabei, Massentauglichkeit ist gegeben, aber nicht notwendig: dafür ist das Album und auch wieder die schon erwähnte inhaltliche Schwere doch zu erdend.

Natürlich geht es auch um die Liebe. Just wurde Hozier von seiner damaligen Freundin verlassen, was ihm natürlich die perfekte Vorlage bietet, nicht nur gegen die Kirche und die Finanz, sondern auch die Frauenwelt aufzuheulen. „Cause God knows I fall in love just a little bit everyday with someone new. With every stranger, the stranger, the better“. Auch wenn man in diesen Zeilen den versteckten Trotz herauslesen kann, ist er doch in einer so zuckersüßen Melodie verpackt, die einen schmunzelnd zurücksinken lässt.

Den Blues hat er also offenbar wirklich im Blut – das Falsett hat er aber erst ein bisschen später entdeckt. Eigentlich war er früher hauptsächlich, als Sänger einer Pubband, Tom Waits verschrieben. Erst die Mitgliedschaft beim auf irischen Folk spezialisierten Chor Anuna stieß ihn in Richtung der höheren Töne. Eine romantische Mischung eigentlich, oder aber eine Entwicklung, die in seiner Karriere unumgänglich war: wie dem auch sei, Hozier ist ein fantastisches Debut gelungen.

Hozier – Hozier, Island / Universal Music, http://hozier.com


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