Erster Gedanke: Wieso schon wieder „Rollin‘ And Tumblin“ und noch dazu als Opener eines Debütalbums? Der erste Blick auf die Trackliste des Debüts von HowellDevine machte nicht wirklich neugierig. Doch das ändert sich sofort, wenn man diese Scheibe auflegt: Wo heutzutage die Klassiker der Mississippi Blues oft nur noch Schablonen für belanglose Bluesrockorgien sind, bekommt man hier den Sound der Zeit vor und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zu hören.
Gitarrist/Harpspieler Joshua Howell und Schlagzeuger Pete Devine haben sich unabhängig voneinander auf die klassischen Spielweisen von Blues und Jazz spezialisiert. Howell etwa hat nicht nur den Slidestil von Fred McDowell und Bukka White oder den Blues des North Mississippi von RL Burnside studiert sondern auch die Ragtimes der amerikanischen Ostküste. Und mit seinem minimalistischen Schlagzeugspiel hat Devine schon für diverse Jazz- oder Jugbands in Kalifornien die Grundlage gelegt. Die Gruppe wird komplettiert von Bassist Joe Kyle Jr., der seine Sporen während des Swing Revivals in den 90ers Jahren in San Francisco erwarb.
Zu dritt (und auf dem Album „Jumps, Boogies & Wobbles“ auch manchmal noch mit einem Saxophon verstärkt) spielen sie derartig traditionell, dass es heutzutage schon wieder aventgardistisch sein könnte. Das ist Blues, der deftig und tanzbar daherkommt. Alle drei sind ausgezeichnete Instrumentalisten. Doch stehen nicht ausgefeilte Solos im Vordergrund sondern ein Gruppensound, der ab und zu auch in Kollektivimprovisationen ausbricht. Und da ist es egal, ob Songs wie das erwähnte Rollin & Tumblin oder Sonny Boy Williamsons „Help Me“ oder (eigene?) Nummern wie Harmonica Wobble #2 gespielt werden. Diese Stücke sind ganz zu ihren eigenen geworden und sind derartig lebendig, dass man verstehen kann, wie das Trio 2013 bis ins Finale der International Blues Challenge vorstoßen konnte. So hat man den Blues eben viel zu lange nicht mehr gehört. Und schön, dass Aarhoolie damit endlich wieder angefangen hat, neue Alben zu veröffentlichen.