✰ Howard L. Anderson – Albert – Ein glorreiches Schnabeltier

Von Claudiamarina

Albert ist auf der Flucht. Sozusagen. Er ist einfach davongelaufen. Von zu Hause weg. Nachdem man ihn einmal zu oft mit Popcorn beworfen hat. Albert ist ein Schnabeltier und wohnt im Zoo von Adelaide. Bis vor Kurzem jedenfalls. Denn jetzt ist er auf der Suche nach dem wahren, dem alten Australien, von dem er schon so viel gehört hat.

Leider landet Albert aber erst einmal mitten in der Wüste. Im Nirgendwo. Wo er nicht lange alleine bleibt. Er trifft eine Menge merkwürdiger Gestalten, wie einen pyromanischen Wombat, einen kriminellen Waschbären und einen Tasmanischen Teufel, der einst eine berühmte Ringer-Legende war. Schon bald muss er feststellen, dass ihm nicht alle seiner neuen Bekanntschaften wohl gesonnen sind – doch die, die es sind, werden zu echten und treuen Freunden. Denn selbst an einem so gefährlichen und rauen Ort wie der australischen Wüste gibt es nichts Wichtigeres als wahre Freundschaft.

Noch nie waren (Beutel-)Tiere so cool und anarcho wie in Howard L. Andersons Roman. Nie zuvor waren sie so schräg drauf, gleichzeitig aber auch so lebendig. Menschlich. Es fällt schwer, beim Lesen im Hinterkopf zu behalten, dass es sich trotz allem um Tiere handelt. Bei so viel Action und Humor ist es aber auch nebensächlich, ob die Protagonisten menschlich oder tierisch sind – nur, dass der Humor umso schräger wird.

Und die Themen, die in Andersons Roman wichtig sind, sind so universell, dass sie auch mit Schnabeltieren und Wombats funktionieren. Freundschaft und die Suche nach sich selbst beschränken sich nicht auf die Anzahl der Beine. Oder Arme. Oder Pfoten.

Nebenbei revolutioniert Anderson dann noch das Genre des Tierromans. Man stelle sich einfach ein Känguru als Betreiber einer Bar vor. Wie soll das funktionieren? werden sich die meisten unter euch fragen. Ist das nicht zu schräg und abgefahren? Nein, man muss sich nur darauf einlassen.

Mit dieser Offenheit solle man von vornherein an Albert herangehen.  Es ist nicht wie andere Romane und schon gar nicht wie andere Romane, in denen Tiere sprechen können und Abenteuer erleben. Plüschig und nett war gestern. Heute ist cool und verdorben und abgefahren. Albert eben.


Gebundene Ausgabe: 272 Seiten
Erschienen bei Ullstein
März 2013
Aus dem Amerikanischen von Georg Deggerich
Originaltital: Albert of Adelaide
ISBN: 978-3-550-08894-0