Von Günter Verdin
Gegen ein EM-Halbfinalspiel ist auch der einfallsreichste TV-Programmverantwortliche machtlos. Vom massiven Quotenkuchen bleiben für die Sender, die keinen Fussball präsentieren, nur Kruemelchen. Die wollte uns Pro 7 am Mittwoch mit einem Sitcom-Marathon versuessen: acht Folgen der US-Kultserie "How I Met Your Mother" am Stück, und in den Werbepausen blieb noch genug Zeit, ins Spiel Spanien-Portugal rueberzuzappen.
"How I Met Your Mother" liegt eine geniale dramaturgische Idee zugrunde: im Jahr 2030 erzählt Ted Mosby seinen gelegentlich gelangweilten oder aufmüpfigen Kindern, wie er seine Frau, ihre Mutter, kennengelernt hat. Das gibt die Möglichkeit, in den Erzaehltexten manch Philiosphisches , auch manche Binsenweisheit unterzubringen. Einen ähnlich funktionierenden Grundeinfall gibt es etwa bei "Sex and the City", wo Sarah Jessica Parker als über Sex und Liebe reflektierende Kolumnistin für das literarische Futter sorgt.
Bei "How I Met Your Mother" beginnen die Rückblenden im Jahr 2005. Und immer wenn der Zuschauer meint, dass nun auch endlich die Mutter, um die sich alles dreht, ins Bild kommt, gibt es frappierende Lösungen, um die Spannung doch noch bis zur mittlerweile 7. Staffel aufrecht zu erhalten. Auch in dieser Serie geht es, wie schon in "Friends" , um das verrückte Liebesleben von Freunden und ihren Lebensabschnittspartnerinnen, wobei sich vieles von den Eskapaden nur in der Phantasie der Helden abspielt. Mittlerweile hat sich Neil Patrick Harris als verwegen grossmaeuliger Frauenheld Barney in den Vordergrund gespielt. Immer erst, wenn er auftaucht, kommen die Story, auch die Frauengeschichten, so richtig in Schwung. "Ich bin die Angelina Jolie der coolen Jungs" prahlt er, als er sich sozial engagiert, verschweigt aber, dass sein Engagement in der Armenküche ihm als Strafe für öffentliches Urinieren auferlegt wurde.
Dass der geniale Maedel-Aufreisser, der seine Strategie sogar in einem "Playbook" notiert,im realen Leben mit einem Mann zusammenlebt, nimmt ihm nichts von seiner kosetlich dreisten Glaubwürdigkeit.
ORFeins zeigt "How I Met Your Mother" von Montag bis Freitag am Nachmittag und im Vorabendprogramm.