“House of Horrors”: Das Martyrium in 2207 Seymour Avenue

“House of Horrors”: Das Martyrium in 2207 Seymour Avenue

Immer schockierende Details im Entführungskrimi um drei Frauen im „House of Horrors“ in Cleveland – während der Fall auch zum Polizeiskandal wird. Der Schulbusfahrer Ariel Castro (52) hatte zwischen 2002 und 2004 Michelle Knight (32), Amanda Berry (27) und Gina DeJesus (23) entführt, sie mit Hilfe seiner Brüder Pedro (54) und Onil (50) in einem Haus ein Jahrzehnt lang als Sexsklavinnen missbraucht. Berry gelang Montag mit ihrer Tochter Jocelyn (6) die Flucht, ihre Leidensgenossinnen wurden von der Polizei befreit.

Cleveland reagierte euphorisch. Doch jetzt werden die Fragen lauter. Warum hatte ein Jahrzehnt lang niemand das Martyrium bemerkt? Die Nachbarn erheben schwere Vorwürfe vor allem gegen die Polizei: 2004 erschienen Polizisten an der Adresse Seymour Avenue, Nr. 2207, nachdem Ariel Castro ein Kind in einem Schulbus vergessen hatte. Als niemand auf das Läuten reagierte, zogen sie ab. Im Haus waren da bereits zwei Kidnapping-Opfer. Im November 2011 sah eine Nachbarin, wie eine verzweifelte Frau mit einem Kleinkind in den Armen an ein Fenster klopfte. „Ich habe die Polizei gerufen“, erzählt ihr Bruder Israel Lugo der Daily News: „Sie kamen, klopften zwanzigmal an die Türe – und zogen ab…“

Im Vorjahr sahen vier Pensionistinnen, wie drei Männer nackte Frauen an Hundeleinen durch den Garten führten. Auch sie riefen die Cops, warteten dann zwei Stunden lang vergeblich. „Die Polizei nahm das alles nicht sonderlich ernst“, ärgert sich Nachbarin Elsie Cintron. Die unter Druck geratene Cleveland-Polizei wehrt sich jedoch: Laut ausgewerteten Protokollen wären Beamte nur zweimal zu dem Haus gefahren, zuletzt 2004 nach dem Busvorfall.

Doch auch die Nachbarschaft muss sich Vorwürfe der Untätigkeit gefallen lassen: Jetzt will jedem etwas Seltsames aufgefallen sein an dem Haus, die mit Mistsäcken verhüllten Fenster, die Schreie, die mitunter aus dem Haus drangen, der Anblick einer verzweifelten Frau hinter einem kleinen Fenster im Dachboden. Unternommen hatte freilich niemand etwas.

Die Frauen müssen unvorstellbares durchgemacht haben: Das FBI fand Seile, Ketten und Klebebänder, mit denen DeJesus, Knight und Berry gefangen gehalten wurden, bestätigte Polizeichef Michael McGrath dem Sender NBC. Im ganzen Haus wäre auch Sadomaso-Utensilien gefunden wurden, ein Opfer wäre “wie eine Trophäe” an die Wand gekettet worden, berichtet die Daily News. Die Frauen wurden in verschiedenen Räumen am Dachboden und einem finsteren Kellerverlies angekettet, meist um den Hals und an den Hüften.

Die Sex-Attacken mündeten angeblich in fünf Schwangerschaften, so weitere Reports. Die Frauen wurden geschlagen, nur ein Baby, Berrys Tochter (6), überlebte. Unklar ist noch, ob es Fehl- oder Totgeburten waren. Cops graben im Garten nach möglichen Baby-Leichen.

Gesucht wird mit Kadaver-Suchhunden auch nach Spuren weiterer, möglicher Entführungsopfer: Knight erzählte über „eine andere Frau“ in dem Haus, die verschwand. Untersucht wird auch der Fall Ashley Summers: Die 14-Jährige ist seit 2007 vermisst. Die Polizei hätte jedenfalls die Kritzelei “RIP” (Ruhe in Frieden) an einer Wand gefunden.


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