Hotel Phum Baitang Siem Reap – Das magische grüne Dorf.

Von Eva Grossert @HiddenGemReise

Cyclos, Baguette und ein paar hübsche Häuser – die Hinterlassenschaften der französischen Kolonialherren findet man auch heutzutage noch in Kambodscha vor. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts war das kleine südostasiatische Land zunächst ein Protektorat Frankreichs gegen seine aufdringlichen Nachbarn Siam, das heutige Thailand und Vietnam. Nach und nach weiten die Franzosen ihren Einfluss aus und Kambodscha wurde eine Kolonie Frankreichs, bis es in den 50er Jahren in die Unabhängigkeit entlassen wurde.

Vor vier Jahren kam wieder ein Franzose nach Kambodscha – allerdings mit ehrbaren Absichten. Arnaud Zannier eröffnete ein Hotel. Nun ja, eigentlich fügte er mit dem Phum Baitang in Siem Reap eher ein Hotel-Dorf zu seiner kleinen, feinen Sammlung an derzeit vier außergewöhnlichen Luxushotels.

Luxus ist jedoch zu einseitig ausgedrückt. Die familiengeführten Hotels der Zannier Gruppe basieren auf einer unbändigen Leidenschaft für Abenteuer und dem Entdeckergeist Arnaud Zanniers. Sie entstanden ausnahmslos an herausragenden Orten mit grundlegendem Respekt für lokale Vielfalten und kulturelle Gegebenheiten. Simplizität, Authentizität und Individualität sind die Schlagworte – jedoch nicht ohne auf Komfort zu verzichten.

Phum Baitang – Das grüne Dorf im Reisfeld

„Ach, ist das schööön… Ach, ist der Rasen schön grün!“ Loriots Rennbahn Sketch schießt mir in den Kopf, als unser Tuk Tuk von der roten Staubpiste in die üppig bewachsene Auffahrt biegt.

In der Tat ist es nicht das Grün des Rasens, das durch Bananenstauden und Buschwerk blitzt, sondern vor allem das von Reis-Pflänzchen. Stege führen über ein Reisbecken, zwei Wasserbüffel grasen friedlich, Zuckerpalmen ragen empor, ein Hauch von Zitronengras liegt in der Luft und hinter saftig Stauden und Sträuchern verstecken sich 45 ausnehmend stilvolle Stelzen-Holzvillen auf mehr als 3 Hektar Land.

Phum Baitang (gesprochen Baitong) bedeutet „grünes Dorf“, macht seinem Namen alle Ehre und ist mehr als ein Hotel. Es ist eine Insel der Ruhe. Schlichtheit und Minimalismus für das überstrapazierte Auge, gepaart mit ausgeprägtem Stilempfinden und viel Fingerspitzengefühl für die asiatische Kultur.

Häuser und Szenerie sind einem kambodschanischem Dorf nachempfunden. Die Bar oder Cigar-Lounge hingegen ist in einem ursprünglichen Khmer-Stelzenhaus untergebracht.

An den Cocktails muss noch geübt werden, aber den Sonnenuntergang von dort oben sollte man keinesfalls missen.

 

Durch und durch Grün

Nicht nur optisch ist im Phum Baitang viel Grün vorhanden, auch ein umweltverträglicher Gedanke zieht sich als roter Faden durchs Hotelkonzept und dessen nachhaltigem Engagement.

  • Eine autonome Wasseraufbereitungsanlage liefert sauberes Trinkwasser, das in wiederverwendbaren Glasflaschen den Gästen zur Verfügung steht und Plastikbehälter überflüssig macht.
  • Elektrische Buggys transportieren Gäste und Gepäck und Fahrräder stehen für lokale Touren und zur Resort-Erkundung zur Verfügung.
  • Phum Baitang leistet einen Beitrag zur Erhaltung lokal bedrohter Arten und verfügt über einen eigenen Garten ohne Pestizideinsatz.
  • Das Resort beherbergt Büffel, die die Reisfelder pflügen und die Rasenflächen grasen, während ihre Ausscheidungen als natürlicher Dünger verwendet werden.
  • Alle Wäsche wird im Haus mit umweltfreundlichem und biologisch abbaubarem Waschmittel gewaschen.
  • Der Anbau von Zitronengras macht chemische Moskito-Bekämpfung überflüssig.

Außerdem wurde in der gesamten Anlage mit natürlichen, heimischen Materialien und unbehandelten Hölzern gearbeitet.

 

Natürliche Ästhetik und ein Manko

Die Villen sind geschmackvoll in erdigen Tönen eingerichtet mit asiatischen Antiquitäten (kann man kaufen) ausgestattet. Alle (reichlich vorhandenen) Annehmlichkeiten fügen sich raffiniert dem Design unter. Chapeau vor der talentierten Innenarchitektin!

Das Phum Baitang hat jedoch einen erheblichen Nachteil. Es liegt nicht unweit der Ehrfurcht erweckenden Tempelanlagen Angkor Wats entfernt. Ist man demnach kein völlig desinteressierter Kulturbanause, muss man – was für ein Jammer – diesen idyllischen, schönen Ort von Zeit zu Zeit für Besichtigungstouren verlassen.

Wieder über die staubige Piste mit reichlich rotem Sand zwischen den Zähnen und in jeder Pore.

Ist aber sowieso egal, denn bei der April-Hitze in Siem Reap schwitzt man alles wieder aus. Wer hier nicht derangiert daherkommt, ist entweder ein einheimischer Angestellter im aparten Leinengewand oder hält sich tagsüber in einem kühlen Erdloch versteckt.

 

Ein Giga-Pool und Magie im Spiel

Zum Glück gibt es Villen mit eigenem Pool oder den über 50 Meter langen Gemeinschaftspool, wo man Staub und Schweiß wieder abwaschen kann. Vorausgesetzt man findet ihn auf Anhieb, so harmonisch ist der „Camouflage-Pool“ in der Gesamtanlage integriert.

Und Spaß beiseite, wir zivilisierten Gäste duschen selbstverständlich bevor wir vollkommen geschafft ins lauwarme Nass plumpsen.

Hast du es nicht gemerkt, waren längst auch wieder Wichtel in der Villa am Werk und bringen unser hinterlassenes Chaos unbemerkt in Ordnung. Die gefaltete Wäsche ist noch ordentlicher geschichtet, das Bett aufgeschlagen, das Wasser aufgefüllt und ein Leckerli im Bananenblatt versteckt.

Nicht einmal ist mir eines dieser Wesen begegnet. Ich habe vergebens in den Büschen gesucht und nach Überwachungskameras gesucht. Man hat mir dann glaubhaft versichert es hätte vielleicht doch mit Magie zu tun.

Hotel Phum Baitang – was man wissen sollte:
  • Soziales Engagement wird großgeschrieben. Man setzt vorwiegend auf lokale Arbeitskräfte und bildet diese entsprechend aus. Bitte Nachsicht, wenn es im Service manchmal nicht ganz wie erwartet klappt oder das Englisch nicht fließend ist.
  • Das Phum Baitang liegt relativ versteckt ca. 10 min außerhalb von Siem Reap. Kein großes Schild, keine Reklame, umgeben von viel Nichts – ein sehr privates Resort und das exklusive Gefühl, nicht einer unter vielen zu sein. Aber wer den Rummel liebt und mehr „Lokalkolorit“ sucht, ist hier möglicherweise nicht richtig.
  • Mir gefallen die „Terrace Villas“ wegen des riesigen, schattigen Decks zum Entspannen und dem Blick übers Reisfeld. Die etwas größeren „Pool Villas“ haben zwar ihr eigenes Becken zum Planschen, dafür aber nur ein gepflegtes Stück Rasen.
  • Kinder sind kleine Könige bei den Kambodschanern und im Phum Baitang. Es gibt einen tollen Kids-Klub neben dem Gemeinschaftspool mit liebevoller Betreuung und allem, was kleine Racker wünschen. Jedoch waren vorwiegend größere Kids mit im Resort.
  • Die Speisen in den beiden Restaurant sind westlich angehaucht, was ich schade finde, und für lokale Verhältnisse sehr teuer. Ich möchte stattdessen das Haven empfehlen, ein nachhaltiges Ausbildungsrestaurant eines NGOs für junge Erwachsene aus Waisenhäusern.
  • Was ich mir wünschen würde? Dass das Phum Baitang sein Begrünungsengagement ausweitet und die trostlose Staubwüste ums Resort wieder belebt. Ähnlich wie es das Jaya House am Riverpark gemacht hat. Und Solarleuchten für die abendliche stimmungsvolle Resortbeleuchtung wären möglicherweise ökologischer vertretbar.
  • Weitere Infos: www.zannierhotels.com/phumbaitang/en/