Skifahren unter Mädels ist auch nicht mehr, was es mal war!
Was waren das noch für Zeiten, als wir in pludrigen, quietschbunten Elho Schneehemden und Jeans mit Stulpen in den 90er die Pisten bei Wind und Wetter unsicher gemacht haben. Engbeinig wedelnd mit 1,90 m langen Skiern, versteht sich.
Genächtigt wurde unter schweren Federnbetten auf Bergbauernhöfen, günstigen Pensionen, und wenn das Portemonnaie mal lockerer saß, im Garni Hotel.
Das Nachtquartier war ohnehin nur Nebensächlichkeit. Wer interessiert sich schon für Komfort, wenn man nach drei Jagertee und etlichen, von den einheimischen Burschen spendierten, Willis und Flügerl (kennt ihr nicht? Habt ihr was verpasst!) ins frostige Gemach (ohne einheimische Jungs, natürlich!) stolpert? Wichtig war ohnehin nur, morgens wieder pünktlich zur Liftöffnung auf den Skiern zu stehen.
Mädels-Skifahren heutzutage
Heutzutage checkt die gemächlichere Mutti-Runde, die sich auf zwei Personen, die terminlich unter einen Hut zu bekommen waren, dezimiert hat, im ultra-stylishen Hipster-Alpenhotel „Mama Thresl“ ein und lässt es sich rundum gut gehen, wenn die Bagaasch (Def: Familie, Pack, Meute) schon mal unfreiwillig zuhause bleiben muss.
„Urban Soul meets the Alps“, so das Motto des Mama Thresl und das Konzept des Hotels zieht sich gleichmäßig von der Küche (na klar ist sie offen) zur Dachterrasse, bis ins Design des ganzen Hauses.
Wären da nicht viel rustikales Holz und Naturstein verbaut, Felle hier und da, ein Klettersteig mit Seilbrücke an der Hauswand, eine Indoor-Felskletterwand sowie der grandiose Ausblick auf Leogangs Bergwelt, man könnte sich in der Lobby des angesagtesten Hauptstadt-Szene-Hotels wähnen.
Überhaupt lässt es sich in der Eingangshalle, wo Lobby, die Bar, die Rezeption, das Restaurant, die offene Küche sowie die Indoor-Kletterwand nahtlos ineinander übergehen in den gemütlichen Sesseln so exzellent chillen, dass es uns nicht so richtig auf die Skipiste zieht.
Das Wetter spielt heute ebenfalls nicht mit. Früher kein Hinderungsgrund, heute im urgemütlichen Alpenhotel schon eher.
Seit Mitternacht schneit und stürmt es unaufhörlich und das mehr als reichliche, sagenhaft leckere Frühstück (Smoothies und Avocadoaufstrich, ich liebe euch!) liegt uns schwer im Magen und lässt noch mehr Trägheit aufkommen.
Die ältere, nicht so recht ins trendige Ambiente passende, Herrenrunde mit Weißbier in der Hand macht es bereits vor und wir überlegen, ob wir nahtlos an die Bar wechseln auf ein Schwätzchen mit dem netten Barkeeper oder den wirbelnden Schneeflocken am Kaminfeuer im Wellnessbereich zusehen. Der kleine Spa-Bereich mit Sauna ist um diese Zeit noch erfreulich leer, denn auf einigen der insgesamt 50 Zimmer gibt es private Saunen und Outdoor-Hot-Tubs auf dem Balkon.
Letztendlich siegt das schlechte Gewissen beim Blick in die Speisekarte des Hauses und wir schwingen uns doch noch auf die Skier. Man ist im Mama Thresl nicht an Halbpension gebunden, sondern speist à la carte, wonach der Sinn steht. Die Abendkarte kommt ohne die übliche alpenländische Urigkeit aus und hat Steak, Burger, Salate, Fisch und Flammkuchen zu bieten. Mir kippt kurz die Kinnlade nach unten, aber schon bemüht sich eine der netten Sistas („Brothas and Sistas“ nennen sich die Mitarbeiter des Mama Thresls) in Luis Trenker Arbeitskleidung um mich und meine vegetarischen Sonderwünsche.
In der offenen Küche kann man den fleißigen Koch-Heinzelmänner auf die Finger gucken und die zaubern wirklich außergewöhnliche, kreative Leckerei aus lokalen und regionalen Zutaten auf die Teller. Essen für die urbane Seele.
Von Donnerstag bis Samstag rocken dann ab 21.00 Uhr verschieden DJs das Mama Thresl und es gibt Showeinlagen. Wir halten uns wacker bis 23.00 Uhr an der lässigen Bar und lassen den Tag ausklingen. Dann jedoch fordern unsere vom Skitag geschwächten alternden Körper vehement ihren Tribut an Schlaf. Mehr Party geht nicht mehr. Wie gesagt Skifahr-Wochenenden gingen in den 90er anders.
Wer kann aber auch diesen gemütlichen Zirbelholzstuben wiederstehen? Alle mit Felsenduschen, eigenem Balkon und gemütlich einlullenden Holzbetten.
Im Mama Thresl haben kreative Marketing Menschen volle Arbeit geleistet und das winzigste Detail systematisch liebevoll durchkonzeptioniert. Nichts ist dem Zufall überlassen. Selbst das Balkongeländer kommt nicht ohne Logo aus und originelle Kooperationen ergänzen das Angebot. Die Go-Pro gibt’s an der Rezeption zu leihen, mymüsli zum Frühstück, Fat Boys zum Fläzen und Rotwild Mountainbikes zu leihen.
Mama Thresl selbst lässt sich nicht persönlich blicken, aber hat immer einen kessen Spruch parat, gibt schon auf den morgendlich frisch gedruckten Papier-Tischsets Tipps zur Freizeitgestaltung und auch mal einen gut gemeinten Ratschlag mit auf den Weg. Wie Mama früher. Wenigstens das ist gleich geblieben!
Noch ein Wort zur Lage und Zielgruppe:
Das Mama Thresl liegt direkt gegenüber der Talstation der Asitz Bergbahnen, Downtown Leogang quasi, das sich in den letzten Jahren wie es scheint zum Design-Mekka des Salzburger Land entwickelt hat. Es ist damit in bester Gesellschaft von anspruchsvoller Hotellerie wie dem Priesteregg (ist ja auch dieselbe Familie) oder der Forsthofalm. Jeder Topf findet in Leogang seinen Deckel.
Wir aktiven Funsport-Muttis haben unseren im Mama Thresl gefunden. Für einen Skiurlaub mit Kind im Schlepptau würde ich mich dann jedoch anderweitig besser aufgehoben fühlen.
Bilder: ©Hidden Gem