Ich weiß nicht wieso, aber je näher das Ende meinesAfrikadaseins heranrückt, umso schwerer fällt es mir an meinem Blog zuschreiben. Ist es der Abschiedsschmerz oder vielleicht doch die immer noch sehrintensiven Eindrücke die ich jeden Tag aufs Neue erlebe und vor lauter staunenso wenig wie möglich am Laptop sitzen möchte? Vielleicht ist es aber auchbeides. Dazu kommt noch, dass wir wirklich sehr viel in der Luft sind und denRest der Zeit versuchen produktiv zu nutzen. Sprich mit den Freunden einen trinkengehen oder einfach nichts tun!Die letzten Wochen hatte ich das Glück, noch einmal an alldie schönen Orte zu kommen die wir anfliegen. Nord Ost Süd und West, von heißzu kühl und von Steppe zu Wald. Angefangen hat diese Woche mit 46 Grad undWinden die dir die Augen herauszubrennen scheinen. Ich spreche von Makanga, demwahrscheinlich heißesten Ort Malawis. Man merkt, der Sommer steht vor der Türe,die Wolken werden langsam aber sicher größer und die Hitze macht sich bemerkbarist aber noch lange nicht am peak. Warm war es hier ja durchgehend, aber ichhatte vergessen wie extrem es hier in Afrika werden kann. Ein paar Nächtedurfte ich im Liwonde National Park im Süden Malawis verbringen, diesmal ineinem Zelt, gehört auch dazu. Doch die 46 sind dann schon leicht zu 60 Gradgeworden, was mir den Schlaf geraubt hat. Zusätzlich hatte die Hitze zweiKomplizen um mich wach zu halten. Moskitos und Elefanten. Fangen wir bei denStechern an. Während der letzten Trockenzeit ist die Anzahl der Blutsaugerzurückgegangen und das Thema Malaria war nicht ganz so ernst zu nehmen wiesonst (trotzdem stets präsent), aber jetzt wo die Temperatur wieder steigtkommen sie aus allen Löchern und vor einem Zelt machen sie nicht halt. Aberokay, auch damit muss man leben wenn man in diesen Breiten des Äquators lebt.Aber! Der wahre Grund wieso ich wirklich die ein oder andere Stunde wach inmeinem Zelt gelegen bin war von größerer Herkunft. Unsere lieben, süßen,friedlichen Dickhäuter, die ich so gerne beobachte und fotografiere sind mirdieses mal eher auf den Zeiger anstatt ins ans Herz gegangen. Tatort: CampsideMvuu Lodge Betroffene: das gesamte Camp Täter: Dumbo!Ich fliege über dem Busch Afrikas, gemeinsam mit Falken undAdlern, benötige nicht einmal ein Flugzeug. Die Luft weht mir ins Gesicht undich lausche gespannt den Worten des Fisheagles der heute mein wingman ist.Bäume brechen und ich habe lautes Geschmatze in meinem Ohr. Wieso aber höre ichdas hölzerne Brechen von Ästen und diese ungustiösen Laute wenn ich 10000 Fußüber Grund bin? Okay, alles klar, ich habe geträumt. Doch ich höre immer nochGeräusch die sich nach Verwüstung anhören! Elefanten. Doch näher als sonst,nicht vor der Linse sondern vor meinem Zelt. Auch wenn sie sehr freundlichaussehen, spiele nicht mit dem Temperament eines Elefanten. Deswegen bleibe ichstill liegen und rege mich nicht. Denn auch wenn Dumbo dich nicht mit Absichtniedertreten will und einfach auf dich los geht, wenn er erschrickt weiß mannie was durch sein Erbsenhirn geht. Sie waren so nah an meinem Zelt dran, dassihre Rüssel es streiften. So beängstigend es war ständig Äste brechen zu hören,so wunderbar war es zugleich. Ich meine wie oft hat man schon die Möglichkeitden Schmatzgeräuschen eines Elefanten zu lauschen. Aber das war es auch schon.Ihr tiefes Atmen, die Fressorgie und die Zerstörung der Natur rund um mein Zelthaben mich erahnen lassen um welches Tier es sich handelt. Sonst hörst du nichts,keinen Laut. Man möchte meinen die 7,5tonner bewegen sich unvorsichtig oder zumindestlaut genug voran, sodass man sie einen Meter nebenan im Zelt hört, doch nichts…cool. Und wer sich jetzt fragt ob ich nicht Angst hatte, dass sie auf meinenSchlafplatz steigen: Nein, kein Elefant steigt einfach so ins Ungewisse. Hätteich einen Apfel oder irgendwelche anderen Früchte bei mir gehabt, sähe allesschon wieder ganz anders aus. Dann wäre ich wahrscheinlich direkt von einemRüssel aufgeweckt worden der in mein Zelt lugt. Soviel zu Liwonde. Sonst fange ich an mich zu verabschieden. Jeden einzelnenTag. Versuche noch so viel wie möglich zu speichern um es in mein Leben nachEuropa mitzunehmen. Genieße noch die Leichtigkeit zugleich aber auch Härte desLebens hier in Afrika und hoffe, dass es kein Abschied für immer sein wird. Wasdiesen Blog angeht denke ich, dass dies hier mein vorletzter Eintrag war.Geschrieben habe ich für meine Familie und meine Freunde, aber auch für michselber und alle Infizierten, all jene, die unter dem afrikanischen Fieberleiden.
Bis zum nächsten Post! Tionana!