Das nunmehr sechste – ja wirklich, schon das sechste! – Studioalbum von Hot Chip, ist soeben erschienen. Aber gut, immerhin sind sie schon gute 15 Jahre im Business.
Das bringt einiges an Druck mit sich, dem standgehalten werden sollte: Was erwarten wir uns mittlerweile von einer neuen Hot Chip Platte? Allem voran natürlich die Kombination aus poppigen Elektrosounds, die den harten, zackigen Techno eigentlich außen vor- und stattdessen lieber einige Synthies mehr hineinlassen.
Fast ebenso wichtig aber: das nasale, unverkennbare, filigran-schwankende Falsettorgan von Sänger Alexis Taylor. Ja, er hat seine Stimme verkauft. Verkauft für immer und ewig an eben diese seine vierköpfige Band – da kann er nebenbei noch so viele Seitenprojekte am Laufen haben, die Assoziation wird immer dieselbe bleiben. Das hat natürlich Vor- und Nachteile. Weil wir Alexis Taylor aber ohnehin am allerliebsten unter „Hot Chip“ zu hören bekommen, geht das schon in Ordnung.
Wie gesagt, Hot Chip sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Stücke wie Ready for the floor, One Life Stand und jetzt Huarache Lights gehören zum besten Elektrofunk, der uns in den letzten Jahren so untergekommen ist. Soundtüftler die sie sind, lassen sie auch am neuesten Streich nicht locker – und streuen zwischen vermeintlich leichtlebig-schwebende Hooklines und Melodien oftmals sarkastisch-gewitzte Lyrics ein. „Let’s move to the future“ heißt es da zum Beispiel im poppig-dahinruckelnden Stück Love is the future. Die Botschaft ist so einfach wie unerfüllbar, und Alexis Taylor will es trotzdem.
Damit man aber nicht in die Falle Einheitsbrei tappt, holt man sich natürlich schon einiges an neuen Einflüssen mit an Bord. Spoileralarm: Ja, es wird gerappt. Höret und staunet: Sogar das kriegen Hot Chip gut hin.
War es in den letzten Jahren aber doch eher so, dass man die Hitsingles zwar gefeiert – das Album aber womöglich sogar als etwas unzusammenhängend empfunden hat (zum Beispiel die Vorgängerplatte, 2012 erschienen, In our hands, geht dieses neue Album in eine konsistentere Richtung. Interessant sind hier besonders Tracks wie Dark Light, das genreübergreifend Elemente aus R’nB, Pop und Funk mischt und mit einer seidig-dunklen Melodie überzieht. Solcherlei neuartige Schöpfungen werden hinter klassische, hybrid-zuckelnde, tanzbare Hot Chip Nummern, wie Cry for you eine solche darstellt, gereiht. Es ist ohne großes Hin und Her, ein solides sechstes Studioalbum geworden, das Hot Chip hier präsentieren. Schlüssig, überlegt, mit rotem Faden und schließlich dem, was wir erwartet haben. Eine Brise Pfeffer fehlt an der einen – oder anderen Stelle. Aber wie heißt es so schön? Never change a running system. Oder in Alexis Taylor’s Worten: a one life stand.
Hot Chip – Why make sense?, Domino / GoodToGo, www.hotchip.co.uk