Gestern lief hier im TayDo-Kino auf der Tran Hung Dao der Film "Hot Boy Nổi Loạn và Câu Chuyện vềThằng Cười, Cô Gái Điếm và Con Vịt". Der Titel bedeutet so viel wie “ Die Hotboy-Rebellion und die Geschichtevom Kumpel Cuoi, einer Prostituierten und einer Ente“. Ich hatte ja schon von dem Film berichtet.Seit Montag war angekündigt, dass EINE Vorstellung auch in Can Tho stattfindenwürde. Also sind Dam und ich gestern ins Kino. Und waren entsetzt! Anscheinendhatte sich ganz Can Tho vorgenommen, den Film zu sehen. Wir bekamen zwar nochzwei Plätze, aber ganz hinten. Und nach uns mussten die Zuschauer stehen.Natürlich waren auch viele Schwule da, was ich sehr interessant finde, daHomosexualität ja doch stark tabu ist. Die meisten vietnamesischen Schwulenscheuen da doch die Öffentlichkeit. Es waren aber auch viele Jungs mit ihrerFreundin da, sogar Familien. Der Film hat also große Aufmerksamkeit erregt.Letztes Mal hatte ich geschrieben, dies sei der erste Schwulenfilm. Das istaber falsch, denn Trai Nhay aus 2007 ist der erste.
Der Film handelt von demjungen Khoi, der nach Sai Gon kommt, um hier sein Glück zu versuchen. Dochschon bei der Ankunft wird er von zwei Männern in eine Wohnung gelockt undausgeraubt. Das passiert ja, ist ja zwei meiner Freunde auch schon passiert.Nun hat der Arme weder Geld noch Klamotten und verdingt sich alsGelegenheitsarbeiter. Die beiden Diebe sind ein Pärchen, die als Stricherarbeiten, sich aber überwerfen und trennen. Einer der beiden, Lam, hat Mitleidund gibt Khoi seine Kleidung und sein Geld wieder. Sie verlieben sich undwerden ein Paar. Aber Khoi kann mit der Prostitution seines Freundes kaum etwasanfangen. Ihre Freundschaft zerbricht schließlich daran.
Die zweite Geschichtehandelt von dem geistig zurückgebliebenen Cuoi, der sich in die ProstituierteHanh verliebt. Natürlich will die von dem Armen nichts wissen. Cuoi beginntaber ein Entenei auszubrüten. Als das Küken dann schlüpft, ist Hanh von derSanftheit und Aufopferungsbereitschaft Cuois so gerührt, dass sie schließlichzusammenkommen. Deswegen der Untertitel des Films…
Homosexualität wurdeoffen thematisiert. Nicht nur durch Worte wie "dong tinh", sondernauch explizit dargestellt. Mehrmals im Film küssten sich Männer, während keineder weiblichen Darsteller dazu kam. Da ist für eine Gesellschaft, in der Küssenzwar mittlerweile Alltag ist, aber bei älteren vielleicht doch noch hochgezogeneAugenbrauen liefert, schon deftig. Man muss sich auch einmal vor Augen führen,dass viele Vietnamesen mit dem Konzept "Homosexualität" überhauptnichts anfangen können. Die städtische Jugend ist da mittlerweile ein wenigabgeklärt. Beim ersten Kuss wurde es jedoch laut im Saal, das war einigen dochein wenig zu viel. Aber ich habe niemanden wirklich den Film verlassen sehen.
Inhaltlich finde ich denFilm interessant, aber auch bedenklich. Dass der Film die Botschaft bringt,Prostitution lohne sich nicht, ist vielleicht okay. Schließlich istProstitution in Vietnam generell verboten. Aber dass Liebe zwischen zweiMännern nicht möglich ist, finde ich schon eine ziemlich gewagte These. Die istübrigens weit verbreitet. Viele meiner Freunde haben den gleichen Satz schonwortwörtlich gesagt, was mir zeigt, dass es sich hier irgendwo um einenPropagandasatz handelt. Und die Botschaft des Films, die ja überdeutlich inschönen Bildern gezeigt wird, indem Khoi und Lam sich trennen, Cuoi und Hanhaber zusammenkommen, ist schon stark auf Parteilinie. Khoi und Lam innig alsPaar wäre wohl für Volks- und Kulturkomitees dieses Landes zu viel gewesen.
Besonders irritiert binich allerdings von der gesamten Ausführung. Die Sichtweise ist doch sehr starkwestlich geprägt. Liebe und Liebesheirat sind westliche Konzepte. Sicher habenauch Vietnamesen sich verliebt, aber die Beziehungen hier sind vor allemmateriell geprägt und oftmals von den Familien arrangiert. Liebesheiraten sindja auch in Deutschland eine Erscheinung ab dem 19./20. Jahrhundert. Davorheiratete man eher aus anderen Gründen, politisch (Adel) oder ökonomisch(Bürgertum). Gerade diese verzerrte perspektivische Einstellung macht den Filmjedoch ein wenig irreal. Und damit auch das Thema. Wo in Vietnam findet mandenn einen Straßenstrich, wie er im Film gezeigt wird? Dass man am HoanKiem-See Stricher finden kann, okay. Auch in den Parks in Sai Gon. Aber derFilm stellt eine irreale Fantasiewelt dar. Und zeigt so gerade nicht die realeWelt, sondern wie man sie sich vorstellen könnte. Auch hier ist wahrscheinlichAlltag und sozialistische Realität wieder aufeinander geprallt.
Der Film ist unterhaltend,in schönen Bildern gedreht und wartet auch mit einigen Gastauftrittenvietnamesischer Stars auf. Es ist sicher der Anfang des vietnamesischen Kinos,sich auch einmal mit unbequemen Themen auseinanderzusetzen. Das ist ja geradeAufgabe der Kunst. Dennoch bietet der Film aufgrund des Inhalts keine wirklicheAuseinandersetzung mit dem Thema Homosexualität. Schon allein die Tatsache,dass Homosexualität und Prostitution in diesem Film wieder zusammengeführtwurden, zeigt ja gerade, dass man sich nicht mit dem Leben des Jungen von nebenan auseinandersetzte.Natürlich gehen viele Vietnamesen, männlich wie weiblich, auf den Strich,verdienen sich Studiengebühren auf diese Weise oder andere Dinge. Wo meint ihrdenn, dass die jungen und schicken Viets alle ihr Iphone 5 her haben, bei einemMonatslohn von 30-50 Euro? Prostitution ist aber nicht schwules Leben per se.
Der Film kratzt an derOberfläche. Seltsamerweise zeigt er tabuisierte Dinge explizit, ohne dieaufwerfenden Fragen überhaupt auch nur im Ansatz anzugehen. Für dasvietnamesische Publikum ist dies sicherlich schon mehr als befriedigend, fürden westlichen Zuschauer wohl kaum.
==========================================Yesterday Tay Do Cinema on Tran Hung Dao Street"Hot Boy Nổi Loạn và Câu Chuyện về Thằng Cười, Cô Gái Điếm và Con Vịt".The title can be literally translated as „The Hotboy-Rebellion and the story offellow Cuoi, a prostitute and a duck”. I already wrote about this movie twotimes. Since Monday posters claimed for ONE show of this movie on this Friday.And so, Dam and I went to the cinema. We were horrified, since whole Can Thoseemed to do the same. We got two seats but people after us had to stand. Forsure, many gays were there. I find this very interesting since homosexuality isquite taboo in this country. But there were also many young men with theirgirlfriends and even some families. The movie drew much attention in thepublic. By the way, last time I said, it was the first gay movie of Vietnam.This is wrong, since the first is “Trai nhay” of 2007.
The movie shows a young boy, Khoi, comingto Sai Gon to seek his fortune in this city. But shortly after he came there heis robbed by two other men who offered him a sleeping place. This happens, ithappened already to two of my friends. Khoi now has neither money nor clothesand has to hire out with casual labour. The two thieves are a couple working ashookers. They break up shortly after the theft and one, Lam, is touched byKhoi. He brings him back some money and his clothes. Lam and Khoi become acouple, but Khoi cannot accept the lifestyle of Lam. Finally, they break up.
The second story deals of the mentallyhandicapped fellow Cuoi who falls in love with a young female prostitute namedHanh. For sure she does not want anything from him since he is very poor. Buthe touches her after he takes an egg and hatches it. She is touched by hisgentleness and willingness to sacrifice himself for this duckling. Finally,they come together.
Homosexuality was picked up as a centraltheme. It was clear, that the movie deals with this, using words like “dongtinh”, but also showed it graphically. Repeatedly men were kissing, whereas thefemale protagonists did not kiss in this movie. In the Vietnamese society,kissing in public is today normal, maybe some older people will knit theirbrows upon it. Many Vietnamese also do not know about a concept of “homosexuality”,though urban youth are quite detached. When the first kiss was shown, it wasloud in the cinema, since this was too much for many. But I did not see anyoneleaving the movie out of protest. The content is interesting, though also questionable.The message of the movie, prostitution isn’t worth, maybe be okay. Prostitutionis forbidden in Vietnam. But the message in the end of the movie, that two mencannot love each other, is a rather hard to accept thesis. But it is verycommon. Many of my friends say such, with the same words. It is clear that thisis a propaganda sentence, they learn somewhere in school or somewhere else. Andthis propaganda, that two men cannot love, is shown in beautiful pictures andresult finally in the breaking up of Khoi and Lam, but in the resulting love ofCuoi and Hanh. Khoi and Lam loving together would be too much for the People’sand Culture Committees of the country, I think.
But also irritating is the way, the movieis made. It reminds me on an American perspective. And the view is quitewestern. Love and love marriage is a modern, western concept. Sure, love alsoexisted in Vietnam before, but the dealing with it was quite different. Lovemarriage appeared in Europe in the 19th and 20th century.Before, the elite were marrying out of political reasons and the middle classof economic. This American/western view makes the movie a little bit unreal.And therefore also the topic. Where in Vietnam can you find a street walkinglike this? Yes, at Hoan Kiem it might be possible to find a hooker, as well asin some parks of Sai Gon. But the movie shows an unreal fantasy world. Also inthis case everyday life and socialist reality would have collided heavily.The movie is entertaining, in beautifulpictures and also shows some guest appearances of Vietnamese stars. It is abeginning of the Vietnamese cinema to deal with inconvenient topics. This isthe function of art. But in this movie there is not really a discussion inregard of the contents in this movie. Homosexuality is shown, but nothing more.Let alone that homosexuality and prostitution are shown together shows thatthere is no dealing with reality of the gays in Vietnam. Surely, manyVietnamese, females and males, prostitute themselves; earn their money forstudent fees or other things. How do you think, these young and hip people canbuy the newest IPhone 5 with a salary of only 30-50 Euro? Prostitution is,however, not the gay lifestyle per se.The movie only touches the surface.Strangely, some tabooed topics are shown explicitly, without going on anddealing with the posed questions. This is surely satisfying for the Vietnamesepublic, but probably not for the western viewer.