Hostel Part II (2007)

Erstellt am 4. Februar 2015 von Fincky87


Eli Roth setzte 2007 nahtlos an seinen Überraschungserfolg Hostel an und präsentierte uns eine richtig fiese und noch brutalere Fortsetzung, die nun wirklich keine Grenzen mehr erkennen lassen konnte. Ob genial oder einfach nur krank, das muss jeder selbst entscheiden.
Hostel II zeigt einen kurzen Rückblick auf den ersten Teil und zeigt was mit dem einzigen Überlebenden passiert ist. Recht schnell geht die Story auf ein paar Austauschstudentinnen in Rom über, die sich gerne mal amüsieren wollen und dafür in die Slowakei reisen, um im selben Hostel abzusteigen, wie die Jungs im ersten Teil. Sie ahnen nicht, welch perverse Folter sie über sich ergehen lassen müssen.
Wie schon im ersten Teil beginnt Roth mit einer ruhigen Einführung ins Geschehen, damit wir die Protagonisten kennenlernen. Das gelingt bedingt. Anders als im Original können wir die Damen schlecht einschätzen. Aber schon mal ein Lob, dass Roth dieses Mal eine komplett weibliche Besetzung wählte für den Hauptcast. Ebenfalls überraschend stehen den Damen in der Story die Schurken bzw. die machtgeilen Millionäre, die für die Zelebrierung ihrer Perversionen Geld bezahlen, ebenbürtig gegenüber, mit nahezu identischer Screentime. So erfahren wir, was für Leute unter welchen Motiven zu solchem Handeln bewegt werden. Interessante Idee im Drehbuch. Die zweite Hälfte des Films zeigt dann wieder die unglaublichen, perversen Foltermethoden, die man aus dem ersten Film kennt.
Während Part I schon brutal war, aber doch eher von der Mundpropaganda lebte, sprengt Part II Grenzen, die sonst eigentlich nur das französische Kino berührt oder überschreitet. Roth lässt eine Frau im frischen Blut eines der Mädchen baden, lässt Kinder erschießen und Männer entmannen. Als dann noch jemand bei lebendigem Leibe gekocht und vernascht wird... Naja. Teils überraschend feministisch, teils einfach nur abartig gestaltet Roth Folter und Rache. Alles sehr grenzwertig, aber für echte Gorehounds genau richtig.

Im Gegensatz zum ersten Teil fehlt Hostel II jedoch fast völlig der Humor und auch die Gesellschaftssatire gerät in den Hintergrund. Hier und da blitzt etwas auf, als sich zum Beispiel eines der reichen Mädchen von der Folter freikaufen will oder die Bande kleiner Jungen am Ende Fussball mit einem Kopf spielt. Großartig ist auch die Szene, als zwei der reichen Typen, die die Folterung eines der Mädchen als Geburtstagsgeschenk verstehen, sich im entscheidenen Moment völlig gegensätzlich verhalten. Einer ohne Skrupel, der andere, der es letztlich moralisch nicht bringen kann. Quasi eine Medienschelte. Gewaltfantasien oder Gewalt in Kunst, heißt niemals zwangsläufig, dass ein Konsument Dinge auch in der Realität vollbringen kann.
Dafür ist der Film wesentlich aufwendiger produziert. Das sieht man sowohl an den Kulissen, als auch an den Spezialeffekten, die hier wesentlich deftiger, aber auch realistischer daher kommen. Auch die Darsteller spielen besser und wirken nicht mehr so laienhaft. Zudem versteht es Roth einige tolle Farbspiele einzufangen und Settings zu schaffen, die mit ihrer bitterbösen Atmosphäre begeistern.
Am Ende schleichen sich sogar noch unerwartete Twists ein. Roth macht eigentlich nicht viel falsch aus meiner Sicht. Lediglich an Spannung mangelt es wieder, da die Figuren uns nicht wirklich ans Herz wachsen. Über die exploitationartige Gewalt des Films lässt sich wie immer herrlich streiten. Für manche unmoralisch, für andere pures Entertainment. Aber diese Diskussion gab es schon immer.
Hostel 2 ist konsequenter, rauer und besser inszeniert als sein Vorgänger und folgerichtig der stärkere Film. Schade, dass sich Roth als Regisseur von der Reihe entfernt hat. Da wäre noch einiges möglich gewesen. Es bleibt jedoch ein schockierender, unglaublich brutaler Film, der zum Nachdenken anregt und gleichzeitig unterhaltsam ist. Filmfreunde mit zarten Gemütern sollten hier jedoch auf jeden Fall passen.
OT: Hostel Part II VÖ: 2007 Laufzeit: 93 Minuten Minuten FSK: - R: Eli Roth D: Lauren German Heather Matarazzo Bijou Phillips
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Christian
Bildquelle: Sony, Lions Gate