Als man Hosenbach fand, da saß er vor seinem Schreibtisch, Hosenbach, den man sich auch nur vor seinem Schreibtisch vorstellen konnte, Hosenbach, der am Schreibtisch starb, arbeitete vermutlich an seinem ersten Satz, diesem einen ersten Satz für sein Meisterwerk, das es nie gab, da Hosenbach, wie wir alle wissen, über den ersten Satz nie hinaus kam.
Ein Meisterwerk solle es werden, erklärte Hosenbach. Der erste Satz müsse stimmen, erklärte Hosenbach. Also schrieb er ihn immer wieder um, diesen ersten Satz für Hosenbachs Meisterwerk.
Müller oder Seifenhaus, irgendeiner von seinen Freunden, sagte, Hosenbach ist an seinem Schreibtisch gestorben und er hat natürlich nicht seinen ersten Satz beendet. Er hat ihn wieder und wieder ausgearbeitet, vernichtet, diesen einen ersten Satz, den er sammelte, den er abheftete. Die Wohnung ist voller Ordner, erzählte mir Müller oder Seifenhaus, irgendwer von seinen Freunden.
Hosenbach wird sein Meisterwerk also nie schreiben, obwohl seine Freunde, vielleicht Müller oder Seifenbach, oder aber auch beide, mit dem Gedanken spielen, aus seinen ersten Sätzen ein Buch mit ersten Sätzen zu machen. Ein Buch mit ersten Sätzen, die nicht enden, die wieder und wieder überarbeitet sind.
Seine Freunde wollen die Hoffnung nicht aufgeben, es könne sich bei den gesammelten ersten Sätzen um das eigentliche Meisterwerk von Hosenbach handeln. Das Meisterwerk, von dem Hosenbach erzählte, wieder und wieder, er arbeite daran. Er kam einfach nicht voran. Nicht so eilig, nicht so schnell, soll er geschrieben haben. Es muss doch ein Meisterwerk werden, soll Hosenbach geschrien haben. Und bei einem Meisterwerk, so soll Hosenbach ebenfalls geschrien haben, muss der erste Satz stimmen.
Hosenbach kann die Idee seiner Freunde nicht mehr absegnen. Sie beraten und beraten, ob Hosenbach mit der Veröffentlichung der ersten Sätze, die kein Ende fanden, einverstanden wäre. Sie können keinen Beschluss fassen, sie kommen nicht bis zum Ende, weil ein Beschluss, wie Müller oder Seifenhaus erklärte, ein Verrat an Hosenbach wäre, der sich ja durch sein Nichtankommen auszeichnete. Hosenbach wäre ein Unvollendeter gewesen, dessen Großtat in der Überarbeitung gelegen habe. Sein eigentliches Meisterwerk sei die Überarbeitung gewesen. Wenn man Hosenbach gerecht werden wolle, dann dürfe man seine ersten Sätze nicht so an den Leser bringen, man müsse sie, erklärte Müller oder Seifenhaus, überarbeiten, nochmals und nochmals überarbeiten.
Jetzt wird also Hosenbachs Nachlass gesichtet und überarbeitet. Seine Freunde, vielleicht Müller oder Seifenhaus, sitzen in seiner Wohnung und überarbeiten seine ersten Sätze. So könne man die nicht veröffentlichen, sagen sie, so nicht, die müssten ersten überarbeitet werden, denn schließlich und undendlich handele es sich hier ja um Hosenbachs Meisterwerk.