Hosen anpassen oder der Butterick B5682 Albtraum

Von Jasmin Schneider

Okay, es stimmt schon, ich tue mich im Allgemeinen mit Hosen schwer. Nicht nur, dass ich sie nicht gerne trage, weil ich mir darin immer wie ein abgesägter Ast vorkomme, nein, ich kann es auch nicht leiden, welche zu nähen! Hin und wieder gelingt mir zwar ein halbwegs tragbares Exemplar, aber richtig happy bin ich eigentlich nie. Und da Hosennähen nun mal echt sau viel Arbeit macht, verdränge ich die Idee, es doch noch einmal zu versuchen, regelmäßig in die hinterste Ecke meines kreativen Selbst [High pitched Scream: Weiche, Satan!]. Allerdings ist es im Winter bekanntlich nicht so angenehm, ausschließlich Kleider und Röcke zu tragen. Also habe ich mich zähneknirschend auf das Abenteuer Butterick B5682 eingelassen, ein sehr vielseitiger Schnitt, in den ich mein ganzes Vertrauen gesetzt habe. Leider sah das erste Ergebnis aus wie ein Zirkuszelt [Devil’s Voice: Muaahahahahaaa!]. Nach vielen, unendlich mühseligen Änderungen habe ich aber eine Hose hinbekommen, die ich tatsächlich schon mehrfach getragen habe. Ob ich jedoch jemals wieder Bock habe, eine zu nähen, steht noch in den Sternen.

Butterick B5682 E »Pantalon«, der Grundschnitt

Das ist eine ungefähre Illustration des Grundschnitts von Butterick B5682, Version E »Pantalon«. Bis auf die Tatsache, dass das Hinterteil im Gegensatz zum Vorderteil mega groß aussieht, fand ich den Schnitt eigentlich ganz vertrauenserweckend. Da ich aus Erfahrung weiß, dass mir gekaufte Schnitte grundsätzlich zu lang sind, habe ich ihn erst einmal rundum an den schon im Schnitt angegebenen Punkten um 2 cm gekürzt. Das ist ein Erfahrungswert, der eigentlich immer stimmt – außer bei Butterick. Die Hose war mir wie oben erwähnt viiiiiiiel zu groß, ein richtiges Zelt eigentlich, das hinten und vorn nicht gepasst hat. Sie war zu lang, zu weit, zu alles. Ich also aufgetrennt und eine Kleidergröße kleiner ausgeschnitten (laut Maßtabelle hätte ich darin aussehen müssen wie eine Presswurst, war aber nicht so) und noch mal genäht.

Das Ergebnis, ein weiteres Desaster! Leider Gott sei Dank habe ich davon kein Foto gemacht, meine Beschreibung muss leider reichen: Die Schrittnaht fiel so tief, dass sie erst im oberen Drittel meines Oberschenkels endete. Der Pobereich hing entsprechend wie ein Theatervorhang runter, das sah aus, als hätte ich mir groß rein gemacht. *hrmm* Alles in allem war die Hose immer noch zu groß, da frage ich mich echt, ob die Maßtabelle im Schnitt überhaupt die richtige ist?

Butterick B5682, die erste nach dem Zelt

Hier trage ich die zweite, nachdem ich rundum einfach mal locker 1 cm enger und die Längen einfach abgenäht habe. Immer noch sch…ade. Zwischen den Oberschenkeln gibt es viel zu viel Stoff und das Hinterteil lädt zum flügge werden ein – ein Windstoß und ich hebe ab (na gut, das müsste zwar dann schon ein Orkan sein, aber … na ja, Ihr wisst, was ich meine…)!

Hier noch einmal die Grütze vergrößert. Könnt ihr die beiden Quernähte sehen? Wenigstens passten nun Schritt und das Poteil gut.

Auf der Illu könnt ihr sehen, wo ich zusätzlich zu den oben bereits erwähnten 2 Zentimetern Länge herausgenommen habe. Allein der Schritt verkürzte sich um weitere 4 Zentimeter! Am Schnitt selbst sieht das so super kurz aus, dass ich schon Sorgen hatte, das ginge so nicht, ging aber sehr gut.

Butterick B5682, die zweite

Die zweite Hose wurde dann auch besser, aber immer noch nicht gut. Ist man Kleidung von der Stange gewöhnt, wäre man vielleicht sogar zufrieden, denn es sieht ja nur ein bisschen komisch aus, alles in allem kann man damit ja schon auf die Straße. Die Hobbyschneiderin hingegen wird irre bei diesem Anblick: Die Hüften stehen ab und tragen dadurch auf, deutliche Hängefalten am hinteren Oberschenkel, die sich bis zur Kniefalte ziehen, deuten darauf hin, dass die Hose für einen größeren Menschen mit Knackpo konzipiert wurde, die vordere Schrittnaht schlägt unschöne Falten beim Gehen, nach ein paar Stunden unterwegs, sind sie deutlich zu sehen. Außerdem liegt die Seitennaht unten vorn… *schrei*

Weitere Änderungen: Die überflüssige Hüftweite habe ich einfach weg genommen; das »Po-zum-Schritt Dreieick« längs eingeschnitten und oben um 2,5 cm eingeschlagen; die vordere Schrittnaht etwas ausgelassen. Außerdem habe ich im Hinterteil unterhalb vom Po 5 cm Länge herausgenommen, die ich wiederum über dem Knie eingesetzt habe, denn meine Hose sollte ja nicht kürzer, sondern nur weniger füllig werden. Ich hoffe, das macht für euch Sinn. Ich hätte zwar auch einfach den Oberschenkel schmaler scheiden können, hätte dann aber nicht gewusst, wo genau die Rundung sitzt. Durch das herausschneiden und tiefer setzen, ergibt sich die Rundung automatisch, schaut mal:

Über dem Knie setze ich die 5 cm wieder ein, weil ja das Knie schon an der richtigen Stelle saß. Würde ich die 5 cm unten ansetzen, säße mein Knie in der Mitte des Oberschenkels und ich müsste womöglich die ganze Bude auseinander nehmen… *Hyperventilation*

Nahezu tragbar wurde dann, Christ am Spieß, das dritte, schwarze Exemplar, das zwar noch zu viel am Weite, aber immerhin keine nennenswerten Quer- und Hängefalten hat. Leider ist es auch ein bisschen zu kurz geworden und der Reißverschluss ist zu sehen. Das liegt leider nicht an meiner schlechten Verarbeitung, sondern an dem Schnitt selbst, der vorsieht, den Reißverschluss direkt an die Kante zu steppen. Bei mir bisher bekannten Schnitten (meist Burda) legt man ihn einen halben Zentimeter nach innen, damit er auf jeden Fall von der Lasche abgedeckt wird.

Also gleich wieder eine Schnittänderung. Langsam hängt es mir zum Hals raus und ich möchte allen bei Butterick weh tun!

Am Hinterteil habe ich unten gut Weite herausgenommen, oben nur einen Tick, denn da hat die Hose ja schon halbwegs gepasst. Auch das Vorderteil habe ich etwas schmaler gemacht und weil mir die Taschen nicht gefallen haben, sind auch die anders geformt worden. Phew…, also noch mal genäht…

Butterick B5682, die vierte

Nummer Vier in Jeans wurde dann nach gut 3 Wochen Rumgefluche ein echter Bringer. Die Schrittnaht ist wo sie hingehört, ziept nicht und wirft auch keine Falten mehr, die Eingrifftaschen stehen nicht ab, die Hüfte liegt an, ist aber nicht eng. Das Hinterteil bleibt hinten, auch wenn ich das Bein eindrehe – da habe ich denn doch gleich die Katz mit aufgestickt

Katze auf Po kleidet schmuck!

Grundschnitt und angepasster Schnitt im Vergleich

Damit man sich mal von all dem Treiben ein Bild machen kann, habe ich hier die beiden Schnitte als Illustration gegenüber gestellt.

Böse Zungen könnten nun behaupten, Mensch, die Frau Schneider ist aber ein Körperklaus, wenn die so viele Änderungen an einem absolut soliden Grundschnitt machen muss, und ich neige dazu, diesen Zungen Recht zu geben, nur ist das absolut Verrückte daran, dass die Hose mit etwas mehr Länge auch meinem Män passt, der eine ganz normale Figur und somit nie Probleme beim Hosenkauf hat! Sollte ich mir also in Zukunft Männerschnitte kaufen? Meh!

Fazit Butterick B5682

Butterick B5682 und seine vielen Möglichkeiten

Ich habe mir den Schnitt wegen seiner vielen Möglichkeiten gekauft – Jeans mit und ohne Schlag, Boot Cut, Skinny und eben eine ganz normale Hose, die »Pantalon« ohne viel Gedöhns. Soviel Arbeit wie die allerdings gemacht hat, traue ich mich überhaupt nicht mehr an den Boot Cut heran, der mein eigentliches Ziel beim Kauf des Schnitts war….

Alternativen

Ich denke, ich werde mich eher mal an der Ginger Jeans von Closet Case Files probieren, die schon so viele andere vor mir glücklich gemacht hat und die, wie ich finde, alles andere als selbstgenäht aussieht. Vielleicht folge ich aber auch Susannes Beispiel und nähe mir eine „Boyfriend-Jeans“, die sieht nämlich auch ganz schön gut aus!

Welche Schnittmuster könnt ihr empfehlen?