Hörspielrezension: Zukunfts-Chroniken 1 - Kopfgeldjäger auf Baraluh IV (Frank Hammerschmidt/Hoerspielprojekt)

Während in der SF-Literatur die Kurzgeschichte seit jeher und bis heute eine beliebte Erzählform ist und Stellenwert besitzt, führt sie im Bereich der Science-Fiction-Hörspiele eher ein Schattendasein. Ein Umstand, an dem die Macher mit ihrer neuen Hörspielreihe nun etwas ändern möchten. Als Produktion der freien Szene steht die erste Folge Die Zukunfts-Chroniken 1: Kopfgeldjäger auf Baraluh IV nach ihrer Premiere am heutigen Abend im Hörspielprojekt-Webradio zum legalen kostenlosen Download bereit.

Hörspielrezension: Zukunfts-Chroniken 1 - Kopfgeldjäger auf Baraluh IV (Frank Hammerschmidt/Hoerspielprojekt)

Der Kopf hinter den Zukunfts-Chroniken ist Frank Hammerschmidt, einer der umtriebigsten Autoren in Sachen unkommerzielle Hörspiele. So schrieb er beispielsweise die Skripte für Zombies in der Silvesternacht und den Zweiteiler Mole (beides realisiert vom Hoerspielprojekt). Und auch Das Mayfield Pensionat oder Endstation Morgen 2: Das Auge des Phoenix (Mindcrusher Studios) stammen aus seiner Feder. Zuletzt rief er gemeinsam mit Soundtales Productions die anthologische Hörspielserie Scary Stories in Leben; eine Sammlung von Kurzgeschichten mit Gruselfaktor, von der bereits sieben Folgen vorliegen. Die nächste befindet sich bereits in der Produktion. Nun also kehrt Frank Hammerschmidt zur Science-Fiction-Kurzgeschichte zurück, nachdem er 2013 mit Polysporangiophyten schon einmal einen Ausflug in diese Gefilde unternommen hatte. Wie damals, so arbeitet der Autor auch jetzt wieder mit der Community Hoerspielprojekt zusammen, die seit Jahren in der Welt der kostenfreien Hörspiele ein feste und erfolgreiche Größe ist. Eine gute Wahl, denn die Auftaktfolge Kopfgeldjäger auf Baraluh IV kann sich durchaus hören lassen.

Der erste Eintrag in die Annalen kommender Zeitalter dauert ca. 30 Minuten und erzählt von Don Montinari, einem hartgesottenen Kopfeldjäger mit einer eindrucksvollen Erfolgsquote. Darum wird er von einem Mittelmann angeheuert, eine Frau namens Alexa de la Vega aufzuspüren, die mit wichtigen Firmengeheimnissen durchgebrannt ist. Ein Routinejob für Montinari, der jedoch eine unerwartete Wende nimmt.

Wie es sich für solch eine Geschichte gehört, hält sich Kopfgeldjäger auf Baraluh IV nicht lange mit Vorreden auf, sondern steigt direkt ins Geschehen ein. Die knackige Actionszene gleich zu Beginn etabliert Don Montinari dabei als einen Mann der Tat und gibt gleichzeitig den Ton für den Rest des Hörspiels vor. Detlev Hürter spielt den Protagonisten als einen zielstrebigen und bisweilen durchaus charmanten Profi mit raubeiniger Attitüde, die allerdings ein Stück weit nur Fassade zum Zwecke des Selbstschutzes ist. Hürters Darstellung der Figur gelingt, wie auch das Zusammenspiel mit Katja Runge in ihrer Rolle als geheimnisvolle Alexa de la Vega überzeugen kann. Claus Hirt, Werner Wilkening, Roland Martin Beyer, Jan Münter, Laura Schmidt, Alexandra Begau, Roland Möntemann, Jacqueline Arlt, Jennifer Bartelt, Jörg Buchmüller (Jingle & Intro) und Sascha Zoike (Credits) sind die weiteren Sprecherinnen und Sprecher in diesem Hörspiel, bei dem die Hauptfigur gleichzeitig auch als Ich-Erzähler fungiert, der die Geschehnisse aus der Retrospektive schildert. An dieser Kombination ist grundsätzlich nichts auszusetzen, doch es fällt auf, dass der sich sonst eher wortkarg gebende Don Montinari als Erzähler fast schon zur Plaudertasche mutiert. Hier wäre weniger durchaus mehr gewesen, zumal nicht alle Infos für das Verständnis der Handlung wirklich notwendig sind. Dieser kleine Makel, der manchen Szenen in ihrem Aufbau eine gewisse Statik beschert, bringt das Hörspiel aber nicht zu Fall, da das Erzähltempo ansonsten angemessen ist. Schnitt sowie Abmischung durch die Hörspiel-Werkstatt Bad Hersfeld, die auch schon für Episoden der Scary Stories tätig wurde, sind sauber ausgeführt; die eingesetzten Soundeffekte stimmig zur Handlung. Gleiches lässt sich auch über die Musik sagen, die von Martin Stelzle & Joky One zu dieser Produktion beigesteuert wurde. Und das Cover von Magdalena Legowski (reflectiondesign) ohne Frage eine wahre Augenweide.

Kopfgeldjäger auf Baraluh IV ist ein schöner Auftakt für die neue Reihe Die Zukunfts-Chroniken, an deren Fortsetzung übrigens schon gearbeitet wird. Dass Frank Hammerschmidt sich darauf versteht, im knackigen Format eines Kurzhörspiels spannend zu erzählen, hatte er zuvor mit seinen Scary Stories schonmehrfach unter Beweis gestellt. Und darum überrascht es irgendwie auch nicht wirklich, dass es ihm mit diesem SF-Shorty erneut eine ansprechende Geschichte gelungen ist. Da sich die Leistung des Casts und die Umsetzung ebenfalls auf einem guten Niveau bewegen, sollte man als Hörspiel- und/oder Science-Fiction-Fan durchaus mal ein Ohr riskieren.

Die Zukunfts-Chroniken 1: Kopfgeldjäger auf Baraluh IV ist eine Produktion von Frank Hammerschmidt und Hoerspielprojekt.de. Das Hörspiel kann nach der Premiere im Webradio kostenfrei aus dem Internet heruntergeladen werden.


Link: Informationen zur Webpremiere am 20. Februar


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