Gerade einmal sechs Folgen oder anderthalb Staffeln ist Jules Verne - Die neuen Abenteuer des Phileas Fogg alt. Bedenkt man das große erzählerische Potential der Verne'schen Romane, an die sich die Hörspiele anlehnen, und die kreative Entscheidung der Macher, auch bekannte literarische Figuren anderer berühmter Schriftsteller die Wege von Phileas Fogg kreuzen zu lassen, dann wäre es höchst verwunderlich, wenn die Serie zu diesem frühen Zeitpunkt bereits erste Abnutzungsspuren zeigen würde. Und doch tut sie es, da sie jetzt schon damit beginnt, sich selbst zu zitieren. Streckenweise wähnt man sich in einem Remake von Folge 4: Der Elefant aus Stahl, wenn der Bösewicht (dieses Mal ist es Frankenstein, seinerzeit war es Robur) stolz sein Geheimversteck vorführt oder eine große Schlacht tobt, die für Fogg und Gefolge ungut auszugehen droht. Jedenfalls solange, bis abermals ein gewisser U-Boot-Kapitän sich wie ein Deus Maris aus den Fluten erhebt, um den Protagonisten wieder einmal das Hinterteil zu retten. Gut möglich, dass Marc Freund den von Markus Topf geschriebenen Plot von Folge 4 nicht kannte, als er seine Story für Folge 6 entwarf. Doch die Produzenten kannten sie und hätten den Autor dezent auf die Parallelen hinweisen können. Vielleicht waren sie ihnen aber auch nicht so wichtig, da die Verantwortlichen sich dem ungehemmten Eskapismus nicht in den Weg stellen wollten. Was Marc Freund dieses Mal (Folge 5 stammte auch schon von ihm) anzubieten hat, ist ein schmissiges Abenteuerhörspiel mit ordentlich Retro-Charme, das sich mit Inbrunst im Stile des Hollywood-Mainstreams dem Diktat des Unterhaltungswerts unterwirft. Anders ausgedrückt: Man sollte nicht den Fehler machen, die Story zu hinterfragen. Tut man es doch, stolpert man zwangsläufig über seltsame Zufälle, einige Ungereimtheiten und Vorhersehbares, mit dem zusammen mit jeder Menge Action die Handlung am Laufen gehalten wird. Dessen ungeachtet kann man dem Hörspiel allerdings mit gutem Gewissen das Attest ausstellen, die ca. 66 Minuten Spielzeit hindurch - die richtige Einstellung einmal vorausgesetzt - richtig Spaß zu machen. Sascha Draeger überzeugt erneut als viktorianischer James Bond in privater Mission, während man Dietmar Wunder (ironischerweise die Synchronstimme von Daniel Craig) seine Verkörperung des Mad Scientist Frankenstein problemlos abnimmt. Annina Braunmiller und Marius Clarén fühlen sich in ihren Rollen als Aouda Fogg und Passepartout hörbar wohl, wenngleich die Charaktere dieses Mal über den Status von Stichwortgebern nicht hinauskommen. Freuen darf man sich über ein Wiederhören mit K. Dieter Klebsch als Kapitän Nemo; und Christian Brückner, der als Jules Verne durch die Handlung führt, ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Der ansprechende akustische Rahmen von Studio WinterZeit sorgt zusammen mit einem zupackenden Soundtrack für die richtige Atmosphäre, für die richtige Einstimmung auf das neue Abenteuer von Phileas Fogg das gelungene Cover von Mark Freier.