Hörspielrezension: «I R I S» (Ohrenkneifer)

Das Label Ohrenkneifer beackert mit Einzelhörspielen ohne Reihen- oder Serienbackground ein Feld, das in der deutschen Hörspiellandschaft zumeist den Radioproduktionen vorbehalten ist. Thematisch zeigt man sich dabei sehr flexibel, denn neben dem Thriller- sowie Western-Genre wurde mit Hydrophobia auch der Science-Fiction bereits ein Besuch abgestattet. Und zuletzt erforschte man mitStummer Wächter das Reich des Paranormalen. Doch ob nun Willkür in Wyoming herrschte, Blutige Fährten verfolgt wurden oder ein als Schutzengel auftretender Stummer Wächter der Polizei Rätsel aufgab: Bislang spielten beim Ohrenkneifer alle Plots auf Mutter Erde. Dies ändert sich nun mit IRIS, einer Space Opera, die ab dem 6. Mai im labeleigenen Shop und ab dem 13. Mai 2016 im allgemeinen Handel erhältlich ist.

Hörspielrezension: «I R I S» (Ohrenkneifer)

Dr. Iris Ashton, wissenschaftliche Leiterin der Raumstation im Orbit des Jupitermondes Europa, macht eine sensationelle Entdeckung. Doch etwas läuft schief, es kommt zu einer Katastrophe. Wie der Zufall es will, dockt kurz darauf ausgerechnet der Raumfrachter von Iris´ Ex-Mann an der Station an. Zusammen mit seinem ersten Offizier Lieutenant Forrester begibt sich Captain Hatchenson nichts ahnend ins Innere der scheinbar menschenleeren Station und damit auf einen Höllentrip. (Klappentext)

Die Grundlage für IRIS bildet Sven I. Hüskens Kurzgeschichte Im Auge des Jupiters, die vor ihrer Vertonung von Marc Schülert - er zeichnet neben dem Skript auch für die Regie, den Schnitt, das Sounddesign und Teile der Musik verantwortlich - eingehend bearbeitet und dabei nicht zuletzt erweitert wurde. So ändert Schülert die Figurenkonstellation, indem er aus Hatchenson und Ashton zwei Menschen macht, deren Beziehung sehr unglücklich verlaufen ist, was dem Hörspiel eine neue emotionale Ebene hinzufügt. Vor allem die Figur des Captain Hatchenson - sie zu sprechen hat Marc Schülert sich selbst vorbehalten - gewinnt dadurch deutlich an Tiefe. Die Ausgangssituation der Geschichte zu etablieren, Hatchensons Background zu beleuchten sowie seinen Kopiloten Forrester (Detlef Tams) und den Bordcomputer Paps (Dirk Hardegen) vorzustellen, braucht natürlich seine Zeit: Nach ca. 15 Minuten erreicht das Hörspiel jenen Punkt, an dem der Plot der Kurzgeschichte anfängt. Doch es ist eine gut investierte Viertelstunde, da sie voll und ganz in den Dienst der Handlung gestellt wird. Bis dahin hat IRIS durch sein atmosphärisch dichtes, viel Authentizität verströmendes Sounddesign und die effektvoll zum Einsatz gebrachte Musik des Duos Michael Donner/Marc Schülert bereits jede Menge Punkte sammeln können. Und bis der Abspann verklungen ist, werden noch etliche dazukommen. Die Ohrenkneifer-Hörspiele mögen sich von ihren Geschichten her stark unterscheiden, doch gemein ist ihnen allen ein mit viel Liebe für Details gestalteter Klangraum. Und IRIS setzt diese Tradition eindrucksvoll fort. Gleiches gilt für das intensive Spiel der Besetzung vor und auch mit dem Mikrophon. Schülerts Darstellung der sensiblen Seite von Captain Hatcheson ist eindringlich, vermeidet aber jeden Anflug von Kitsch, während Detlef Tams sich bei der Verkörperung des bodenständigen Forrester hörbar wohlfühlt und entsprechend ganz in seinem Part aufgeht. Dirk Hardegen wiederum ist der "Maschinenflüsterer" in diesem Hörspiel, haucht er neben dem Bordcomputer Paps doch gleich auch noch dem Roboter Beebop Leben ein. Beide grenzt er dabei durch unterschiedliche Klangfarben in der Stimme geschickt voneinander ab. Neben Schülert, Tams und Hardegen wissen zudem Alianne Diehl (Iris Ashton), Clemens Gerhard (Commander Jenkins) Christiane Marx (Dr. Vern), Horst Kurth (Daniel), Oliver Kube (Pfleger) und Christian Stark (Ansage) in ihren Rollen zu überzeugen. Von der Regie und der Sprecherleistung her passt bei IRIS alles wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge (des Jupiters).

Was nicht passt, wird bekanntlich passend gemacht. Und geben Autoren zu Protokoll, sie hatten eine Literaturvorlage für ihre Adaption anzupassen, dann ist damit in der Regel gemeint: Sie mussten die Handlung kürzen. Marc Schülerts Problem war da genau gegenteilig gelagert, denn er sah sich nach eigener Aussage zu einer Erweiterung von Im Auge des Jupiters gezwungen, weil Hüskens Story für eine 1-zu-1-Übertragung schlichtweg zu kurz war. Fraglos ist es Schülert gelungen, den von ihm gewählten Stoff sinnvoll "aufzupeppen". Und wie das Hörspiel Alien oder 2001 Respekt erweist, erfreut das Herz des Science-Fiction-Fans. Doch vermögen leider auch die vorgenommen Ergänzungen und Reverenzen nicht von der Tatsache abzulenken, dass IRIS auf einer Kurzgeschichte basiert, die sich ihrerseits vor Genre-Klassikern verbeugt, indem sie deren Grundideen aufgreift und anders arrangiert. Dieses Hörspiel hat durchaus etwas zu erzählen - nur hat man als SF-Aficionado davon eben vieles andernorts schon einmal gesehen, gehört oder gelesen. Trotz begrenzter Originalität kommt aber dennoch keine Langeweile auf, da der Plot konsequent vorangetrieben und in einer kompakten Spielzeit von ca. 60 Minuten zum Abschluss gebracht wird. Auf die Käufer der CD von IRIS wartet im Anschluss noch ein informatives 10-minütiges Making-of. Der Tradition, die CD-Version seiner Hörspiele durch Bonusmaterial aufzuwerten, bleibt das Label damit also weiterhin treu.

Versierte Sprecherinnen und Sprecher, eine packende Soundkulisse und fein auf die Handlung abgestimmte Musik treffen in I R I S auf einen soliden, sich an Meilensteinen des SF-Kinos orientierenden Plot. Ob in der eher gering ausgeprägten Eigenständigkeit der Story der einzige Schwachpunkt eines ansonsten hervorragend produzierten Hörspiels zu sehen ist, oder ob man sie vielmehr als Ausdruck der großen Wertschätzung interpretieren möchte, die Hüsken und Schülert jenen Filmen entgegenbringen, die das Genre so nachhaltig geprägt haben, muss jeder Hörer für sich selbst entscheiden. Außer Frage steht jedoch, dass auch diese Ohrenkneifer-Produktion wieder einen hohen Unterhaltungswert besitzt und in der akustischen Umsetzung des Stoffes die Liebe des Labels für das Medium Hörspiel zum Ausdruck kommt. Schon aus diesem Grund hat I R I S ein großes Publikum verdient und sei hiermit hörspielaffinen Science-Fiction-Fans ans Herz gelegt.

I R I S ist eine Produktion des Labels Ohrenkneifer. Das Hörspiel ist ab dem 6. Mai 2016 im Ohrenkneifer-Shop erhältlich. Ab dem 13. Mai auch über den allgemeinen Handel.


Link: Der Ohrenkneifer bei Facebook


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