The Adventures of Luther Arkwright ist eine Adaption der gleichnamigen Comicserie von Bryan Talbot, etwa 200 Minuten lang und ein komplexer, vielschichtiger Parallelwelten-Sci-Fi-Epos. Außer Tennant spielen noch Siri O’Neal, Paul Darrow und India Fisher mit, und ich hab euch ein paar Soundclips reingestellt, damit der viele Text ohne Bilder nicht so langweilig ist
STORY
Luther Arkwright (David Tennant) ist der einzige Mann, der zwischen den einzelnen Parallelwelten des Multiversums wechseln kann, und deswegen eine Schlüsselfigur im Kampf gegen die “Disruptors”, die alle Parallelwelten mit der Macht der Firefrost-Waffe in Chaos stürzen wollen. Um zur Basis der Dispruptors gelangen zu können, arrangieren Luther und die telepathische Agentin Rose (Siri O’Neal) auf einer der Parallelwelten einen Weltkrieg: Dort herrscht in England ein von den Disruptors geförderter Nachfolger von Cromwell (Paul Darrow) in einem seit Jahrhunderten andauernden Bürgerkrieg. Die vereinten Kräfte vom englischen Königshaus, Russland und Preußen sollen die Disruptors aus ihrem Versteck locken – doch der Krieg wird schreckliche Opfer fordern…
REVIEW
Luther Arkwright ist ganz sicher kein Nebenbei-zum-Kochen-Hörspiel – das Ding ist komplex und erfordert Aufmerksamkeit. Man sollte schon ein bisschen Erfahrung mit Hörspielen haben (vorzugsweise von Big Finish, um deren Machart zu kennen) und sich wirklich darauf einlassen – sonst wird man von diesem Aufmarsch an Parallelwelten, Rückblenden, Zukunftsvisionen, alternativen Geschichtsverläufen, großem Figurenarsenal, Intrigen und Staatsverträgen, uralten Artifakten in Pyramiden und Weltraumkriegen schnell erschlagen.
Einerseits ist es schon schick, so ein großes, komplexes Hörspiel zu haben, andererseits hätte man wohl auch ruhig den ein oder anderen Handlungsstrang fallen lassen oder zumindest vereinfachen können, um für etwas mehr Klarheit zu sorgen. Beispiel: Man muss schon erstmal begreifen, wozu man die Hilfe der Preußen und Russen braucht, dann kommt da noch deren Verrat gegenüber England und dann kommen da drauf noch die Intrigen innerhalb des Preußischen Hofes – die mit der eigentlichen Handlung rein gar nichts zu tun haben. Da erfordert es schon etwas Anstrengung, um am Ball zu bleiben – aber es zahlt sich aus mit einer sehr lebendigen, facettenreichen Welt, die hier für uns entworfen wird.
Hilfreich dabei ist auch, dass Big Finish einfach qualitativ tolle Hörspiele produziert, in denen man sich auch bei solch komplexen Storys gut zurechtfindet – die verschiedenen Darsteller sind gut unterscheidbar, und durch die plastische Soundkulisse kann man sich Szenen sehr gut vorstellen. Manchmal sogar zu gut – The Adventures of Luther Arkwright hat schon auch recht grausige Szenen, die im Kopfkino dann unschöne Bilder hervorrufen…
Die Schauspieler sind wie bei Big Finish gewohnt klasse. Da wäre natürlich David Tennant, der in seinen ersten Szenen noch etwas seltsam gedehnt spricht, sich aber schnell in seine Rolle hineinfindet und dem es sehr gut gelingt, seinen eigentlich sehr kalten und unnahbaren Charakter zu einem charismatischen Helden zu machen. Das mag zum Teil daran liegen, dass Tennants Stimme für Doctor Who Fans sowieso „heldenhaft“ klingt, aber natürlich auch wirklich an seiner Leistung hier. Die schickeren Clips sind alle recht spoilerhaft oder ohne Kontext zu verwirrend, also hier mal ein Beispiel für die Rückblicks-Erzählungen, durch die wir Luthers Hintergrundgeschichte erfahren:
Eine Freude ist auch Tennants Haupt-Gegenspieler Paul Darrow als Cromwell – wenn man schon mit einem verrückten Religionsfanatiker als Staatsoberhaupt leben muss, dann doch bitte mit einem der eine solch überwältigende Stimme und Intonation hat. Bei Cromwells Rhethorik muss man gar nicht erklärt bekommen, dass die Bevölkerung durch Polizeidruck zum Beifall genötigt wird, das würde man auch so widerspruchslos verstehen.
Dann wäre da India Fisher als Princess Anne, Doctor Who Fans natürlich bekannt als Charley Pollard, Audio-Companion des achten Doctors. Fisher spielt die ambitionierte und ruchlose Anne aber so überzeugend, dass man da eigentlich nie Charley vor Augen hat.
Trotzdem muss man desöfteren an Doctor Who denken – wie auch sonst, bei David Tennant als Sci-Fi-Helden, dessen Partnerin Rose heißt. Tennant bekommt da schon einige Dialogzeilen, bei denen mich wundert, warum die nicht öfter in Doctor/Rose-Fanvideos auftauchen…
Aufgefallen ist mir hier auch mal wieder, wie vertraut Tennants Stimme inzwischen ist. Das hat gute Seiten, bspw erkennt man Luther problemlos am Keuchen, aber auch weniger gute Seiten – irgendwann scheinen Big Finish nämlich die Schauspieler ausgegangen zu sein, und deswegen spricht David Tennant neben der Hauptrolle auch eine winzige Rolle als Bote gegen Ende der Geschichte. Mit verstellter Stimme, aber trotzdem eindeutig Tennant. Und gerade wenn man sich dem großen, dramatischen Finale näher, bringt einem so etwas dann ziemlich aus der Bahn *g*
Es gäbe noch sehr viel, was man über dieses komplexe Hörspiel schreiben könnte. Ich hab noch kaum angeschnitten, was ich von der Handlung halte, oder von dem regelrecht plakativen Christus-Symbolismus, der Luther umgibt… Aber sonst wird das hier viel zu lang. Ich kann das Hörspiel jedenfalls nur empfehlen – für Tennant-Fans, aber auch überhaupt für Fans von komplexem Sci-Fi. Man muss nur genügend Aufmerksamkeit für das Hörspiel mitbringen.