Horror zur Weihnacht‘ #5 | Der „Krampus“ bestraft die Unartigen!

Erstellt am 25. Dezember 2016 von Denis Sasse @filmtogo

Regisseur Michael Dougherty hat sich schon 2007 für großartigen Festtags-Horror empfohlen. Damals inszenierte er mit Trick ‘r Treat einen Episodenfilm rund um das Halloween-Fest, welches uns das Gruseln lernen sollte – und es auch erfolgreich tat. In 2015 ging Dougherty ein Fest weiter. In Krampus erzählt er von einer Familie, die das allgemein stressig-chaotische Weihnachten überstehen muss. Es wird gestritten, gelästert, geweint, bis dass der Krampus kommt, eine Sagengestalt aus dem österreichischen Raum, der die artigen Menschen nicht beschenkt, wie sein liebenswürdiger Bruder, sondern die bösen Menschen mit so einigen Strapazen belastet.

Im Mittelpunkt steht der kleine Max (Emjay Anthony), der noch an ein besinnliches Weihnachtsfest glaubt. Aber schon seine Eltern Tom (Adam Scott) und Sarah (Toni Collette) sehen dem Besuch der Verwandtschaft mit Grauen entgegen. Am Ende ist dann wirklich alles nur Hektik, Stress und Streit, eine lästige, alljährliche Verpflichtung, auf die niemand wirklich Lust hat. So ist nun also die ganze Familie von Scrooges beisammen und wettert gegeneinander, macht sich nieder und man bringt immer wieder lieber Vorwürfe hervor, als dass man das Fest der Liebe tatsächlich in Harmonie verbringen würde. Da gibt selbst Max seine Hoffnungen auf, zerreißt seinen Brief an den Weihnachtsmann und beschwört damit den Krampus herauf.

Das war’s mit Weihnachten. Der kleine Max gibt die Hoffnung auf alle Besinnlichkeit auf.

Dougherty ist ein absolut fähiger Mann, wenn es darum geht Atmosphäre zu schaffen, eine der wichtigsten Zutaten für einen Horrorfilm, für einen Film überhaupt. Nicht umsonst wird der Regisseur engagiert worden sein, um den nächsten Godzilla-Film zu drehen und das Monster endlich mal wieder als Bedrohung darzustellen. In seinem Halloween-Horror Trick ‘r Treat hat er eine Kleinstadt in nächtliche Düsternis gepackt, um überall Kürbisköpfe aufleuchten zu lassen.

In Krampus ist draußen vor der Haustür nicht einfach nur Winter, es herrscht eine absolute Eiszeit, als sei die Familie in ihrem Haus geradewegs in die Arktis teleportiert worden. Die Nachbarschaft gleicht auf einmal Lebkuchenhäusern aus Eis, der arme DHL-Mann ist in seinem Lieferwagen eingefroren, als hätte Mr. Freeze seine Freeze-Gun zum Einsatz gebracht.

In dieser eisigen Landschaft nähert sich der Krampus dem familiären Beisammensein dieser Miesepeter, die durch das Wetter unter Hausarrest gesetzt wurden. Es schaut schlicht schaurig aus, wenn der Krampus über die vereisten Hausdächer springt um mit seinen Hufeisen-Füßen im tiefen Schnee zu landen und stapfend dahinzuschreiten, ohne dass wir ihn wirklich zu sehen bekommen. Hier versteht es Dougherty, unsere Fantasie so richtig schön anzuregen.

Der Krampus wartet in einer eisigen Hölle.

Aber nicht nur der Krampus sucht die Familie heim. Er wird durch eine Horde von ungemütlichen Ungetümen begleitet, die quasi seine Ankunft ankündigen sollen. Da werden kleine Lebkuchen-Männchen zum Leben erweckt, die sich wie Gremlins verhalten und ein widerlicher Clown-Wurm verschlingt nach und nach die Kinder. Eine Weihnachtsengel-Eulen Kreatur stürzt sich mit ausgebreiteten Flügeln auf dem Dachboden des Hauses auf seine Opfer und wird dabei von einem Plüschbär-Critter und Robo-Messerstecher unterstützt. Hier ist wahrlich die Hölle los. Das alles ist wunderschön abartig designed, ein perfekter Mix aus Puppen und Computeranimation.

Aber es ist bei Krampus nicht alles nur Horror und Geschrei. Wir bekommen auch die Mythologie hinter dem Krampus erzählt. Dafür gibt es Omi, die alte Dame, die dem Monster bereits einmal begegnet ist. Natürlich ist Omi aus Österreich, wo der Krampus bekannt ist. Sie wird denn auch von der österreichischen Schauspielerin Krista Stadler gespielt, die auch in der englischsprachigen Originalversion des Films durchweg österreichisch spricht, was nur von dem kleinen Max verstanden und von ihm für die Familie übersetzt wird. Der Charme des engen Bandes zwischen Omi und ihrem Enkel geht in der Synchro leider verloren, da man der alten Frau hier nur einen Akzent anhängt und es merkwürdig erscheint, dass dieser allein dafür ausreichen soll, dass der Rest der Familie sie nicht versteht.

Und ganz nebenbei hebt Doughertys Film natürlich den mahnenden Zeigefinger ganz weit nach oben, was an Weihnachten wirklich alles falsch läuft. Das beginnt bereits mit der Eingangsszene, in der wir zu besinnlicher Musik zu sehen bekommen, wie eine Meute von Menschen sich im Shopping Wahn auf diverse Produkte stürzt, als sei ihr Leben davon abhängig. Konsum und Verpflichtung wird hier vorgehalten, die gänzlich falschen Herangehensweisen an die besinnlichen Weihnachtstage. Also obacht, sonst kommt der Krampus!