Wo in den USA Regisseur George A. Romero noch einen Sinn hinter der Titelfolge seiner Zombie-Horrorfilme Night of the Living Dead, Dawn of the Dead und Day of the Dead verfolgte, hat zumindest die deutsche Übersetzung hier mal wieder ausgesetzt: Zombie heißt der zweite Teil hierzulande schlicht, mit dem Romero 1978 nicht nur seine Filmreihe fortsetzte, sondern nun auch die Ghouls (so nannte er seine Untoten noch in Die Nacht der lebenden Toten) echte Zombies sein ließ.
Vor allem dieses Mittelstück seiner Dead-Trilogie gilt als Klassiker der Horrorfilm-Geschichte. Kein Wunder also, dass es auch von diesem Film ein Remake gibt, das wiederum nicht verachtet werden sollte. Denn mit dem 2004er Dawn of the Dead vom Batman v Superman-Regisseur Zack Snyder gab dieser wiederum seiner eigenen Karriere einen Kickstart und uns einen äußerst coolen und modernen Zombiefilm.
Im Original von Romero flüchten sich einige Männer und eine Frau in eine Shopping Mall, wo sie Zuflucht vor den Zombie-Horden suchen, die inzwischen die Welt überrannt haben. Hier glauben sie ausreichend Verpflegung zu haben, um die Apokalypse zu überstehen. Aber schon bald wird auch ihre kleine Festung von Untoten eingenommen.
„Zombie“ zeigt Untote tot in einer Shopping Mall
Bei Zombie oder Dawn of the Dead muss man beachten, dass man schnell den falschen Film gucken kann. Es existiert eine äußerst arg geschnittene 116 Minuten europäische Version des Films, bei der die Schnitte wie ein Jump Cut Video auf YouTube erscheinen. Man sollte seine Hände lediglich an die 11 Minuten (!) längere US-Fassung legen. In diesen 11 Minuten können allerhand Zombies vernichtet, Headshots gezeigt, Handlungen vertieft werden. Man stelle sich nur vor, wie schnell ein Zombie via Headshot beseitigt werden kann. Nun nehme man 11 Minuten und man hat etwa eine Ahnung davon, wie viel in der Euro-Fassung verloren gegangen ist.
Hier ist dann aber auch schon einer der Knackpunkte von Zombie. Wir bekommen nicht den Horror des ersten Teils, sondern einen eher auf die Action fokussierten Film. Während in Die Nacht der lebenden Toten die Darsteller noch überzeugend ihre Angst und Panik vor den Ghouls schauspielern durften, wirkt es hier nun oftmals unfreiwillig komisch, wenn die Situation, in der sich die Überlebenden befinden, übermäßig theatralisch dargestellt wird. Das beraubt dem Film seiner Horror-Möglichkeiten und regt uns eher zum schmunzeln an.
Die Zombie Make Up-Artists durften sich dieses Mal aber umso mehr ausleben. Vielleicht gibt es hier ein wenig Horror zu entdecken, wenn George A. Romero zum ersten Mal seine visuelle Vision von Untoten in einen Film bannen kann. Es sind durchaus einige kreativ gestaltete Zombie-Kreaturen zu entdecken. Allerdings scheint das Budget nicht für jeden einzelnen Zombie-Darsteller ausgereicht zu haben. Hier und da sieht man auch Untote, deren Gesichter schlicht blau gemalt worden sind, als seien sie erstickt. Vielleicht sind sie es aber auch einfach.
So sieht für George A. Romero der typisch-amerikanische Zombie aus.
Was den Film dann letztendlich zum Klassiker des Genres erhoben hat, ist seine Message. Romero nutzt Dawn of the Dead als arge Konsumkritik. Die große amerikanische Shopping Mall, wo es alles in Massen zu geben scheint, wird von Zombies heimgesucht, als würden diese auch im Tod noch aus alter Gewohnheit hierher zurückkehren, konsumieren wollen, weil sie jahrelang darauf trainiert worden sind. Der Konsum lässt uns nicht einmal los, wenn wir tot sind. Romero beschreibt mit seinem Film Konsum als Instinkt.
Ebenso wie in Die Nacht der lebenden Toten sind die Zombies also eher Begleiterscheinungen eines ganz anderen Übels. Die Überlebenden werden Opfer ihrer Materialität, die Zombies sind vom Instinkt und Hunger getriebene wilde “Tiere”.