15 Prozent aller Kinder und Jugendlichen zwischen sechs und 19 Jahren hören schlecht. Hauptursachen sind die zunehmende "akustische Umweltverschmutzung" und Musiklärm in Discos und aus Kopfhörern. Der Schritt zum Hörgerät bei Kindern allerdings ist schwerwiegend und bedeutet meist: einmal Hörgerät, immer Hörgerät und letztendlich oftmals Cochlea-Implantate. Es gibt bessere Alternativen, sagt die Arbeitsgemeinschaft "Das gesunde Ohr".
Regensburg (obx-medizindirekt - internet-zeitung) - Immer mehr Kinder tragen Hörgeräte - und brauchen sie dann ein Leben lang bzw. es müssen ihnen dann Cochlea-Implantate eingepflanzt werden. "Bei der Behandlung schwerhöriger Kinder sollte deshalb nicht die schnelle Verschreibung, sondern die Vermeidung eines Hörgeräts oberstes Ziel sein", sagt Dr. Lutz Wilden, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft "Das gesunde Ohr" in Regensburg. Neue Therapiemethoden könnten in vielen Fällen bei Kindern Hörgeräte überflüssig machen. Die einfachste Lösung: Ohrstöpsel, um den Hörzellen die Chance zum Regenerieren zu geben. Eine Alternative sieht die Arbeitsgemeinschaft auch in der weltweit erprobten Low Level- Lasertherapie. Sie kann, so die Erfahrung vieler Therapeuten, selbst bereits bestehende Schwerhörigkeit so weit verbessern, dass Kindern Hörgeräte erspart bleiben.
Bereits 65 Dezibel Dauerbelastung überfordern die Hörzellen. Die Folgen sind Schwerhörigkeit, Hörstürze, Druck im Ohr, Hörüberempfindlichkeit (Hyperakusis), Hörverzerrung (Dysakusis), Ohrgeräusche (Tinnitus) und Gleichgewichtsstörungen. "Aber Hörzellen haben die Kraft, sich selber zu regenerieren - wir müssen ihnen nur die Chance dazu geben", sagt der Regensburger Innenohrspezialist Dr. med. Lutz Wilden. "Das gilt vor allem bei Kindern."
Der Initiator der Arbeitsgemeinschaft "Das gesunde Ohr" ist überzeugt, dass deshalb speziell die Low Level-Lasertherapie bei der Behandlung von umweltbedingten Gehörschäden künftig zunehmende Bedeutung erhalten wird.
Low Level-Lasertherapie - auch für Kinder ab zwei Jahren
Das Laser-Therapieverfahren stimuliert die Regenerationsfähigkeit der Hörzellen. "Bereits zehn Sitzungen können nach Erfahrungen von Therapeuten, die das Verfahren einsetzen, eine Verbesserung des Hörvermögens um über 20 Prozent bringen", so Wilden. Vorteile der Therapie: sie ist schmerzfrei und hat keine Nebenwirkungen. Deshalb ist die Methode auch sehr gut für Kinder geeignet - selbst bei Kleinkindern ab zwei Jahren kann das Verfahren bedenkenlos angewendet werden.
Der Einsatz von Hörgeräten bei Kindern löst im Gegensatz zu heilenden Therapiemethoden das Hörproblem nicht, sondern führt bei den Betroffenen meist zu einer weiteren stetigen Abnahme der Hörfähigkeit.
Ruhe macht Gehörzellen wieder fit
Noch sei aber bei vielen Ohrenärzten der schnelle Griff zum Hörgerät bei der Behandlung von Schwerhörigkeit erste Wahl, so die Erfahrung der Regensburger Arbeitsgemeinschaft gegen "akustische Umweltverschmutzung". Ein Grund sei die längst überholte Meinung, wonach Hörzellen von Natur aus nicht regenerierbar wären. Laut Wilden ein altbekannter Irrtum.
"Hörzellen sind zwar wie alle anderen Nervenzellen nicht in der Lage, sich durch Zellteilung zu erneuern. Sie verfügen aber gerade deshalb von Natur aus über die stärkste individuelle Regenerationskraft aller Körperzellen", sagt der Mediziner, der in den Räumen der Arbeitsgemeinschaft in Regensburg regelmäßig Aufklärungsabende für Eltern und auch Ärzte zu dem Thema veranstaltet.
Selbst ein medizinischer Laie könne dies am eigenen Körper testen. "Benutzen Sie während einer U-Bahn-, Straßenbahn- oder Busfahrt oder während einer Zug- oder Flugzeugreise, aber auch beim Autofahren als Passivfahrer einige Zeit Ohrstöpsel und schützen Sie Ihre Ohren so vor Lärm. Sie werden nach kurzer Zeit feststellen, Sie hören wieder besser", so die Arbeitsgemeinschaft "Das gesunde Ohr".
"Die Entscheidung, einem Kind so früh wie möglich ein Hörgerät anzupassen, ist meistens eine Entscheidung fürs ganze Leben, weil der mit Hörgeräten verbundene wachsende akustische Druck auf die Ohren die Schwerhörigkeit eher fördert. Die Eltern sollten sich einen solchen Schritt deshalb gut überlegen", rät Dr. Lutz Wilden.