Hören+Sehen

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Grinderman, Muffathalle München, 10. Oktober 2010So sieht er aus - Dein Albtraum: Du bist eine angehende Edelfeder auf dem Weg nach ganz oben, doch noch ist dieser Weg steinig und mühsam und will durch täglichen Kampf bewältigt werden. Mit Deinem Ressortleiter, dem Du letzte Woche sogar die Hand schütteln durftest, kommst Du zwar nicht so ganz klar, doch als es am Morgen in der Konferenz ans Aufgabenverteilen geht, eröffnet er Dir, dass am Abend der Hauptgewinn auf Dich wartet: Rocklegende, alter Haudegen, Besessener, samt legendärer Band, schon öfter totgesagt und trotzdem unkaputtbar, gilt als schwierig, aber auf der Bühne als genial, kommt mit neuer Platte - ja, Du kennst die Tourkalender auswendig, bist auf dem Laufenden, bestens informiert. Und als Du dann freudestrahlend Deine Pressefreikarte in Empfang nehmen darfst und einen verlegenen Dank verschluckst, weil das eher peinlich ist für einen zukünftigen Star am Journalistenhimmel, setzt mit dem Blick auf das Ticket eine Art entsetzte Schockstarre ein. Denn da steht nicht "Grinderman/Muffatwerk", sondern "Westernhagen/Olympiahalle". Und als ob das nicht genug wäre, fügt der Chef lakonisch hinzu: "Den Cave macht der Praktikant."
Was Du also nicht mitbekommst: Vollbesetzte Halle, angenehm rauchfrei, und eine Band, die loslegt wie der Teufel. Was insofern witzig ist, als dass alle vier ausschauen, als seien sie geradewegs von den Passionsspielen in Oberammergau in die Großstadt gekommen, Hair-Bluesrock sozusagen. Nächster Eindruck: Laut. Und zwar richtig. Die Grinderman lassen keinen Stein auf dem anderen, ungestüm wie Berserker wuchten sie einen Song nach dem anderen aus dem neuen Album - an gleicher Stelle schon ausreichend gewürdigt - auf die feuerroten oder gleißend hellen Bretter. Cave schreit, barmt, schimpft und jault sich wie erwartet die Seele aus dem Leib, Warren Ellis gibt das wahnsinnige Rumpelstilzchen, den Schachtelteufel, bewaffnet mit Rassel, kratziger Violine und einer Vielzahl an kreischenden Gitarren. Keiner schont sich, es wird geschwitzt und auch mal in die Ecke gespuckt - der Job ist hart und sie machen ihn gut.
Großartige Variationen sind nicht zu erwarten, die neuen wie auch die alten Stücke sind gewaltig und ohrenbetäubend genug, Atempausen werden kaum gewährt. Egal ob "Heathen Child", "Worm Tamer", "Palaces Of Montezuma" oder "Evil" - alles packt zu, wird zerlegt und rauft sich wieder zusammen, eine Tour de Force ohne jede Gnade. Der schonungslose "No Pussy Blues" darf ebensowenig fehlen wie das anfeuernde "Get It On" - gebremster einzig "What I Know" und das etwas ältere "Man In The Moon". Am Ende dann als Dreingabe noch der rüttelnde, kraftstrotzende und blutrote "Grinderman"-Song, mehr wäre kräftemäßig wohl auch nicht dringewesen. Überzeugt, überwältigt und wirkt wie eine gehörige Tracht Prügel, für die man auch noch freiwillig Geld auf den Tresen gelegt hat. Und Westernhagen? War auch da ...

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