Jahrelang habe ich den Lame-Encoder benutzt, um meine Audiodateien für das Houseschuh Webradio und den Podcast zu erstellen. Anfangs wunderte ich mich, warum ich so hohe Bitraten benötige damit sich die Mixtapes gut anhören.
Andere Podcasts klingen mit 128 kBit/s Bitrate super gut, doch für Houseschuh muss ich immer mindestens 192 kBit/s benutzen.
Dann begann ich mit dem DJKanzel Podcast. Da es sich bei diesem Podcast fast nur um Sprache handelt, probierte ich 128 kBit/s als Bitrate, um die Dateien möglichst klein zu bekommen. Doch wieder hörte ich Verzerrungen und unschöne Kompressions-Artefakte, die in der Original-WAV-Datei nicht vorhanden waren.
Also rüstete ich auch die DJKanzel auf 192 kBit/s hoch und dachte mir, dass ich eben zu einem Audio-Snob geworden bin. Vielleicht hat mich das stundenlange Experimentieren mit meiner eigenen Stimme einfach soweit sensibilisiert, dass ich plötzlich Flöhe husten höre. Doch die Erklärung ist viel einfacher.
Auf der Webseite des Audacity-Podcasts entdeckte ich eine Erklärung, die meinen Lieblings-MP3-Encoder LAME ziemlich schlecht aussehen lässt.
Lame sei demnach gut für variable Bitraten (VBR) geeignet, aber sehr viel weniger gut für konstante Bitraten (CBR). Am Ende meines Blogposts über Online-Musik-Shops findest du mehr Informationen über Bitraten und Audioformate.
Kein Fraunhofer-Encoder für Mac-Nutzer
Für den Mac suchte ich nach einer neuen Möglichkeit, um alle WAV, AIFF und AAC-Dateien in das MP3-Format mit 320 kBit/s CBR zu konvertieren.
Das ist für den MAC gar nicht so einfach, weil es den Fraunhofer Encoder nicht für das Apple-Betriebssystem gibt. Ich verfüge über kein Programm mit dem ich damit eine MP3-Datei erstellen könnte.
Die einzige Lösung wäre Adobe Audition. Weil ich auf Ableton setze, wollte ich mir dieses Audio-Bearbeitungsprogramm nicht auch noch anschaffen. Audition wird nur noch im Abomodell als Teil des gesamten Adobe-Pakets angeboten.
Auf der Suche nach einer Alternative für den Mac bin ich auf iTunes gestoßen.
Wie funktioniert die Konvertierung mit iTunes?
iTunes bietet eine Funktion CDs einzulesen und ins MP3-Format zu konvertieren. Die Einstellungen dazu sind jedoch etwas versteckt. Die MP3-Bitraten sind in den CD-Import-Einstellungen versteckt.
Rufe zunächst die iTunes-Einstellungen auf
Wähle in der Übersicht "Import Settings/Import Einstellungen"
Wähle im nächsten Fenster das MP3-Format aus
In der Auswahlbox "Einstellung/Setting" darunter wählst du "Benutzerdefiniert/Custom"
Anschließend konvertierst du den Song über das Kontext-Menü der Playliste (klicke mit der rechten Mauste bzw. CTRL+Mausklick am Mac) auf die Audiodatei.
Dann wählst du "Umwandeln in MP3" bzw. "Create MP3 Version".
Es dauert wenige Sekunden, und die WAV-Datei ist umgewandelt. Ein weiterer Vorteil ist, dass iTunes viel schneller arbeitet als LAME.
Quasi als versteckte Dreingabe bietet iTunes die Vorteile des Fraunhofer Encoders, ohne extra dafür bezahlen zu müssen.
Der ganze Ablauf ist zwar immer noch nicht so elegant wie die MP3-Datei einer fertigen Podcastfolge direkt aus Ableton exportieren zu können. Aber die Tonqualität steigt merklich.
Der Fraunhofer Encoder liefert super gute Ergebnisse für CBR-Dateien. Das Ergebnis ist sogar so gut, dass eine Fraunhofer-codierte Datei mit 128 kBit/s CBR angeblich die Audioqualität einer 192 kBit/s CBR-Datei übertrifft, die mit Lame kodiert wurde.
Damit konvertiere ich seit jeher alle Lieder, die ich mir im iTunes-Store kaufe vom AAC- ins MP3-Format mit 320 kBit/s CBR. Mit den Ergebnissen war ich immer sehr zufrieden.
Aus früheren Erfahrungen weiß ich, dass viele ältere Audioplayer ein Problem mit VBR-Dateien hatten. Und besonders mein DJ-Tool Mixmeister kommt bei MP3s mit VBR komplett aus dem Tritt.
Deshalb stellte ich bereits vor Jahren komplett auf CBR um. Ich dachte mir, bei den heutigen Festplatten und USB-Stick-Preisen kann ich mir den Luxus von CBR-Dateien gönnen, auch wenn diese Dateien etwas größer sind.
Die Moderation für beide Podcasts nehme ich sogar als WAV-Datei auf und aus Mixmeister exportiere ich den fertigen Musikmix als AIFF-Datei. Beide Formate sind nicht komprimiert.
Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich meine Maxi-CD-Sammlung bisher immer mit dem Lame-Encoder umgewandelt habe. Ich habe zwar die WAV-Dateien behalten.
Die Konvertierungs-Arbeit und das stundenlange Taggen der Lieder muss ich bei Gelegenheit mit iTunes und dem Fraunhofer-Encoder wiederholen. Oder ich fange an, die WAV-Dateien der Houseklassiker zu spielen.
Nachtrag und Hörbeispiele
Da mir das Thema keine Ruhe ließ und ich dir den Unterschied demonstrieren will, habe ich ein Beispiel eingesprochen. Das Ergebnis hörst du einmal als WAV-Datei, im Anschluss an die kurze Stimmaufnahme habe ich noch ein Musikbett unter die Stimme gelegt.
Diese Referenz-WAV-Datei wandelte ich anschließend mit unterschiedlichen Encoder-Einstellungen um. Aber höre selbst:
Welche Erfahrungen hast du mit Bitraten und MP3-Encodern gemacht?