Im Dunkel tropft der Wahnsinn leis, die Egos groß, die Hoffnung heiß. Ein Preis, ein Streit, ein irrer Plan – und mittendrin: Magoove voran.
Cover von Die goldene Kanone – (K)ein Detektivroman
Ein Keller, ein Kanonenschuss – wer hier gewinnt, braucht mehr als Mut.
Wenn Absurdität, Sprachwitz und Tiefgang aufeinanderprallen: Willkommen in einem steampunkigen Wahnsinn, der unterhält, überrascht – und berührt – Was passiert, wenn man hochkarätige, streitlustige Krimiautoren in ein mysteriöses Anwesen einlädt, ihnen eine goldene Kanone als Preis verspricht und sie dann in einen finsteren, labyrinthartigen Keller sperrt? Richtig – es entsteht eine Geschichte, die alles ist, nur nicht gewöhnlich. „Die goldene Kanone: (K)ein Detektivroman“ von An Brenach ist ein Genre-Bastard, ein liebevoll inszeniertes Chaos aus Krimi-Parodie, Steampunk-Skurrilität und literarischer Feinkost – und wurde in der Aktion des „Club der Stimmen“ zu einem echten Hörerlebnis, das noch lange nachhallt.
Denn was als ironischer Seitenhieb auf die Krimiliteratur beginnt, entwickelt sich in der atmosphärischen Lesung der Autorin zu einem Theaterstück fürs Kopfkino, bei dem jede Silbe sitzt und jede Stimme eine eigene Bühne bekommt. An Brenach spricht ihr Werk selbst – und wie sie das tut, ist nicht nur mutig, sondern absolut gelungen: facettenreich, pointiert, scharfzüngig, mit genau dem richtigen Maß an Selbstironie und Tiefe. Wenn Du jetzt neugierig bist, dann komm doch mit auf eine Lesereise. Auf geht’s…
Ein Keller voller Egos, eine Kanone ohne Munition und zwei Männer mit völlig gegensätzlichen Nerven – Bartholomew Magoove ist kein einfacher Zeitgenosse. Eitel, bissig, voller übersteigerter Selbstwahrnehmung stolpert er zusammen mit seinem sarkastischen, leidenden Assistenten Mick van Luch in ein Abenteuer, das eher einem absurden Theaterstück als einem klassischen Krimi gleicht. Doch genau darin liegt die Stärke dieses Hörbuchs: Die Geschichte spielt mit Konventionen, unterwandert Erwartungen und serviert stattdessen Sprachkunst und Situationskomik, die zum Nachdenken ebenso einlädt wie zum Schmunzeln.
Die Dynamik zwischen Magoove und van Luch ist dabei das Herzstück der Erzählung – voller Dialogwitz, unterschwelliger Tragik und einer Reibung, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Hörbuch zieht. Dabei wechselt die Erzählperspektive regelmäßig, was im Hörbuch durch die nuancierte Interpretation von An Brenach besonders lebendig wird. Die Charaktere sind überspitzt, schrullig und liebenswert in ihrer Absurdität – und doch steckt in allem ein tieferer Kern: eine Hommage an die Welt der Literatur, an Sidekicks, an das Schreiben selbst und an das oft unterschätzte Chaos kreativer Köpfe.
Ein Erlebnis – nicht nur für die Ohren, sondern für Herz, Hirn und Zwerchfell – Was dieses Hörbuch so besonders macht, ist der Mut zur Andersartigkeit. An Brenach hält sich nicht an gängige Hörspielnormen oder übliche Spannungsbögen. Sie lässt die Kapitelgrenzen weg, setzt auf einen Strom der Gedanken und Ereignisse, der so wild mäandert wie die unterirdischen Gänge, durch die ihre Figuren irren. Diese Form der Erzählung ist ein kleines Kunstwerk – anspruchsvoll, aber zugänglich, verspielt und dennoch tiefgründig.
Die Aktion des „Club der Stimmen“, die dieses Hörbuch in den Mittelpunkt gerückt hat, verdient besondere Anerkennung. Hier wird nicht nur eine Geschichte hörbar gemacht – hier wird Literatur gefeiert. Und zwar in all ihrer Extravaganz, Komplexität und Eigenwilligkeit. Die Produktion der Hörbuchmanufaktur Berlin hebt das Ganze auf ein qualitativ hochwertiges Level – sauber, atmosphärisch, mit Fingerspitzengefühl für Tempo und Stimmung. Jede Silbe wirkt durchdacht, jede Betonung wie ein gezielter Tritt auf die Pointe.
Einige besonders erinnerungswürdige Highlights:
• Die herrlich skurrilen Einblicke in die Denkweise von Bartholomew Magoove – ein Ego in Menschengestalt.
• Van Luchs trockene Kommentare, die alles erträglicher machen – und alles absurder.
• Die hinreißende Figur Dolly mit fluffigen Kleidern und quietschiger Stimme (wer da nicht an Sophie aus Anastasia denkt, hat was verpasst!).
• Die Widmung an die Sidekicks – sie war nicht nur charmant, sie hat mich tatsächlich zu Tränen gerührt.
• Und natürlich: die unsagbar wichtigen Dinge, die Menschen in ihren Taschen herumtragen.
Ein Hörerlebnis voller Witz, Stimme und Detailverliebtheit – Dass An Brenach ihr Werk auch selbst eingesprochen hat, ist ein Geschenk. Ihre Stimme trägt all die ironischen, spöttischen, übertrieben dramatischen Nuancen der Figuren mit einer Leichtigkeit, die man selten hört. Magoove wird zur tonalen Karikatur eines literarischen Großmeisters mit völligem Realitätsverlust, van Luch zum zarten, zynischen Gegenpol – und die übrigen Autoren? Alle auf ihre eigene Art schräg, schrill, unvergesslich.
Dabei wird es nie zu viel. Ja, es ist überdreht, es ist schrill, es ist ein einziger Tanz auf dem Drahtseil des Geschmacks – aber alles mit so viel Feingefühl für Timing, Zwischentöne und Atmosphäre, dass man sich irgendwann selbst dabei ertappt, völlig hineingekippt zu sein. In den Wahnsinn. In die Dunkelheit. In das Mysterium der Tascheninhalte.
FAZIT: Ein Hörbuch wie ein surrealer Maskenball im Dunkeln. Und mittendrin: Herz, Humor und eine Stimme, die bleibt – Dieses Hörbuch bekommt von mir eine absolute Empfehlung zum Hören. „Die goldene Kanone: (K)ein Detektivroman“ ist ein anarchischer Liebesbrief an das Schreiben, das Lesen – und das kreative Chaos dazwischen. Es ist ein Hörbuch, das Grenzen sprengt, Schubladen ignoriert und dabei so viel mehr bietet als eine bloße Unterhaltung. Es ist ein verspielter, wilder, brillanter Ritt durch die Welt der Literatur, durch die Egos und Ängste der Schreibenden, durch skurrile Schauplätze und absurde Situationen, die uns zum Lachen bringen – und manchmal auch zum Innehalten. An Brenach gelingt das Kunststück, sich selbst und das eigene Werk mit einem Augenzwinkern zu hinterfragen, ohne je die Tiefe zu verlieren. Ihre Stimme trägt nicht nur den Text, sie verleiht ihm Seele – und macht aus einem ohnehin außergewöhnlichen Buch ein einzigartiges Hörerlebnis. Diese Geschichte ist wie eine Mischung aus Agatha Christie, Terry Pratchett und einem literarischen Escape Room – nur absurder, liebevoller und ganz und gar unverwechselbar.
Ich habe mich selten bei einem Hörbuch so köstlich amüsiert, so oft verwundert den Kopf geschüttelt, so sehr mitgefühlt – und mich gleichzeitig so gesehen gefühlt als jemand, der Bücher liebt, Worte feiert und schräge Gedanken schätzt. An Brenach ist eine Stimme, die man hören muss. Nicht nur, weil sie sprachlich klug und erzählerisch mutig ist. Sondern weil sie uns daran erinnert, dass Literatur nicht glatt, erwartbar oder brav sein muss. Sie darf trotzig, abgedreht und tiefsinnig zugleich sein. Und genau das ist „Die goldene Kanone“. Ein Hörbuch für alle, die lieber zwischen den Zeilen lachen – und dort vielleicht auch ein kleines bisschen weinen. Wer sich auf diese steampunkige Achterbahnfahrt einlässt, wird nicht nur mit Humor, sondern auch mit echtem Gefühl belohnt. Denn hinter dem Spiel mit Klischees und Klamauk steckt eine spürbare Liebe zu Sprache, zu Figuren, zu Geschichten, die bleiben. Mir bleibt jetzt nur noch dir eine schöne Zeit mit diesem Hörbuch zu wünschen, denn es ist ein Geschenk für alle, die keine Angst vor Abgründen haben – und darin Schönheit entdecken.
Nach diesem kurzen Abstecher in die Welt des Hörbuchs, schaue ich gleich mal, was mich als Nächstes auf meinem Reader erwartet. Ab und an mag ich es, ein sehr schönes und interessantes Buch auf den Ohren zu haben. Dieses wird noch lange nachklingen und sicher gibt es bald wieder eines, was ich euch vorstelle. Bleibt also neugierig und bis bald 
