Zum Inhalt:
Es ist das Jahr 1939. Liesel Meminger (9 Jahre) wird zusammen mit ihrem jüngeren Bruder in die Obhut von Pflegeeltern übergeben. Doch auf dem Weg dorthin stirbt ihr Bruder. Auf dessen Beerdigung stiehlt das junge Mädchen ihr erstes Buch “Das Handbuch der Totengräber”, welches einer der Totengräber verloren hat. Dies ist der Beginn ihrer tiefen Verbundenheit zu Büchern.
Bei ihren Pflegeeltern in Molching angekommen fällt es ihr zunächst schwer sich einzuleben. Ihre Pflegemutter scheint alles andere als nett zu sein, ganz im Gegensatz zu ihrem Pflegevater. Er schenkt ihr Aufmerksamkeit, wacht des Nachts an ihrem Bett, um ihr die Angst vor dem Schlafen zu nehmen und bringt ihr schließlich das Lesen bei.
Während sie sich einlebt, wächst ihre Liebe zu Büchern von Tag zu Tag und sie geht viele Wagnisse für ihre Leidenschaft ein.
Zusammen mit ihrem neugewonnenen Freund Rudi (der sich von Liesel nichts mehr als einen Kuss wünscht), verlebt sie in der Himmelstraße eine, für den Nationalsozialismus, relativ schöne Zeit.
Bis zu dem Zeitpunkt, als heimlich ein Jude in ihren Keller einzieht. Eine tiefe und innige Freundschaft erblüht zwischen den beiden. Eines Tages jedoch laufen die Juden durch das Dorf … auf dem Weg nach Dachau.
Meine Meinung:
Erst mal zu der Geschichte allgemein:
Die Handlung spielt sich zur Zeit des Zweiten Weltkrieges ab und genau das ist eigentlich nicht mein “Genre”. Nach “Anne Franks Tagebuch” und “Als Hitler das rosa Kaninchen stahl”, die ich in meiner Jugend las, habe ich diese Thematik weitestgehend gemieden, da ich es einfach viel zu traurig und grausam fand. Jetzt, 10-12 Jahre später, wagte ich noch einmal den Versuch und bin froh, diesen Schritt gegangen zu sein. Vermutlich gehe ich jetzt einfach anders mit diesem Thema um, obwohl die dargestellte Realität nichts von seiner Grausamkeit verloren hat.
Wie schon in der Inhaltsangabe beschrieben, handelt das Buch von Liesel Memingers Leben. Erzählt werden die Geschehnisse vom Tod. Man könnte meinen, dieser Tod sei grausam und ohne Skrupel. Doch dieser Tod ist anders. Er zeigt als Tod so viel Herz und Gefühl, welches man bei den Nationalsozialisten schmerzlich vermisst und absolutes Unverständnis hervorruft.
“Es bringt mich schier um, wie manche Menschen sterben”
Sprachlich, mit Hilfe vieler verschiedener Stilmittel und der unglaublichen Wortgewandtheit ist dieses (Hör-)Buch, trotz des wirklich tragischen Erzählten, ein wahres Meisterwerk.
Der folgende, häufig zitierte und wirklich erdrückende Satz zeigt, wie Zusak regelrecht mit den Worten spielt.
“Sie gingen nach Dachau, um sich zu konzentrieren”
Die teils schräg anmutenden Vergleiche/Beschreibungen (“unterernährtes Schlurfen”) verdeutlichen die Tragik und ich empfand sie als eindringlicher.
“Der Führer beschloss, dass er die Welt mit Worten regieren würde.”
“…und lockte sie mit seinen schönsten hässlichsten Worten…”
In dem Buch geht es eigentlich weniger um den Ausgang der Geschichte, als vielmehr um das “Wie?”. Vieles wird zu Anfang der Kapiteln (oder auch mittendrin) vorweggenommen. Zuerst hat mich das sehr verärgert, da es das “Was?” ist, das in den meisten Geschichten im Vordergrund geht. Doch dann wurde mir bewusst, dass genau das nebensächlich ist und man sich so auf das Eigentliche konzentrieren kann.
Mit diesem Buch wird die Macht der Worte beschrieben, die grausame, wie die positive lebensrettende Macht der Worte
Zum Hörbuch:
Da es mein erstes Hörbuch war, fehlt mir natürlich (leider) der Vergleichswert. Hörbüchern stand ich bisher immer skeptisch gegenüber. Diese eher negative und teils sogar ablehnende Tendenz wurde mit diesem Hörbuch ins Gegenteil umgewandelt.
Für mich war es der Einstieg in die vorgelesene/erzählte Literatur, auch wenn ich dem gedruckten Buch immer den Vorrang geben werde
Boris Aljinovic scheint mir absolut perfekt für diese Geschichte und ich hätte mir keinen Besseren vorstellen können, trotz meiner (wie schon erwähnten) Unwissenheit.
Um ehrlich zu sein, habe ich nie verstanden, wieso Hörbücher vergleichsweise teuer sind. Mir kommt, trotz meiner Begeisterung hierfür, der Preis auch etwas hoch angesetzt vor, kann es jetzt allerdings eher nachvollziehen. Jemand, der keine Zeit/Lust zum Lesen hat, wird hierfür wohl weit mehr Verständnis aufbringen, als ich es vermag.
–> Hör/Leseprobe (Für die Hörprobe muss man oben links auf die Noten klicken)
Hörbuchdaten:
Laufzeit – ca. 420 Minuten
Autor – Markus Zusak
Gelesen von: Boris Aljinovic
Erscheinungstermin: 27. Februar 2008
Preis – 24,95 € [D]
Hörbuch erschienen bei Random House Audio
Buch erschienen bei blanvalet/cbt
ISBN: 978-3-86604-825-6